6 Prinzipien der Unternehmensführung, auf die GreenTech-Führungskräfte setzen
Von Organisationsentwicklung über Purpose und Vernetzung – Greentech-Führungskräfte sind Expertinnen und Experten für viele unterschiedliche Aspekte erfolgreicher nachhaltiger Unternehmensführung. Ich habe Greentech-Führungskräfte nach dem Geheimnis und Schlüssel zu ihrem Erfolg befragt und konnte grundlegende Prinzipien finden, die sie vereinen. Sie geben Aufschluss darüber, wie nachhaltige Unternehmensführung gelingen kann – sowohl aus Umwelt- als auch aus wirtschaftlicher Perspektive.
Wert #1: Purpose
Greentech-Unternehmen eint vor allem eines: Das Streben nach dem wahren Purpose. Das berichten auch Matthias Martensen und Karl Villanueva, Gründer von Ostrom. Purpose betrachten sie als das Erfolgsgeheimnis für die Unternehmensführung und den wirtschaftlichen Erfolg. “Unser 20-köpfiges Team wird jeden Tag von dem Ziel angetrieben, mit unserem nachhaltigen Stromtarif aktiv etwas gegen den Klimawandel zu tun und Verbraucherinnen und Verbrauchern zu fairen Strompreisen zu verhelfen”, erörtert der CEO Matthias Martensen. Das Berliner Unternehmen bietet als Energiemanagement-Plattform einen unkomplizierten Wechsel zu Ökostrom für deutsche Haushalte an und gibt den Strom zum Einkaufspreis an die Kundinnen und Kunden weiter. So motiviert Ostrom auch die Kund:innen durch das einsparen von Energie aktiv nachhaltiger zu handeln und das gemeinsame Ziel einer grünen Zukunft zu erreichen. Der Purpose kann somit nicht nur das Team sondern alle Beteiligten stärken und dabei helfen, Mitarbeitende untereinander, sowie mit Kundinnen und Kunden zu verbinden. Das macht den Purpose zu einem wichtigen Aspekt bei der Suche von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem Treiber für nachhaltigen Erfolg.
Wert #2: Vernetzung
Der Austausch unter Führungskräften in der Branche ist besonders wichtig, sagt Kommunikationsberaterin Lara Schermer: “Viele der Greentech-Unternehmen, die wir bei PIABO beraten, sind Teil von Zusammenschlüssen und Verbänden wie der Greentech Alliance oder FightBack. Dort tauschen sich Führungskräfte aus, lernen voneinander und machen so das eigene Unternehmen resilienter,” berichtet sie. Ihrer Meinung nach ist diese Vernetzung stärker und tiefer als die in anderen Branchen, da die Unternehmen ein gemeinsames größeres Ziel erreichen möchten – und das funktioniert besser, wenn alle an einem Strang ziehen. “Auch unsere Greentech-Abteilung ist mit vielen Akteuren der Branche vernetzt. So können wir ständig Synergien schaffen und gemeinsam gegen die Klimakrise ankämpfen”, sagt die PR-Beraterin.
FightBack ist ein gutes Beispiel dafür, wie Vernetzung im Greentech-Bereich zu Erfolg führt. Die gemeinnützige Organisation und internationale Community strebt nach einer nachhaltigen Welt im Gleichgewicht bei höchster Lebensqualität. Die Gründer Felix Staeritz und Tim Thonhauser-Röhrich haben erkannt, dass die Erfüllung dieses Wunsches vom unmittelbaren Handeln unserer Gemeinschaft abhängt. Tim Thonhauser-Röhrich findet, dass Greentech-Unternehmen einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. “Für einen wahren Wandel benötigen wir einen Zusammenschluss und Austausch der Führungskräfte”, kommentiert er. Plattformen wie FightBack bieten eine Basis, um Wissen, Inspiration und Ideen zu multiplizieren und sich mit Hilfe von Impact-Allianzen gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen. FightBack besteht aus über 300 Top-Entscheiderinnen und Entscheidern, Innovatorinnen und Innovatoren sowie politischen Führungspersonen, die gemeinsam kollaborative Interaktionen über Plattformen, Ökosysteme und Branchen hinweg fördern.
Wert #3: Community
Auch der Austausch und Zusammenhalt innerhalb eines Unternehmens ist essenziell. Kilian Kaminski, Co-Gründer von refurbed erklärt: “Für die Gründung von refurbed war uns die Gemeinschaft von Anfang an wichtig. Unser Ziel ist es, nicht nur Kolleginnen und Kollegen zu sein, sondern eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich jede und jeder willkommen fühlt. Kurz gesagt: Arbeit und Spaß gehen bei uns Hand in Hand.”
2017 wurde der Online-Marktplatz für refurbished elektronische Geräte von Kilian Kaminski, Peter Windischhofer und Jürgen Riedl in Wien gegründet und beschäftigt heute bereits mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dabei setzen die drei Gründer auf das Erfolgsgeheimnis von Community, denn Gemeinschaft ist fest in der Firmenphilosophie verankert. “Trotz Homeoffice-Trend expandieren wir beispielsweise unsere Büroflächen, um unserem wachsenden Team die Möglichkeit zu geben, sich persönlich in kreativ gestalteten Räumen auszutauschen. Für unsere erste refurbed-Workation im Mai dieses Jahres reisten 100 unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Nachtzug für eine Woche nach Italien, um vor Ort gemeinsam zu arbeiten und Erlebnisse zu schaffen, die uns als Team zusammenschweißen,” erklärt Kilian Kaminski. Das Start-up hat diesen Mai mit refurbed Fashion eine weitere Kategorie gelauncht und bietet als Multicategory-Platform nun eine weitere Möglichkeit, den eigenen Konsum nachhaltiger zu gestalten.
