“Wir haben viel zu viel Zeit mit Geld- und Investorsuche verschwendet”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antwortet Yascha Roshani, Gründer von Honest & Rare. Das Berliner Startup, 2019 als Craft Exchange gegründet, positioniert sich als “Marktplatz für seltene und außergewöhnliche Getränke”.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Mit leckerem Kaffee aus einer kleinen Rösterei, den Metriken vom Vortag und dem Abwägen zwischen der Bekämpfung neuer Probleme oder dem Weiterarbeiten an strategischen Projekten.
Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Mit sehr vielen Süßigkeiten – vor allem Eis -, Sport, Freunden, Podcasts und den unendlichen Möglichkeiten Berlins.
Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Eigentlich gar nichts, weil man Dinge oft besser macht, je naiver man sie angeht. Vielleicht wäre ich anders rangegangen, hätte ich gewusst, dass es nochmal um ein Vielfaches härter und mehr Arbeit ist als ich schon dachte. Dann hätte ich aber auch nicht gewusst, wie viel Spaß es macht und gut sich anfühlt, immer wieder neue Meilensteine zu erreichen, Probleme und Herausforderungen zu lösen.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Den passenden Mitgründer finden und das Mindset loswerden, dass man viel Geld braucht. Als ich verstand, dass alles viel schlanker und günstiger geht, hatten wir vier Monate später einen guten MVP.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Viel zu viel Zeit am Anfang mit Geld- und Investorsuche verschwendet. Man braucht bei vielen digitalen Produkten bei weitem nicht so viel Geld wie man denkt. Für die Entwicklung des richtigen Mindsets am Anfang ist es möglicherweise sogar hinderlich.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Wenn man das Gefühl hat, dass man mit ihnen auch gute Kumpel oder Kumpeline werden kann und sie von alleine hartnäckig dran bleiben, Teil vom Team zu werden.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Nicht ans mögliche Scheitern denken. Die Erfahrungen und Lernkurve beim Gründen sind unbezahlbar, egal wie erfolgreich das Produkt wird. Wir messen Erfolg immer am Umsatz, was in vielen Hinsichten Sinn macht, aber es ist der letzte Schritt der Wertschöpfungskette. Es lässt die gesamte Leistung und Wertschöpfung außer Acht, die man entwickelt und aufbaut und dabei Unmengen lernt. Wenn man den Schritt also wirklich gehen kann und will, sollte man sich nie aufgrund von Angst zu scheitern abhalten. Man ist weitaus mehr als nur sein Startup. Sich während der Zeit als Mensch weiterzuentwickeln und den persönlichen Gewinn auf so vielen verschiedenen Ebenen zu genießen, ist viel entscheidender.
Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Flaschenöffner.
Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Mit Respekt, dem Klarmachen, dass alle den gleichen Wert im Team haben und niemand über jemand anderem steht und dem Vermeiden von Befindlichkeiten und Sturheit. Eine universelle Offenheit für gute Argumente und Vorschläge in allen Belangen. Vor allem aber natürlich durch das regelmäßige Verkosten der Getränke von unserer Plattform.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Kurz vor knapp eine Pleite abwenden, bei der wir dann am Ende fast das Vierfache unserer geplanten Notrunde eingesammelt und unsere Bewertung fast verdoppelt haben. Man hört immer, dass die Zusage eines Investors der wichtigste Dominostein ist. Ist tatsächlich so. Auf einmal konnten wir unseren Wunschbetrag und -bewertung durchsetzen.