Was man von der Arbeit in einem schwedischen Startup lernen kann
Viele Fragen klären sich bei einem Kaffee. In Schweden nimmt man sich 10 Minuten Zeit für eine “Fika”, einen “kreativen Kaffee”, bespricht ein paar Themen und geht dann wieder an die Arbeit. Für mich als deutscher Mitarbeiter eines schwedischen Digital-Dienstleisters für Logistik war das sicher eine der spannendsten Erfahrungen im Umgang mit meinen schwedischen Kolleg:innen. Denn Deutschland ist da etwas anders aufgestellt. Hier setzt man sich an sein Projekt und arbeitet es eher konsequent durch.
Natürlich, das ist pauschalisiert und alles in diesem Text sind subjektive Beobachtungen, illustriert, aber trotzdem einen der wichtigsten Kulturunterschiede zwischen den beiden Ländern. Es geht dabei nicht nur um das Ergebnis, sondern auch darum, wie man zu dem Ergebnis kommt. Bestimmt oder sehr schnell in Deutschland versus fokussiert und mit kleineren Kreativ-Pausen in Schweden. Mein Zwischenfazit: In Schweden ist man eher pragmatisch – und das motiviert. Ein Kaffee also macht den Unterschied.
Angenehmer zum Ziel
Schweden und Deutschland sind eigentlich, geht es um Arbeit, recht kompatibel. Projekte werden fertig gemacht – no matter what. Dass eine Pause aber eben manchmal dazu führt, dass man pragmatischer seine Aufgaben erledigt, ist nur ein Beispiel von vielen, in denen sich die beiden Länder unterscheiden. Flexibilität ist hier das Stichwort. Während man sich in Deutschland eher an einen vorher ausgemachten Zeitplan hält, arbeiten die Schweden flexibler. Beide Wege führen zum Ziel – aber es scheint so, als würde der Weg in Schweden mit mehr Schwung und Elan gemeistert.
Mut zum Fehler
Es geht hier aber auch um Mut. Denn dafür muss man loslassen können und wenigstens ein bisschen Kontrolle abgeben können. Das zeigt sich auch im Umgang mit den verschiedenen Hierarchieebenen untereinander. Während in Schweden der Mut zur Aktion auf allen Ebenen belohnt wird, neigen wir in Deutschland dazu, alles bis ins letzte Detail zu durchdenken und zögerlich nach vorne zu gehen. Es könnte ja etwas schiefgehen – Fehler sind in Schweden hingegen völlig okay, sie werden sogar gefördert, und dadurch wird auch viel Vertrauen und Verantwortung an Mitarbeiter abgegeben.
Das deckt sich auch damit, dass die Deutschen sich viel mehr an einer traditionellen Hierarchiestruktur orientieren als die Schwed:innen. Während wir in Deutschland darauf warten, dass Anweisungen und Ideen von oben nach unten weitergegeben werden, hat man in Schweden viel Autonomität und Verantwortung, um Entscheidungen zu treffen und Ideen mit einzubringen. Man orientiert sich vielmehr daran, was jemand kann. In welcher Position im Unternehmen die Person dabei steht, ist erstmal egal. Es sind die Ideen, die zählen. In (fast) jeder Runde ist für jede:n ein Platz. Man bringt Neues in das Unternehmen ein und ist bereit, proaktiv einen Schritt nach vorne zu gehen. Klingt erst einmal nicht nach viel – ist es aber! Denn wie Deutschland steht auch Schweden unter ungeheurem Innovationsdruck. Das Land braucht neue Ideen und die können eben nicht immer aus denselben Köpfen kommen. In einer Unternehmenskultur, die weniger auf Hierarchien als auf Input achtet, entsteht Diversity of minds von ganz allein. Und ganz oft machen diese Ideen dann bei einer “Fika” also bei einem schnellen Kaffee die Runde.
Tipp: Was man aus der Arbeit in einem französischen Startup lernt
Über den Autor
Hendrik zu Knyphausen ist General Manager beim schwedischen Startup Budbee. Damit arbeitet der Deutsche bei einem schwedischen Startup – und das bedeutet, dass er sich auf eine Unternehmenskultur einlassen durfte, die ganz anders tickt. Was er erlebt, ist ein Eintauchen in die Welt des Pragmatismus und der Hands-on-Mentalität.
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