#Interview
“Keine unserer Mütter war Mitglied im Rotary Club”
Das Berliner Startup Aivy, das 2020 von Florian Dyballa, David Biller, Arbnor Raci und Alexandra Kammer gegründet wurde, möchte den Berufswahlprozess durch den Einsatz intelligenter Algorithmen erleichtern und verkürzen. “Aivy ist ohne Fachwissen einzusetzen und spricht damit vor allem auch solche Unternehmen an, die bisher keine Diagnostik im Einsatz hatten. HR-Verantwortliche erkennen mit Aivy die Passung ihrer Bewerber:innen zu der jeweiligen Stelle”, sagt Gründerin Alexandra Kammer.
Im Frühjahr 2022 nahm das Startup an der VOX-Gründershow “Die Höhle der Löwen” teil und konnte einen Deal mit Carsten Maschmeyer und Dagmar Wöhrl. Dieser platzte aber nach der Show. “Die Erfahrung und der Austausch mit den Löwen haben uns viel Spaß gemacht und waren durchweg positiv”, sagt Alexandra Kammer dennoch. Im Sommer 2022 investierten dann der Business Angel Club Berlin-Brandenburg, Matthias Helfrich und Andreas Schmitz rund 1 Millionen Euro in Aivy.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Aivy-Gründer Alexandra Kammer außerdem über Bauchgefühl, Barrieren und Sichtbarkeit.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Dein Startup erklären?
Oma sagt immer: Früher hatten wir nicht so viele Möglichkeiten. Wer Schneider werden wollte, wurde auch Mal schnell zum Tischler gemacht. Eine große Wahl gab es meist nicht. Heute ist das ganz anders. In einer Zeit nach der Baby-Boomer Generation sind junge Arbeitskräfte rar. Unternehmen werden dadurch selbst zu Bewerbenden. Außerdem hat die Wissenschaft in den letzten Jahren riesige Fortschritte gemacht. Heute wissen wir viel eher worauf es bei der Auswahl von Bewerbenden wirklich ankommt. Nicht auf das Bauchgefühl. Auch nicht nur auf den Lebenslauf. Aivy macht deshalb individuelle Stärken sichtbar und hilft so, die Auswahl fair und erfolgreich zu gestalten. Aivy ist wie ein Mensch-Ärger-Dich-Nicht Spiel für den Bewerbungsprozess. Am Ende sind beide Seiten glücklich: Bewerber:innen und Unternehmen.
Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Aivy ist ein wissenschaftlich fundiertes Software as a Service-Produkt. Unternehmen und Recruiter:innen nutzen es zum stärkenbasierten Talentmanagement. Aivy ist ohne Fachwissen einzusetzen und spricht damit vor allem auch solche Unternehmen an, die bisher keine Diagnostik im Einsatz hatten. HR-Verantwortliche erkennen mit Aivy die Passung ihrer Bewerber:innen zu der jeweiligen Stelle.
Wie ist überhaupt die Idee zu Aivy entstanden?
Unser interdisziplinäres Team eint vor allem eins: Wir sind die ersten in unserer Familie, bei dem was wir heute tun. Keine unserer Mütter war Mitglied im Rotary Club und hat uns nebenbei den ersten Praktikumsplatz organisiert. Wir kennen die Hürden des Aufstiegs nicht nur aus persönlicher Erfahrung, sondern haben auch dazu geforscht. Es lag daher auf der Hand: Wir wollen dabei helfen, diese Barriere für alle Generationen vor und nach uns zu beseitigen. Mit Aivy geben wir Unternehmen ein objektives Werkzeug an die Hand, um Bewerber:innen nach Stärken auszuwählen und damit den Person-Job-Fit zu erhöhen. Dieser ist der höchste Prädiktor für Erfolg und Zufriedenheit im Beruf.
Wie hat sich Aivy seit der Gründung entwickelt?
Bereits über 30 0000 Talente haben Aivy absolviert. Unter unseren über 50 Partnern, finden sich etablierte Firmen wie Roche, Fresenius oder Würth. Aber auch jüngere Unternehmen, wie The Nu Company. Unser Team besteht heute aus 12 Personen. Unser Erfolgsrezept für die Zukunft? Nachhaltiges Wachstum in Schlüsselrollen. Das hat bisher sehr gut funktioniert, was auch unsere Case Study zeigt: Wer Aivy nutzt, verhindert 30 % der Fehleinstellungen noch vor dem ersten Bewerbungsgespräch.
Im Frühjahr 2022 habt ihr an der Gründershow “Die Höhle der Löwen” teilgenommen. Welchen Einfluss genau hatte die Vox-Show auf eure Entwicklung?
Wir wünschen uns eine Arbeitswelt, in der es um den Menschen hinter dem Lebenslauf geht. Für uns ist klar, individuelle Stärken sollten im Recruiting im Mittelpunkt stehen, denn sie haben die stärkste Vorhersagekraft für Arbeitserfolg und -zufriedenheit. Wenn wir das umsetzen, landet jedes Talent an der passenden Stelle und kann sich entfalten. Der Zuspruch von Maschmeyer und Wöhrl bestätigte uns: Aivy trifft den Zeitgeist. Durch die Reichweite der Sendung haben wir mehr Sichtbarkeit generiert. Auch dadurch helfen uns nun bekannte Recruiting Expert:innen und Investor:innen dabei, unsere Mission weiter zu verbreiten. Darüber freuen wir uns sehr.
Euer TV-Deal mit Carsten Maschmeyer und Dagmar Wöhrl platzte nach der Show. War das jetzt ein Vor- oder ein Nachteil?
Die Erfahrung und der Austausch mit den Löwen haben uns viel Spaß gemacht und waren durchweg positiv. Ob etwas zum Vor- oder Nachteil war, lässt sich immer erst am Ende sagen. Glücklicherweise sind wir gerade erst am Anfang. Um es kurz zu halten: Uns geht es gut und unser Blick richtet sich nach vorne! Nach der Sendung konnten wir eine Investitionsrunde in doppelter Höhe abschließen. Wir freuen uns auf alles, was noch kommt.
Was rätst Du anderen Gründer:innen, die bei der Gründershow mitmachen wollen?
Auf das eigene Produkt zu vertrauen und einen kühlen Kopf zu bewahren. Außerdem sollte man sich bei noch so viel Vorfreude und Sichtbarkeit nicht von der Presse überrumpeln lassen. Es gilt besonders dann: Fokus bewahren und das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren!
Wo steht Aivy in einem Jahr?
Im allerbesten Fall haben wir unsere Vision, den Menschen hinter dem Lebenslauf mit seinen individuellen Stärken in den Fokus zu rücken, verwirklicht, im realistischen Fall sind wir ihr ein Stück näher gekommen: In einem Jahr wollen wir die Anzahl der #HeRoes mindestens verdoppeln und damit mehr Chancengleichheit in die Arbeitswelt gebracht haben. Heute blicken wir schon auf über 50 Unternehmen, die Aivy einsetzen und mehr #HeRoes, bedeutet mehr Impact. Darauf liegt unser Fokus!
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