“Menschen erzählen uns ihre verrücktesten Beziehungserfahrungen”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antworten Leonie Wilken und Sophie Ohlsen, Gründerinnen von myndpaar, einer Beziehungsapp für Einzelne und Paare.
Wie startest du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Ohlsen: Ein normaler Tag im Office startet damit, dass ich meine Prioritäten sortiere und den Fokus für den Tag schärfe, ohne Laptop, ohne Slack, ohne E-Mails. Nicht immer nehme ich mir die Zeit und wenn ich es nicht tue, kommt das meistens auf mich zurück. In unserem Team Daily besprechen wir was am Vortag passiert ist, was heute passiert bzw. der Fokus ist und wo wir Blocker haben und/oder Unterstützung benötigen.
Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Ohlsen: Nach der Arbeit kann ich persönlich am besten abschalten, wenn ich Zeit draußen verbringe und mich bewege; Spazieren, Fahrrad fahren und am besten mit Musik. Zeit mit Freunden, Partner:in, Familie ist auch immer super, aber findet nicht jeden Abend statt.
Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Wilken: Dass sich alle Gründer:innen gegenseitig unterstützen. Es ist so überraschend für mich zu sehen, dass ich einfach andere Gründer:innen bei Linkedin anschreiben kann. Ich kann sie zu bestimmten Themen, Fragestellungen fragen und erhalte sofort eine Antwort. Die Bereitschaft zu helfen ist enorm und (fast) bedingungslos.
Was waren die größten Hürden, die du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?
Wilken: Ich glaube, dass die größte Hürde für mich darin lag, Menschen zu finden, die Bock haben, die Mission von myndpaar zusammen zu verfolgen. Damit meine ich Mitgründer:innen. Es ist eine viel engere Beziehung, wie man sich anfangs vorstellt. Ich habe gelernt, direkt alle Zweifel und Eventualitäten anzusprechen. Höre dabei auf dein Bauchgefühl, es sagt dir sofort, ob es passt oder nicht.
Was waren die größten Fehler, die du bisher gemacht hast – und was hast du aus diesen gelernt?
Wilken: Wir sind teils noch zu bescheiden und zurückhaltend: Vielleicht liegt es auch in unserer Natur, aber wir sind noch viel zu zurückhaltend. Wir haben bereits mehreren tausend Menschen mit unserer App geholfen ein zufriedenes Leben zu führen. Gleichzeitig vergessen wir das in unserem täglichen Verbesserungsmodus. Es ist sehr wichtig, sich Zeit dafür zu nehmen, das zu wertschätzen, was wir bereits erreicht haben. In einer Beziehung ist das nicht anders.
Ich dachte anfangs, dass wir sehr viel finanzielle Unterstützung brauchen, um unsere App bekannt zu machen und dass es ohne externes Kapital nicht möglich sein wird. Mittlerweile habe ich verstanden, dass es erst einmal darum geht, zu verstehen, wie wir gezielt Paare und Singles ansprechen, die von unserer App profitieren könnten.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Ohlsen: Damit wir die passenden Mitarbeiter:innen ansprechen ist es natürlich super wichtig, dass wir als Unternehmen Talente anziehen. Mit unserem Produkt, unserer Mission, unseren Werten. “Passend” ist in diesem Fall ein weit gefasster Begriff. Je nach Rolle und benötigten Fähigkeiten kann das variieren. Was uns wichtig ist, ist das Mindset, dass die Menschen mitbringen. Passion, die Bereitschaft zu lernen und gewisse Kernkompetenzen in z.B. Kommunikation sind sehr wichtig. Zusätzliche Fähigkeiten kann jeder Mensch lernen. Im besten Fall finden wir Teammitglieder, die immer in etwas viel besser sind als wir selbst. So können wir gemeinsam wachsen, uns ergänzen und gegenseitig inspirieren.
Welchen Tipp hast du für andere Gründer:innen?
Ohlsen: Take it with a grain of salt; Jede(r) sollte seinen/ihren eigenen Weg gehen. Jeder Weg ist einzigartig. Aus meiner Perspektive hilft es eine gewisse Risikobereitschaft und “Einfach machen” Einstellung mitzubringen oder zu entwickeln. Dabei versuche ich jedoch alle Initiativen mit einem “Warum machen wir das?” beantworten zu können. Wenn ich keine Motivation und Argumente für den nächsten Schritt habe, dann sollte ich das Geplante in Frage stellen und/oder vom Team in Frage stellen lassen. Und manchmal reicht es auch zu sagen: Wir haben keine Daten, Argumente oder Ähnliches, aber wir wollen es jetzt versuchen, damit wir sehen, ob es klappt.
Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Wilken: Miro. Sophie hat uns alle angesteckt . Es visualisiert unsere Gedanken, gibt ihnen genug Raum und lässt sich leichter darstellen.
Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Ohlsen: Grundsätzlich ist Vertrauen bei uns im Team eine der Grundsäulen auf dessen Basis unser Team, aber auch unser Produkt basiert. Durch Vertrauen schaffen wir eine gesunde und offene Atmosphäre. Neben dieser Basis haben wir im Team feste Routinen wie z.B. unsere wöchentlichen Retros oder unseren “Worauf sind wir stolz” Termin nach dem Feierabend. Durch diese Dialoge sind wir offen und stetig im Austausch. Probleme werden gar nicht erst größer als sie sein sollten. Die ein oder andere Runde Erdnussriegel am Nachmittag für alle sind natürlich die kleinen spontanen Freuden und Gesten im Alltag.
Was war dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Ohlsen: Ein Erlebnis kommt immer wieder vor: Menschen erzählen uns ihre verrücktesten und intimsten Beziehungserfahrungen. Auf den ersten Blick scheint es vielleicht seltsam, andererseits finde ich es sehr schön, dass wir das Gefühl vermitteln, dass Leute sich bei uns wohl fühlen und sich öffnen.