Taste Like: Der Geschmack überzeugt, die Logistik nicht
Startups haben immer wieder mit Themen zu kämpfen, die für etablierte Unternehmen so nicht bestehen. Gerade im Food-Bereich kann es Herausforderungen geben, die es sehr schwer machen, “einfach mal” einen Produzenten zu finden, um die auf Messen oder Food-Events bereits sehr erfolgreichen Produkte in genügend großer Menge für den Einzelhandel zu produzieren. In der siebten Folge der zwölften Staffel von “Die Höhle der Löwen” kamen im Fall von Taste Like einige dieser Themen zur Sprache. Spannend für die Zuschauer, aber vor allem auch für alle GründerInnen, die ähnliches vorhaben.
Es war mal wieder einer dieser emotionalen Pitches: Mutter und Sohn haben gemeinsam ein Unternehmen aufgebaut, ersten Erfolg, und suchen nun Unterstützung, um die nächste Stufe zu erreichen. Beide brennen für ihr Thema der veganen Fisch-Ersatzprodukte, denn beide sind überzeugte Veganer, Mutter Martina Kühn sogar, obwohl ihre Eltern aus dem Fischgeschäft kommen: sie hatten mehrere Fischwagen und haben ihr sogar die Produktionsküche vererbt.
Doch die wurde mittlerweile für Taste Like umfunktioniert: Eine Reihe von veganen Feinkostprodukten entsteht nun hier, unter anderem verschiedene Fischsalate, die eigentlichen speziell präparierte Auberginen enthalten. Über 14 Monate hat die Entwicklung dessen gedauert, was die Löwen nun probieren dürfen. Und sie sind durchweg begeistert.
Fischliebhaber Ralf Dümmer kann gar nicht glauben, dass es kein Fisch ist, auch alle anderen sind extrem angetan. Nur Nico Rosberg findet, dass es nicht allzu sehr nach Fisch schmeckt, was später auch zu seinem Ausstieg führt, weil er nicht einschätzen kann, wie der Kunde es haben will.
Doch der bald folgende Zahlenteil zeigt, dass es zumindest einige Menschen gibt, die es genau so haben wollen: Über 115.000 Euro hat das Mutter-Sohn-Gespann in nur drei Monaten umgesetzt. Das beeindruckt, auch die Löwen machen große Augen.
Die nicht allzu große Marge löst dagegen keine Begeisterung aus, scheint aber auch kein K.O.-Kriterium zu sein. Tatsächlich ist es so, dass sich Investoren, die häufig in Konsumgüter und Food investieren, darüber im Klaren sind, dass die Marge in frühen Phasen normalerweise noch nicht so hoch ist. Hier würde ein etabliertes Unternehmen in einem Verkaufsprozess ganz anders beurteilt werden, ausnahmsweise gibt es da also einmal einen kleinen Vorteil für Startups. Was GründerInnen allerdings dabei bedenken sollten: Man sollte den Investoren schon demonstrieren, dass man weiß, ob die momentane Marge gut oder schlecht ist und was man tun könnte, um diese zu verbessern. Produziert man bereits über einen Partner, könnte man sich zum Beispiel erkundigen, in welchem Maße die Produktionspreise bei größeren Mengen sinken. Kauft man einzelnen Teile zu, kann man neue Angebote einholen, denn auch hier sind bei größeren Mengen oft starke Rabatte drin. Die weiteren Erörterungen sind bei Taste Like leider nicht mehr zu hören, aber nur wenig später ergeben sich weitere Themen, die die Komplexität in der Food-Branche offenbaren.
Dagmar Wöhrl stellt die Frage nach der Haltbarkeit, eine Frage, die im Food-Bereich natürlich essentiell ist. Und Auswirkungen auf viele Bereiche hat. So sorgt eine längere Haltbarkeit zum Beispiel oft für ein beherzteres Zugreifen seitens des Kunden: was nicht so schnell gegessen werden muss, wird eher mal aus Impuls gekauft und vielleicht auch in größeren Mengen. Eine kurze Haltbarkeit hingegen hat Auswirkungen auf die Logistik, denn wenn jeder Tag zählt, lastet natürlich mehr Druck auf ihr und kleine Fehler können große Folgen haben.
Acht bis zehn Tage, wie bei Taste like, sind da eher kurz, besonders, wenn, wie Judith Williams bemerkt, das Ganze auch noch gekühlt werden muss. Ralf Dümmel bemerkt dann noch, dass ein “normaler” Heringssalat oftmals ganze sechs Wochen haltbar ist, was das Produkt des sympathischen Gründergespanns leider nochmals unattraktiver machen könnte. Außerdem erfordern Kühlprodukte eine ganz besondere Logistik, die nicht nur noch komplexer, sondern auch teurer ist. Zudem sind die Plätze in den Kühlregalen besonders heiß umkämpft. So muss dann auch Judith Williams absagen, da sie sich als Investorin grundsätzlich gegen Kühlprodukte entschieden hat.
Die Kombination von kurzer Haltbarkeit und Kühlprodukt bringt dann auch Handelskönig Ralf Dümmel zu einer Absage, denn er weiß, dass der Handel bei Kühlprodukten sogar eine längere Vorlaufszeit hat, was bei einer kürzeren Haltbarkeit natürlich äußerst schwierig ist. Dabei hält er sich sogar sein Notizbuch vor den Kopf, so leid tut es ihm. Und Carsten Maschmeyer betont, dass das so noch nie vorgekommen ist, und fordert das Mutter-Sohn-Gespann zum Kämpfen um die letzte verbliebene Investorin Dagmar Wöhrl auf.
Die ringt mit sich, denn zu den Problemen mit Kühlkette und Haltbarkeitsdatum kommt noch die Tatsache, dass zur Zeit in der eigenen Produktionsküche nur auf Bestellung produziert wird. Einen externen Produzenten, mit dem man skalieren könnte, gibt es noch nicht, dazu ist das Ganze noch zu jung. Auch hieraus lässt sich für GründerInnen wieder sehr gut ein konkreter Tipp ableiten: tritt man vor einen Investor, sollte man auch in frühen Phasen eine Vorstellung davon haben, wie man wachsen will, und gegebenenfalls noch vor dem Investoren-Termin erste Gespräche mit möglichen Produzenten oder Zuliefern führen, um Möglichkeiten, Lieferzeiten oder Preise zu eruieren. Grob ist hierbei besser als gar nichts, Hauptsache, man zeigt, dass man das Thema auf dem Schirm hat und sich kümmert.
Wie gut, dass Dagmar Wöhrl trotz aller Unsicherheiten sich trotzdem einen Ruck gibt. Und auch, wenn sie nichts versprechen wollte, ist der Deal im Nachgang zu Stande gekommen und die Taste Like-Produkte sind bereits im Handel erhältlich. Ein riesiger Schritt für das mutige Startup und die mutige Investorin, denen man nur wünschen kann, dass die Kunden nun ihren Mut belohnen.
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