#Interview

“Gute Ideen, gute Teams und vor allem gute Execution werden immer finanziert”

Wie lief es 2022 bei Atem? "Es ist immer ein magischer Moment, wenn aus einer Idee heraus ein Team zusammenfindet, erste Kunden andocken und Pläne für die Zukunft geschmiedet werden", sagt Atem-Gründer Alexandre Peschel.
“Gute Ideen, gute Teams und vor allem gute Execution werden immer finanziert”
Freitag, 6. Januar 2023VonAlexander

Das Berliner ClimateTech Atem, von Alexandre Peschel, Gründer des Berliner Design- und Entwicklerstudios Ape Unit, Mattes Groeger sowie Christoph Lange, Gründer von Simfy und Idagio, gegründet, möchte Unternehmen helfen, “ihrer Verantwortung für den Klimaschutz gerecht zu werden und Geschäftsprozesse mit Impact zu verbinden”. Konkret ermöglicht Atem “durch eine tokenbasierte Schnittstelle den automatisierten Kauf von geprüften CO2-Zertifikaten”.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Atem-Gründer Alexandre Peschel einmal ausführlich über das kürzlich abgelaufene Jahr.

2022 ist gerade rum. Was war das Highlight im vergangenen Jahr bei Euch?
Die Gründung von Atem im März. Es ist immer ein magischer Moment, wenn aus einer Idee heraus ein Team zusammenfindet, erste Kunden andocken und Pläne für die Zukunft geschmiedet werden. Ich bin super froh, meine Mitgründer Christoph Lange und Mattes Groeger vergangenes Jahr kennengelernt zu haben. Die beiden bringen ihre Erfahrung aus ihrer vorherigen Gründung Idagio plus im Falle von Christoph auch noch Simfy ein. Vor allem sind wir uns aber einig, dass der Klimawandel die globale Herausforderung dieses Jahrhunderts ist – und dass Technologie der Schlüssel sein wird, das Schlimmste zu verhindern.

Es herrscht derzeit Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Was ist Deine Sicht auf diese Eiszeit?
Unser Eindruck nach gut 15 Jahren im deutschen Startup-Umfeld ist: Gute Ideen, gute Teams und vor allem gute Execution werden immer finanziert. Klar, der Blick von Investorenseite ist kritischer geworden, aber das finde ich sogar positiv: Weil so erstens das Feedback präziser und hilfreicher ist und zweitens weniger Teams mit viel Kapital unterwegs sind und es dadurch für ein kleines Team wie uns einfacher wird, wirkliche top Mitarbeiter:innen zu finden. Die Bewertungen sind sicher niedriger als noch in den Jahren davor, aber wir erleben das eher als Ansporn zu zeigen, dass wir als erfahrenes Team mit unseren Mitteln weiter kommen als andere.  Wir haben unsere Pre-Seed Finanzierung im Mai erfolgreich abgeschlossen – mit Investoren, die an die langfristige Vision hinter Atem und uns als Gründer glauben.

Wie lief 2022 wirtschaftlich für Euch – habt ihr alle eure Ziele erreicht?
Übererfüllt! Wir haben im Januar bei Null angefangen und sind jetzt ein Team von mehr als zehn ambitionierten Menschen, die an ihrer Idee zum Kampf gegen den Klimawandel arbeiten dürfen. Wir sind überzeugt: In Zukunft wird es für den Erfolg von Unternehmen eine Voraussetzung sein, dass sie sich ihrer Verantwortung für den Klimaschutz stellen. Dass Impact Teil ihrer Geschäftsprozesse sein muss. Dafür brauchen sie aber die richtigen Werkzeuge, die richtige Technologie.

Was lief 2022 bei Euch nicht rund?
Auch wenn wir Decentralised Ledger bzw. Blockchains “nur” als Technologie nutzen, die Verwerfungen und Pleiten im Krypto-Markt haben Kollateralschäden und Verunsicherung ausgelöst, die auch wir gemerkt haben. Unser Geschäftsmodell hat mit Krypto nullkommanull zu tun, aber alles, was in irgendeiner Weise mit Blockchain zu tun hat, wird damit manchmal in einen Topf geworfen. Zum Glück lässt sich das Missverständnis aber auflösen, indem man es erklärt. Das mussten wir zuletzt bloß etwas häufiger tun als noch zu Beginn des Jahres. 

Welches Projekt steht bei Euch für 2023 ganz oben auf der Agenda?
Der offizielle Launch unserer API. Auch wenn erste Kunden Atem bereits im Einsatz haben – der offizielle Startschuss wird für uns ein echter Meilenstein, auf den wir mit vollem Einsatz hinarbeiten. Der ganzen Welt einfachen Zugang zu qualitativ hochwertigen CO2-Zertifikaten zu geben, treibt uns alle im Team an. Wir sehen jeden Tag in den Nachrichten, dass die Menschheit mit dem bisherigen Kurs gigantische Probleme auf diesem Planeten bekommen wird. Um den Worst Case zu verhindern und Umweltverschmutzung zu bekämpfen, kann Emissionshandel ein hilfreicher Baustein sein. Dafür muss dieser Handel aber für möglichst viele Unternehmen erleichtert werden – genau das ist unser Ziel fürs kommende Jahr.

Tipp: Mehr Rück- und Ausblicke findet ihr in unserem Jahresrückblick.

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Foto (oben): Atem

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.