Unternehmenskultur als neue Währung
Von Buchhaltung über Personalabteilung bis hin zu Marketing: Als Gründer*in hat man gerade zu Beginn vielerlei Hüte im eigenen Unternehmen auf. Dabei passiert es schnell, dass die Unternehmenskultur nur als Projekt neben dem aktiven Geschäft gesehen wird. Und hier liegt der Fehler: Denn die Unternehmenskultur spiegelt nicht nur die Identität eines Unternehmens wider, sondern stellt durchaus auch einen Wettbewerbsvorteil dar.
Unternehmenskultur macht sich bezahlt
Statt der traditionellen „Hustle“-Kultur haben Werte wie Empathie und Vertrauen in der modernen Arbeitswelt einen großen Stellenwert erlangt. Sie verleihen dem Unternehmen einen Charakter und spiegeln sich in der Unternehmenskultur wider. Sie ist für viele Arbeitnehmer*innen ein entscheidendes Auswahlkriterium geworden: Eine Glassdoor Studie zeigt, dass sich mehr als drei Viertel der Arbeitssuchenden noch vor einer Bewerbung genau mit der Unternehmenskultur auseinandersetzen. Dazu kommt, dass es für viele Gründer*innen gerade am Anfang darum geht, Investor*innen zu überzeugen und talentierte Mitarbeiter*innen für das Start-up zu gewinnen. Auch hier kann die Unternehmenskultur einen entscheidenden Vorteil bedeuten. Zudem macht sie sich auf lange Sicht im wahrsten Sinne des Wortes bezahlbar: Studien zeigen, dass Unternehmen mit einer positiven Kultur einen höheren Gewinn erzielen.
Schritt für Schritt zur Unternehmenskultur
Auch wenn der Begriff „Kultur” zunächst für viele Gründer*innen vage klingt, sollte sich jede*er bereits am Anfang Gedanken darüber machen, wie die Unternehmenskultur aussehen und implementiert werden soll. Der erste Schritt dafür ist es, Werte und Normen für das Unternehmen klar zu definieren. In der Regel sind diese Grundsätze implizit schon innerhalb des Gründerteams vorhanden. Um Werte nicht nur als schillernde Begriffe im Raum stehenzulassen, müssen sie systematisch in handfeste Kriterien zur Orientierung für Verhalten und Prozesse verwandelt werden.
Generell gilt: Moderne Arbeitnehmer*innen erwarten von ihren Arbeitgeber*innen Flexibilität und Agilität, um auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen und flexible Arbeitsmodelle zu ermöglichen. Wertschätzung und Vertrauen sowie flache Strukturen, die die Zusammenarbeit und Kommunikation fördern und Autonomie ermöglichen, stehen traditionelle Qualitäten des Arbeitsplatzes wie der Vergütung in nichts nach – im Gegenteil.
Aufgebaut ist nur halb gewonnen – Unternehmenskultur braucht Fürsorge
Das Zauberwort für eine langfristig attraktive Unternehmenskultur lautet: Fürsorge. Nur wenn die gewünschte Kultur gepflegt wird, kann sie auf Dauer bestehen. Dafür ist es wichtig, dass jede*r neue Mitarbeitende bereits bei der Einarbeitung die Unternehmenskultur versteht und sich in sie integriert. Und selbst die Mitarbeitenden der ersten Stunde können die Kultur nicht oft genug vorgelebt bekommen – sie steht und fällt mit dem Managementteam. Nur wer Konsistenz im Führungsverhalten zeigt – und diese mit der Kultur übereinstimmt – schafft es, sie beizubehalten. Doch nicht nur die Geschäftsführenden sind ein wichtiger Pfeiler, auch kommt es darauf an, soziale und gemeinschaftliche Kanäle oder Räume für Mitarbeitende für den gegenseitigen Austausch zu schaffen. Wer zudem mit einem offenen Ohr hinhört und für Transparenz in der Kommunikation und den Unternehmenstätigkeiten sorgt, hat gute Chancen, die emotionale Bindung der Belegschaft zum Unternehmen und das Vertrauen in die Führung zu halten. Unter Beachtung all dieser Aspekte sind die Voraussetzungen gut, dass die Unternehmenskultur nicht nur bestehen bleibt, sondern auch gestärkt wird.
Im Auge des Sturms den Kurs halten: Umgang mit Herausforderungen
Ob Unternehmenswachstum, CEO-Wechsel oder Mitarbeiterentlassungen: Es gibt viele Umstände, die eine Unternehmenskultur maßgeblich beeinflussen können. Wie also den Kurs halten? Eines vorweg: Es geht nicht darum, dass sich die interne Kultur nicht weiterentwickelt – das wäre ein Trugschluss, sie ist immer in Bewegung und wird tagtäglich von diversen Einflüssen geformt. Hierbei geht es vielmehr um die zielführende Steuerung und Navigation der Veränderungen. Es ist wichtig, zu evaluieren, welche Kultur wünschenswert und wie der derzeitige Status Quo ist. An der Stelle, an der Abweichungen bestehen, sollten alle dazugehörigen Entscheidungsträger involviert und gemeinsam ein klares Ziel mit konkreten Schritten zur Kurskorrektur vorgenommen werden. Transparenz in der Kommunikation, Konsistenz in der Umsetzung und kontinuierliches Vorleben sind hierfür elementar.
Sollte die Unternehmenskultur also doch einmal in Schieflage geraten, so gibt es stets die Möglichkeit, den Kurs zu korrigieren. Doch wer ihr von vornherein keine Beachtung schenkt, wird im Wettbewerb mit der Konkurrenz früher oder später den Kürzeren ziehen. Die Vorteile einer attraktiven Unternehmenskultur sind für Unternehmen daher enorm wichtig – der Aufbau und die Pflege dieser ist daher von besonderer Bedeutung für jeden Geschäftsführenden.
Über die Autorin
Tuba Vogel ist Chief People Officer bei Expertlead.
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.