“Bei uns war der Startpunkt das Team und dann kam die Idee”
Das Münchner Startup Pina, das 2021 von Gesa Biermann, Jonas Kerber und Florian Fincke gegründet wurde, setzt mit Hilfe künstlicher Intelligenz auf die Digitalisierung des Zertifizierungsprozesses. So sollen Waldbesitzern die Möglichkeit haben, am freiwilligen Emissionsmarkt teilzunehmen. XAnge, Nordstar, Climate Capital sowie Angel-Investor:innen wie Gustaf Alstromer, Lea-Sophie Cramer und Anselm Bauer-Wohlleb investierten zuletzt 2,4 Millionen Euro in das junge Unternehmen.
Im Interview mit deutsche-startups.de stellt Gründerin Biermann das Konzept hinter Pina einmal ganz genau vor.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Pina erklären?
Pina Earth hilft Waldbesitzenden nicht nur mit Holz Geld zu verdienen, sondern auch für Klimaschutz entlohnt zu werden. Die Währung ist dabei ein CO2-Zertifikat, welches für eine Tonne zusätzlich gespeichertes CO2 steht. Unser Job als Software-Startup ist es dabei dem Waldbesitzenden zu helfen, wichtige Regeln einzuhalten und zu dokumentieren, um ein CO2-Zertifikat generieren zu können. Wir berechnen zum Beispiel, wieviel CO2 durch neue Bewirtschaftungsmaßnahmen im Wald zusätzlich gespeichert werden kann und prüfen regelmäßig, ob die Maßnahmen umgesetzt werden.
Wie wollt Ihr Geld verdienen, also wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Unser Geschäftsmodell basiert auf einer Kombination einer SaaS-Gebühr für die Nutzung der Platform und einer Kommission beim Verkauf der CO2-Zertifikate. Unser Ziel ist es den Marktzugang für Waldbesitzende zu demokratisieren. Um das zu erreichen möchten wir die finanziellen Hürden für den Start eines CO2-Projekts möglichst gering halten.
Wie ist die Idee zu Pina entstanden?
Wir hatten auf jeden Fall keinen romantisierten Eureka-Moment. Bei uns war der Startpunkt das Team und dann kam die Idee. Uns war von Anfang an bewusst, dass wir als Team ein Problem lösen wollen, dass einen gesellschaftlichen Mehrwert liefert. Daher sind wir bei der Ideenfindung sehr strukturiert vorgegangen. Wir haben zunächst 150 Problemfelder in verschiedensten Bereichen aufgezeichnet und diese strukturiert bewertet- zum Beispuiel n Bezug auf Marktgröße, Geschäftsmodell, Zugang zur Kundengruppe, Founder-Problem Fit, etc.. Der CO2-Markt hat uns fasziniert: mit seinem rasanten Wachstum und der Möglichkeit Ökologie und Ökonomie zu vereinen. Je mehr wir durch Interviews darüber lernten, wie schwierig es ist, als Waldbesitzer:in ein CO2-Projekt zu starten, desto sicherer waren wir uns, dass wir einen echtes Problem gefunden hatten, welches wir mit unseren (technischen) Fähigkeiten im Team angehen können.
Wie oder wo hast Du Deine Mitgründer:innen kennengelernt?
Wir – Florian Fincke, Jonas Kerber und ich – haben uns 2017/18 am Center for Digital Technology and Management (CDTM) kennen gelernt. Die Leser:innen kennen das CDTM vielleicht schon als Münchner Startup-Schmiede. Das Ziel des Instituts ist jedoch breiter angelegt: Innovatoren zu befähigen, gesellschaftliche Herausforderungen mit digitalen Technologien und Unternehmergeist zu bewältigen. Ich war Teil des Management Teams des CDTMs, Flo und Jonas haben das Zusatzstudium “Technology Management” dort absolviert. Die flachen Hierarchien und gemeinsamen Projekte geben einem viele Chancen den Fit mit möglichen Co-Foundern zu testen. So haben wir trotz – oder gerade wegen – unterschiedlicher Studienhintergründe wie Nachhaltigkeitsmanagement, Softwareentwicklung und Data Science als Gründungsteam zusammengefunden.
Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Der Einstieg in das Thema CO2-Märkte und Zertifizierung ist komplex: Um ein tiefgehendes Verständnis über diese Thematik zu erlangen, haben wir jede Methodik die es zu Wald-Klimaschutzprojekten gibt gelesen. Das sind tausende Seiten Normdokumente, die beschreiben, welche Kriterien CO2-Zertifikate erfüllen müssen. Das war etwas mühsam, jedoch gleichzeitig eine wichtige Basis auf die wir nun bauen. Aus dieser intensiven Beschäftigung haben wir Regeln und Software Feature abgeleitet, die die Qualität unserer Zertifikate sicherstellen. Daneben war es für mich eine persönliche Herausforderung zum ersten Mal das Fundraising anzuleiten. Hier haben wir viel Unterstützung von anderen Gründer:innen und Mentor:innen erhalten und konnten so eine sehr erfolgreiche Seed-Runde mit starken Investor:innen abschließen.
Kürzlich konntet ihr 2,4 Millionen Euro einsammeln. Wir seid ihr in Kontakt mit eueren Investoren gekommen?
Über das CDTM und befreundete Gründer:innen hatten wir bereits einen guten Zugang zu Business Angels. Diese waren oft vor dem Investment schon unsere Mentor:innen oder sogar frühere Chef:innen. Kontakt zu Investor:innen außerhalb dieses Kreises haben wir vor allem durch unsere Aufnahme in den US-Accelerator Y Combinator Anfang des Jahres erhalten. Unsere Finanzierungsrunde haben wir im Anschluss an den “Demo Day” des Programms abgeschlossen.
Wo steht Pina in einem Jahr?
In einem Jahr ist nicht nur unser Team größer, sondern vor allem die Anzahl an Wald-Klimaschutzprojekten, die durch Pina Earth gestartet werden konnten. Unsere Platform wird live sein, auf der Waldbesitzende durch den Zertifizierungsprozess geleitet werden und Käufer wiederum CO2-Zertifikate aus den Projekten direkt erwerben können. Unsere “North Star Metric” sind dabei die Tonnen CO2, die durch uns zusätzlich gespeichert werden können. Das schöne daran: Business und Impact skalieren bei uns gleichzeitig.
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