Warum Gründer:innen nur erfolgreich mit dem richtigen Team sind
Das Fundament für ein erfolgreiches Startup und bahnbrechende Innovationen ist das Team dahinter. Die Entrepreneure von heute entwickeln neue Ideen, gründen nachhaltige Unternehmen und motivieren andere auf ihrem Erfolgsweg nach oben – die Arbeit dahinter geschieht jedoch meist Backstage. Ramin Mohammadi gründete vor rund zwei Jahren sein Teppich-Startup Teppana und hat Stand heute 25 Mitarbeiter:innen eingestellt. Er erklärt, wie Gründer:innen das richtige Team mit den richtigen Werten finden und warum das gerade beim Bootstrapping eine wichtige Rolle spielt.
Mehr Herz, weniger Lebenslauf
Unternehmensgründungen scheitern oft, weil das Team falsch zusammengestellt wurde. Ich sage: Das Team ist die Basis für den Unternehmenserfolg. Sie ist die Basis des Erfolgs und auch meines Erfolgs. Ich habe mir in der Anfangsphase bei Teppana weniger Zeit für die Einstellung der richtigen Leute genommen und war froh, dass ich die Stelle überhaupt besetzen konnte. Das habe ich bereits nach kurzer Zeit bereut. Denn wenn das Vertrauen nicht da ist, die Chemie nicht stimmt und die Vision nicht geteilt wird, funktioniert das ganze Unternehmen nicht. Umso wichtiger ist es, dass ich als Gründer:in in der Lage bin, eine Kultur aufzubauen, die sich gegenseitig unterstützt, um gemeinsam Großes zu erreichen. Keine leichte Aufgabe! Es erfordert Geduld, Verständnis und vor allem: die richtige Chemie. Während wir in der Vergangenheit darauf trainiert wurden, uns auf die bisherigen Erfahrungen, alias den Lebenslauf eines potenziellen Teammates zu konzentrieren, schaue ich, ob ich bei meinem Gegenüber Leidenschaft spüre. Habe ich das Gefühl, dass ich dieser Person vertrauen kann? Dass sie unsere Vision teilt? Dass sie für Teppana brennt?
Erstmal selber machen
Wer eine innovative Idee hat und diese an den Start bringen will, möchte damit so schnell wie möglich durch die Decke gehen. Dafür braucht es die entsprechenden finanziellen Mittel. Bei der Gründung meines Startups Teppana wollte ich aber unbedingt auf externe Finanzierungen verzichten und setzte deshalb auf Bootstrapping. Dadurch habe ich früh gelernt, effektiv zu wirtschaften und mit knappem Budget zu haushalten. Anstatt direkt ein Team aufzubauen, war ich gezwungen, alles selbst zu machen – und mit allem meine ich wirklich alles. Vom Kundenservice über Teppich-Design, dem Nähen der Teppiche bis zur Reparatur der Maschinen – ich habe alles selbst gemacht. Der Vorteil? So konnte ich genau verstehen, wie jeder Bereich meines Unternehmens funktioniert. Von da an habe ich bei der Einstellung meiner Mitarbeiter:innen genau darauf geachtet, ob sie zu Teppana passt. Als ich soweit war, meine erste Mitarbeiterin für den Kundenservice einzustellen, wusste ich genau, was sie mitbringen muss. Sie hatte keinerlei Kenntnisse oder Abschlüsse in diesem Feld. Und? Dafür eine Menge Empathie und Charme, um die Probleme der Kund:innen fühlen und lösen zu können – genau so jemanden brauchte ich. Mein Tipp: Hört auf, bei der Suche des passenden Teammates in Schubladen zu denken und vergesst den Lebenslauf. Um Kund:innen zu verstehen und ihnen zu helfen, braucht es Herz und keinen Abschluss.
Ein Growth Mindset bestimmt den Erfolg
Warum das richtige Team besonders beim Bootstrapping von entscheidender Bedeutung ist? Teammates in einem Startup müssen flexibel sein und Veränderungen lieben. Und zwar nicht nur in Bezug auf den ständigen Wandel des Unternehmens, sondern vielmehr auf ihre eigene Rolle darin. Je flexibler und wandelbarer mein Team ist, desto schneller kann mein Startup wachsen und sich verändern. Mitarbeiter:innen mit einem Growth Mindset sind der Überzeugung, dass sie sich in jedem Bereich weiterentwickeln und verbessern können. Sie haben ein dynamisches Selbstbild, das offen für Wachstum ist. Dieses Mindset sorgt nicht nur für weniger Stress im Job, sondern verspricht Erfolg für unser gesamtes Team. Diese Menschen sehen Fehler als Chance, sich weiterzuentwickeln, sie wollen mehr über Dinge erfahren, die sie noch nicht kennen und lassen sich vom Erfolg anderer inspirieren. Wer im Kundenservice arbeitet, kann also genauso Design oder Produktion. Mein Team wird gefördert und befähigt, seine Skills sowie seine Persönlichkeit auszubauen. Besonders wir Bootstrapper sind auf flexible Menschen angewiesen, da das Budget anfangs eng gezurrt ist. Für jeden Bereich eine extra Person mit einem festgelegten Mindset und begrenzten Skills einzusetzen, ist schlichtweg unmöglich. Nicht die Fähigkeiten und Kompetenzen bestimmen also, ob mein Team im Berufsalltag erfolgreich ist, sondern einzig und allein das Mindset. Es entscheidet darüber, wie wir mit Herausforderungen, Problemen und Aufgaben umgehen. Wir als Gründer:innen sollten unser Team weiterentwickeln und es motivieren, über sich selbst hinauszuwachsen und irgendwann selbst zu laufen. Dabei gilt für die Teammates: Macht so viele Fehler, wie ihr könnt! Nur mit einer offenen Fehlerkultur geben wir unserem Team den Freiraum, sich auszuprobieren.
Wenn ein Startup nicht chaotisch ist, wächst es zu langsam
Eins ist für mich klar: Es gibt nichts Schlimmeres, als ein toxisches Teamklima. Deshalb gehört Ehrlichkeit für mich zu den wichtigsten Werten eines guten Teams. Neben einem offenen Mindset und der Leidenschaft für die Sache, sollten neue Teammates aber vor allem Bock auf Chaos haben. Denn in einem Startup zu arbeiten bedeutet auch, nicht zu wissen, was in drei Monaten ist. Deshalb brauchen wir Gründer:innen ein Team, das hinter uns steht, das Veränderungen nicht als Hindernis, sondern als Challenge sieht und Lust hat, sich parallel zum Unternehmen mitzuentwickeln. Kein Tag ist wie der andere und schon morgen könnte alles anders sein. Denn: Wenn ein Startup nicht chaotisch ist, dann wächst es zu langsam. Das richtige Team hat also Lust auf Chaos, viel Veränderung, das persönliche Wachstum und freut sich vor allem darauf, Fehler zu machen.
Über den Autor
Ramin Mohammadi ist der CEO und Gründer von Teppana. Der Hamburger Gründer hat den herkömmlichen Teppich neu erfunden und entwickelte als erster in Europa zweiteilige, waschbare Teppiche für die Heim-Waschmaschine. Der 28-Jährige gründete ohne die Hilfe von Investoren vor knapp zwei Jahren sein Teppich-Start-up, das bisher über 150 verschiedene Designs produziert hat. Alle Teppiche von Teppana werden in Hamburg produziert und können – egal welcher Größe – in einer herkömmlichen Waschmaschine gewaschen werden. Stand heute zählt Ramin rund 25 Mitarbeiter:innen zu seinem Erfolgsteam.
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