#Interview
“Es ist wichtig, einen guten Ausgleich zu haben”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Ebru Erkunt die Gründerin von HaselHerz. Das Hamburger Startup bietet spezielle Bio Nuss-Nougat-Cremes.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Ich starte meistens gegen 6:30h in den Tag – entweder mit viel Sport oder genüsslich mit einem Kaffee. So früh morgens hat mich der Stress des Tages noch nicht eingeholt und so arbeite ich viel konzentrierter. Ich setze mich an meine ToDo-Liste, gehe meine Emails durch und starte voller Elan in den Arbeitsalltag.
Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Für mich ist es wichtig, einen guten Ausgleich zu haben und mental von der Arbeit abschalten zu können. Das mache ich gern mit einem schönen Abend mit meinem Partner oder indem ich abends gute Freunde zum Essen treffe. Entweder laden wir ein oder wir essen auswärts. Beides mag ich sehr gerne. Was mir auch immer gut tut, ist, ins Kino zu gehen oder zu lesen – am liebsten Sachbücher. Manchmal schöpfe ich auch Energie, indem ich einfach nichts mache.
Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Meine erste Intuition war gerade, dass ich gern vorher gewusst hätte, was mit einer Gründung eines Food-Startups alles auf mich zukommen würde. In der gesamten Wertschöpfungskette gibt es unterschiedliche Herausforderungen, die ich im Laufe des Firmenaufbaus auch erleben musste. Hätte ich alles vorher gewusst, vermute ich aber rückblickend, dass ich mich gar nicht erst getraut hätte, meinem Traum nachzugehen.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?
Hürden gab es in der Gründungsgeschichte von HaselHerz tatsächlich einige. Besonders in Erinnerung ist mir eine Situation geblieben, auf die ich keinen Einfluss hatte, die aber fast das Aus bedeutet hätte. 2017 gab ich meinen Hauptjob auf, um mich zu 100 Prozent HaselHerz zu widmen. Meine Aufstriche wurden extern produziert und kurze Zeit später lieferte mir mein Lieferant ohne Vorwarnung plötzlich keine Produkte mehr aus. Durch die Waren-Vorfinanzierung hatte ich hohe Ausgaben, aber keine Einnahmen mehr, da ich ja nichts verkaufen konnte. Eine Lieferunfähigkeit führt in den meisten Fällen zu einer Auslistung. Es war so ernüchternd und ich fühlte mich machtlos. Um mich über Wasser zu halten, habe ich für die Zeit einen Job am Flughafen angenommen. Denn die Alternative wäre gewesen, HaselHerz aufzugeben und wieder angestellt zu sein, was für mich aber keine Option war. Diese prägende Situation ist nicht aufgrund fehlender Nachfrage entstanden, im Gegenteil, ich war mitten im Wachstum. Es war eine wirklich herausfordernde, harte und zum Teil traurige Zeit. Rückblickend weiß ich, dass es mich in jeglicher Art demnach nur gestärkt hat.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Die Gründung im Nebenerwerb war im Nachhinein nicht die beste Idee, da ich dadurch wertvolle Jahre verloren habe. Unterm Strich konnte ich dadurch nicht effizient genug arbeiten und nicht zu 100% für mein Startup da sein.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Teamwork makes the dream work – gute Mitarbeiter:innen sind essenziell für ein erfolgreiches Startup. Über Empfehlungen, sein Netzwerk, Stellenausschreibungen oder Initiativbewerbungen finden wir neue Mitarbeiter:innen. Besonders wichtig ist mir, dass sie engagiert und motiviert sind, ich ihnen blind vertrauen kann und sie sich mit ihren Fähigkeiten aktiv einbringen.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Auf jedes Tief folgt immer auch ein Hoch und auch, wenn es etwas abgedroschen klingen mag, steckt im Spruch „Der Weg ist das Ziel“ doch so viel Wahrheit. Das funktioniert aber nur, wenn ihr wirklich mit Passion an die Sache herangeht.
Ohne welches externe Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Die ERP-Software WeClapp ist das Herzstück bei uns. Ohne sie würden wir zwar immer noch existieren, aber es wäre ziemlich chaotisch.
Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Mit guter Laune, gutem Kaffee und natürlich viel HaselHerz Schokolade.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Rückblickend empfinde ich es als “wild”, dass ich während meines Vollzeitjobs in einer Werbeagentur mit großer Verantwortung für einen internationalen Etat, HaselHerz im Nebenerwerb gegründet habe. Es kommt noch hinzu, dass ich die ersten drei Jahre auch selbst in einer angemieteten Küche produziert habe. Manchmal frage ich mich, woher ich all die Energie und den Elan hergenommen habe, diesen Spagat zwischen Startup und Account-Direktorin machen zu können. Aber auch hier zeigt sich wieder, dass die Leidenschaft zu beiden Jobs mir all die Kraft gegeben haben. Außerdem war es “wild”, zuvor unbekannte Stärken und Talente an sich selber zu entdecken (lacht).
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.