Wert #4: Partnerschaften
Eines der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, den Sustainable Development Goals ist das Schließen von Partnerschaften. Impact-Start-ups wie SPRK.global haben erkannt, dass langfristige Partnerschaften unerlässlich für unternehmerischen Erfolg im Greentech sind. “Alle technologischen Innovationen und Lösungen sind nichts wert ohne langfristige, vertrauensvolle Partnerschaften, bei denen die Partner aneinander glauben und einander gegenseitig in der Praxis unterstützen”, erläutert Alexander Piutti, CEO und Gründer von SPRK.
Die Mission von SPRK ist, Lebensmittelverschwendung in der gesamten Lieferkette zu beseitigen. Neben dem Einsatz einer Technologie basierend auf künstlicher Intelligenz helfen dabei auch langfristige Partnerschaften. “Allianzen und Entwicklungsgemeinschaften sind zielführender als kurzfristige Kooperationen, ganz im Sinne der Sustainable Development Goals. Das gilt auch für unsere B2B-Handelsplattform zur Umverteilung und Verarbeitung von überschüssigen Lebensmitteln”, führt Alexander Piutti aus. Als Gründer ist er davon überzeugt, dass wir nur gemeinsam – in einem Zusammenspiel aus Technologie und Partnerschaft – Klimaziele erreichen und den größtmöglichen Impact für den Klimaschutz erreichen können.
Wert #5: Nachhaltige Unternehmensführung
Nachhaltige Unternehmensführung ist unternehmerische Tätigkeit, die über ihr Kerngeschäft hinaus innovativ, langfristig und nachhaltig ist. Das heißt, dass bei allen wirtschaftlichen Entscheidungen neben der Schonung natürlicher Ressourcen und klimafreundlichem unternehmerischem Handeln auch der Fortbestand des Unternehmens und eine intakte und inklusive Gesellschaft das Ziel sind.
Das Unternehmen für Impact-Investment ecoligo macht vor wie es geht. Indem ecoligo Gewerbe- und Industrieunternehmen in den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt mit Solarenergie versorgt, trägt das Unternehmen messbar zur Einsparung von schädlichem CO2 bei und schützt so aktiv das Klima. Die bisher unterzeichneten Projekte sparen bereits über eine Million Tonnen CO2 ein. Doch nicht nur ecoligos Kerngeschäft ist nachhaltig: “Menschen bilden die Basis jedes unternehmerischen Handelns. Deswegen sind Teamspirit, Diversität und Gleichberechtigung enorm wichtige Werte für eine nachhaltige Führung. Ob durch flexible Arbeitsmodelle oder konkrete Unterstützung bei der persönlichen Weiterentwicklung – die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ernst zu nehmen und auf sie einzugehen, ist bei uns das Fundament, auf dem unsere Arbeit aufbaut”, erklärt Claudia Rothe, Senior Project Manager Fundraising beim Solar-as-a-Service-Anbieter ecoligo.
Wert #6: Ownership
Immer mehr Mitarbeitende fordern Verantwortung und Teilhabe in ihrer Arbeit und zeigen dafür Einsatz auch abseits regulärer Aufgabenbereiche. “Ownership ist für uns der Schlüssel zu einem motivierten Team,” erklärt Gowrynath Sivaganeshamoorthy, CEO und CO-Gründer von elvah. Das Start-up versteht als Ladeapp-Anbieter die Anforderungen von E-Mobilität und die Bedürfnisse von E-Autofahrerinnen und E-Autofahrern und hat es sich zum Ziel gemacht, Elektromobilität endlich massentauglich zu machen. “Als wir elvah gegründet haben, haben wir unser ganzes Team an einen Tisch geholt, um gemeinsam die Herausforderung festzulegen, die wir lösen wollen. Uns war wichtig, dass alle Teammitglieder an Bord sind und zu 100 Prozent hinter dem stehen, was wir tun”, führt der CEO aus. Bei der Arbeit legt das Unternehmen deshalb einen Fokus auf Ownership.
Über den Autor
Julian von Blücher ist CEO und Gründer der Personalberatung Talent Tree. Als studierter Wirtschaftsingenieur ist er ein erfolgreicher Quereinsteiger, der mittlerweile über mehr als acht Jahre Recruiting-Erfahrung verfügt. Mit Talent Tree unterstützt der ausgezeichnete Netzwerker bevorzugt Scale-ups und Tech-Pioniere dabei, die richtigen Persönlichkeiten zu finden, um ihren Purpose und ihre Unternehmensziele zu erreichen. Seine Diplomarbeit schrieb Julian über den CO2-Handel und er war Teil des Gründungsteams des Ecosummit, einer Netzwerkveranstaltungsreihe für Climatetech-Start-ups. Julian verbindet sein Faible für grüne Themen auch mit Abenteuerlust: Er nahm im Rahmen einer Expedition zum Nordpol bereits Eisdickenmessungen vor. Eine starke Hands-on-Mentalität und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft treiben ihn an.
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.