Investment-Krise? So entwickelt sich die europäische Tech-Branche
Wer in diesen Tagen das Weltgeschehen verfolgt, wird ziemlich häufig auf das Wort „Krise“ stoßen – und vielleicht auch wortwörtlich die „Krise“ kriegen. Dass der drohende Wirtschaftseinbruch nach zwei Jahren Pandemie und bereits monatelangem Krieg in der Ukraine auch vor der Start-up- und Investment-Welt keinen Halt macht, war jedoch abzusehen. Doch alles Schlechte hat auch meist etwas Gutes. Eine positive Entwicklung ist, dass es mit ziemlicher Sicherheit weniger Investmentvehikels geben wird: Start-ups, bei denen es nur darum geht, immer mehr Eigenkapital einzusammeln – sogenannte Hot Potatoes – werden es künftig schwer haben. Knappere Gelder erschweren den Hochrisiko-Markt, denn diese werden dann lieber in Start-ups investiert, die ein tragfähiges Geschäftsmodell und einen Blick auf baldige Profitabilität haben. Diese Entwicklung ist wünschenswert, da die in letzter Zeit geradezu explodierende Zahl an Investmentvehikels die Glaubhaftigkeit der Start-up-Welt gefährdet. Es sollte wieder um die Förderung innovativer Ideen mit Zukunftspotential gehen und nicht darum, einen möglichst hohen Gewinn mit dem Weiterverkauf von Anteilen an unprofitablen Start-ups zu erzielen.
Profit ist weiterhin ein Schlüsselkriterium
In Zeiten einer hohen Inflation und wirtschaftlichen Unsicherheit werden Themen wie Nachhaltigkeit und Social Profit zunehmend wichtiger und vermehrt ein Investitionskriterium sein: Eine Technologie, die einen positiven Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft hat, wird deutlich leichter finanziert werden. Daneben steht aber natürlich auch der Profitabilität weiterhin im Fokus, denn wenn man ehrlich ist: So funktioniert Investment. Geld ist weiterhin da und Investor:innen werden weiterhin Start-ups finanzieren. Jungunternehmen sollten allerdings sicherstellen, in ein bis zwei Jahren profitabel zu sein. Das gelingt, in dem sich Start-ups bewusst sind, wohin das Finanzierungsgeld fließt, eine realistische Timeline und Umsatzentwicklung angesteuert werden – bis hin zur Profitabilität. Investor:innen sollte gezeigt werden, dass das Geschäftsmodell gut kalkuliert ist. Die alt-bekannte „Wo seht ihr euch in 20 Jahren?“-Zukunftsvision sollte man ganz streichen: Keine Luftschlösser, sondern vernünftige, gut kalkulierte Business- und Cash-Flow-Pläne zählen.
Welche Geschäftsmodelle erfolgsversprechend sind
Neben Nachhaltigkeit und Social Profit machen auch andere Kriterien erfolgsversprechende Geschäftsmodelle aus. Software-basierte, aber schlanke Geschäftsmodelle sind aufgrund des Fachkräftemangels im Bereich Development besser aufgestellt als Unternehmen, die eine Vielzahl an Mitarbeitenden brauchen, um zu funktionieren. Gute Mitarbeiter:innen sind hart umkämpft, daher sollten Start-ups einen besonderen Fokus auf den Bereich interne Mobilität sowie Re- und Up-Skilling legen. Daher hat vor allem die HR-Tech-Branche ein riesiges Potential. Zunehmend von Bedeutung werden auch die No-Code-Industry sowie Energy-Savings-Lösungen.
Venture Client als krisenfeste Lösung
Das Venture-Client-Modell bewahrheitet sich in diesen turbulenten Zeiten als krisenfeste Finanzierungslösung für Start-ups. Zum einen wegen der Umsätze, die jahrelang sichergestellt werden. Zum anderen bekommen die Jungunternehmen handfesten Support beim Erstellen und Optimieren ihres Business Plans: Bei uns steht jedem Start-up ein:e Coach:in zur Seite und begleitet und fördert das Wachstum des Unternehmens. Da wir selbst als VC und Investor tätig ist, sitzen die Start-ups in Sachen Finanzierung quasi direkt an der Quelle. Was natürlich auch nicht vergessen werden darf: In Zeiten der Krise ist niemand gerne alleine. Eine Community wie bei uns hinter sich zu haben, ist in unsicheren Zeiten Gold wert.
Über den Autor
Florian Bogenschütz ist CEO und Geschäftsführer von Wayra Deutschland.
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