Das solltest du als Gründer:in über Business Angels wissen
Business Angels sind eine der wichtigsten Investorengruppen, insbesondere für den frühphasigen Startup-Kosmos. Dies liegt vor allem daran, dass sie neben der reinen Kapitalbereitstellung Startups durch die Weitergabe von Wissen und Nutzung ihres Netzwerks unterstützen.
Im Gegensatz zu Venture Capital Fonds haben Business Angels keinen teuren Apparat zur Prüfung der Investments, da sie ausschließlich ihr privates Vermögen investieren.
Der erste gute Eindruck
Da Business Angels Einzelkämpfer sind, können sie besonders schnell agieren und legen daher auch großen Wert auf einen schnellen, reibungslosen Austausch mit Gründer*innen. Entscheidend ist neben einer zügigen Kommunikation auch, dass Gründer*innen ein professionelles Auftreten haben und so einen guten Eindruck hinterlassen. Dafür ist es wichtig, bereits bei Kontaktaufnahme zu Angels alle wichtigen Unterlagen in einem gut organisierten Dataroom parat zu haben und transparent zu kommunizieren.
Außerdem solltest du, wann immer möglich, warme Intros nutzen. Angels investieren häufiger in Investmentvorschläge, die aus ihrem Netzwerk an sie herangetragen werden als in solche, die durch eine “kalte” Anfrage auf LinkedIn zustande kommen.
Team auch bei Investor*innen entscheidend
Da Angels ungern alleine investieren, ist es ohnehin ratsam über Business Angel Netzwerke in Kontakt zu treten und zu beachten, dass das Team an Investor*innen genauso cross-funktional aufgestellt sein sollte, wie das Gründer*innen Team. “Bei Everdrop hatten wir damals die Möglichkeit zu investieren, ein ambitioniertes Impact Startup aus München.
Wir haben das Team gefragt, was sie beschleunigen kann. Also wir bringen u.a. Erfahrungen in den Bereichen: Brand, eCommerce, Wissen, wie man eine Organisation aufbaut mit. Wir haben das Gründerteam aber offen gefragt, was sie sonst noch brauchen, um schnell zu wachsen. Da hat das Team gesagt: Retail-Zugang und Abo-Erfahrung. Dann haben wir bewusst geschaut, wer noch ins Investorenteam kommen kann, damit wir auch cross-funktional aufgestellt sind.
Jeder war bereit, dieses tolle Team zu unterstützen und auch so kam die Beschleunigung zustande und das fantastische Wachstum. Credits go to the team. Ich bin davon überzeugt, dass jedes starke Gründerteam es alleine schafft, ohne die Investoren an der Seite, aber sie können mit Angels so viel schneller sein, wenn sie diese Smartness der Angels haben und richtig nutzen.”, erinnert sich Tina Dreimann von better ventures.
Aber nicht nur die Angels, sondern auch die Gründer sollten eine gründliche Due Diligence machen – von ihren Investoren. Dabei sollten sie den strategischen Fit genauso challengen, wie dies Investor*innen tun, beispielsweise indem sie Gründer*innen von anderen Beteiligungen der Business Angels nach deren Erfahrungen fragen.
Zusammenarbeit und Dokumentation mit Business Angels
Wenn es zu einer Einigung kommt, ist es besonders, wichtig dies auch zu dokumentieren. Bastian Schmidt-Vollmer von ZENK Rechtsanwälte, rät: „Für mich als Anwalt ist besonders relevant, dass sich die Gründer*innen mit den Business Angels in irgendeiner Weise schriftlich einigen – ein Dokument sozusagen als Grundgesetz zwischen Gründerteam und Angels. Darin sollte geregelt sein, was man bekommt, wenn man die gemeinsamen Erwartungshaltungen erfüllt – aber auch, was passiert, wenn man sie nicht erfüllt. Wichtig ist auch, dass das Dokument flexibel und erweiterbar bleibt.“
Eine Aufgabe von Business Angels sollte definitiv sein, durch ihr Netzwerk Türen zu öffnen, bspw. zu Kunden, anderen Investoren, Beratern oder anderen Startups. “Investor*innen sollten sich dabei ihrer Rolle sehr bewusst sein. Sie sind Förderer – und nicht die Gründer:innen selbst. Sie sollten unterstützen, aber nicht micromanagen. Sie sollten mit Rat und Tat zur Seite stehen, aber sich auch ihrer Schwächen bewusst sein und nicht ihre Expertise mit ihrer Meinung verwechseln.”, sagt Tina Dreimann dazu. Aber natürlich solltest du als Gründer*in die Einschätzungen der oft deutlich erfahreneren Angels nicht leichtfertig ignorieren.
Eine Angel-Finanzierungsrunde ist meistens die erste externe Finanzierung. Hierbei solltet ihr sowohl vermeiden, dass der Cap Table zu zergliedert ist, als auch, dass du insgesamt zu viele Anteile abtrittst, rät Ingo Weber von Carcharodon Capital. Du kannst laut Weber als Faustregel davon ausgehen, dass pro Runde deine Anteile um 10-20% verwässern und ihr insgesamt als Gründerteam zusammen noch ein Minimum von 50 % behalten solltet, damit die finanzielle Inzentivierung und Motivation weiterhin bestehen bleibt.
Auf der anderen Seite möchten Angels vermeiden direkt zu Beginn mit sehr großen Tickets einzusteigen. Katja Ruhnke, Autorin von “Female Money”: „Also den größten Fehler, den du am Anfang machen kannst ist, dass du mit einer zu hohen Summe ins Investment reingehst. Haben wir übrigens auch gemacht. Das war auch das erste Learning. Also erstmal mit einer etwas kleineren Investmentsumme einsteigen. Ich sehe unser Startup-Portfolio wie ein gutes Aktienportfolio. Das bedeutet mit mehreren Beteiligungen.”
Es ist also eine gesunde Abwägung gefragt zwischen der richtigen Anzahl an Investor*innen, deren Profile sich gut ergänzen und deren Ticketgrößen.
Über die Autorin
Susanne Zinth ist seit Anfang 2021 für AddedVal.io als Startup Analyst tätig und verbindet Startups im Fundraising mit Business Angels. Sie studierte International Finance an der HWR Berlin.
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