#Interview
“Manchmal sollte man einfach ins kalte Wasser springen”
Das Kölner Startup Rental Holidays, das von Jasper Fiebelkorn, Marius Ruppel und Jan Woltering geründet wurde, bietet Besitzer:innen von Reisemobilen und Caravans die Möglichkeit, ihr Gefährt an andere Privatpersonen zu vermieten. “Das Inserieren ist kostenfrei. Wir erheben eine Servicegebühr für Vermittlung und Versicherung, die dem Vermieter vom Mietpreis abgezogen wird, sobald eine Buchung zustande kommt. Der Vermieter kann seinen Preis selber festlegen und somit bestimmen, wie viel er verdienen möchte”, sagt Gründer Fiebelkorn zum Konzept.
Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen die drei Rental Holidays-Macher über Standschäden, Leidenschaft und Gründungsambitionen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Rental Holidays erklären?
Fiebelkorn: Weißt Du, Oma, so wie das Wohnmobil unserer Familie draußen vor der Tür, so stehen auch viele andere Wohnmobile und Wohnwagen viele Wochen im Jahr ungenutzt auf einem Stellplatz, in der Garage oder einfach auf der Straße rum. In dieser “ungenutzten” Zeit verursacht der Camper trotzdem Kosten wie Versicherung, Steuern, Finanzierungsraten, Reparaturkosten uvm. Ich möchte daher mit Rental Holidays Privatleuten die Möglichkeit geben, ihren Camper zu vermieten, wenn sie ihn gerade nicht selbst brauchen, um so ein bisschen Geld damit zu verdienen und die laufenden Kosten zu reduzieren – oder gar ganz abzudecken. Ein Punkt ist uns dabei total wichtig: Die normale KFZ-Versicherung deckt normalerweise keine Mietgeschäfte ab. Deswegen haben Marius und ich die Zurich Versicherung als exklusiven Partner dazu geholt. Die Zurich Versicherung bietet unseren Kunden ein super Versicherungspaket an, so dass der private Camperbesitzer oder die private Camperbesitzerin im Zeitraum der Vermietung über unsere Plattform immer optimal abgesichert ist: Voll- und Teilkaskoversicherung, Haftpflichtversicherung und Pannenschutzbrief sind automatisch immer direkt dabei und die Einrichtung und Einbauten können zusätzlich über die Interieur-Versicherung abgedeckt werden. So kannst Du mit Deinem Camper sicher Geld verdienen und bekommst auch nicht die nervigen Standschäden – und um die Vermittlung kümmert sich Rental Holidays. Alles total easy.
Wie wollt Ihr Geld verdienen, also wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Fiebelkorn: Das Inserieren ist bei Rental Holidays völlig kostenfrei. Wir erheben eine Servicegebühr für Vermittlung und Versicherung, die dem Vermieter vom Mietpreis abgezogen wird, sobald eine Buchung zustande kommt. Der Vermieter kann seinen Preis selber festlegen und somit bestimmen, wie viel er pro Nacht verdienen möchte. D.h. der Vermieter legt den Mietpreis fest, das System berechnet direkt die Servicegebühr und der Vermieter sieht sofort seinen Ertrag.
Wie ist die Idee zu Rental Holidays entstanden?
Fiebelkorn: Die Idee zu Rental Holidays kam mir bereits im Oktober 2016 auf dem Caravan Salon in Düsseldorf. Damals war ich im Auftrag für den Hersteller Eura Mobil aus Sprendlingen tätig. Durch Zufall bin ich mit einem Endkunden ins Gespräch gekommen, der gerade ein Reisemobil bei einem Händler bestellt hat. Dieser fragte mich, ob es die Möglichkeit gäbe sein Freizeitfahrzeug zu vermieten, um damit die Finanzierungsraten zu tilgen. In diesem Moment wusste ich, dass ich Rental Holidays gründen würde. Zeitgleich fing allerdings auch mein Studium an der Technischen Hochschule in Köln an. Ich entschied mich also vorerst das Studium anzutreten und meine Idee nach dem Studium umzusetzen. An dieser Stelle möchte ich jungen Gründern direkt einen Tipp geben: Wenn Ihr eine Idee habt, für die Ihr mehr brennt als für alles andere auf der Welt, wägt gut ab, ob Ihr zuerst den “normalen” Bildungsweg wählt und erst im Anschluss eure Idee umsetzt. Manchmal sollte man einfach ins kalte Wasser springen. Für mich war es allerdings die richtige Entscheidung, da ich aus dem Studium an der TH Köln viel mitgenommen habe, was mich heute zu einem viel effektiveren Jungunternehmer macht. Außerdem habe ich im Studium meinem Co-Founder Marius Ruppel kennengelernt, der die Vision von Rental Holidays von Tag Eins an mit mir geteilt hat und meine Kompetenzen perfekt ergänzt. Ich habe Rental Holidays gegründet, um meine Leidenschaft für digitale Geschäftsmodelle mit meiner Begeisterung für die Caravaning-Markt zu verbinden.
Ruppel: Ich verbringe selbst seit vielen Jahren die Urlaube im Camper. Nach den Gesprächen mit Jasper war mir klar: Ich möchte die Vermietung von Campern im Sinne der Nutzer gestalten. Versicherungsprodukte und Prozesse schaffen, die einen sorgenfreien Urlaub garantieren und meine Leidenschaft für diese individuelle Reiseform mit meinen beruflichen Erfahrungen in der Versicherungsbranche verbinden.
Woltering: Ich bin letztes Jahr als erster Mitarbeiter bei Rental Holidays eingestiegen. Mich hat die Idee fasziniert, gemeinsam im Team Camper-Sharing auf ein neues Level zu bringen. Ich nahm die Herausforderung an, eine so komplexe Plattform “from scratch” aufzubauen. Als mich die Gründer dann gefragt haben, ob ich Teil vom Management-Board werden möchte, war ich direkt begeistert und freue mich nun darauf, gemeinsam zu wachsen. Mein Ziel ist es, ein starkes Tech-Team aufzubauen und so aktiv für ständigen Fortschritt zu sorgen.
Wie oder wo hast Du Deine Mitgründer:innen kennengelernt?
Fiebelkorn: An Marius ist mir tatsächlich als erstes sein toller umgebauter Camper aufgefallen, der eines Tages vor der TH stand. Wir haben uns wie schon erwähnt während des Studiums in Köln über unsere gemeinsame Leidenschaft für Camping kennengelernt und schnell festgestellt, dass das Interesse an digitalen Geschäftsprozessen uns darüber hinaus verbindet. Jan war dann unser erster Mitarbeiter, also Mitarbeiter der ersten Stunde. Wir haben schnell festgestellt, dass er die gleiche Leidenschaft für unser Thema hat, wie Marius und ich. Damit war uns schnell klar, dass er unbedingt mit ins das Gründerteam kommen muss.
Wo steht Rental Holidays in einem Jahr?
Fiebelkorn: In einem Jahr möchten wir Rental Holidays als Marke etabliert haben und in Deutschland weitreichend vertreten sein. Wir wollen uns durch kontinuierlichen Fortschritt auszeichnen und private Wohnmobil- und Wohnwagenbesitzer von unserem Portal überzeugen. Zusätzlich möchten wir das Team um circa 18 Mitarbeiter erweitert haben. Außerdem möchten wir weitere Länder in der DACH-Region erschießen. Mit unserem Sharing-Modell, das den Menschen den Einstieg in diese Reiseform deutlich erleichtert, und somit einer weiteren Verbreitung des „Reisens im Camper“ möchten wir außerdem dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck der Reisebranche zu verringern.
Reden wir über den Standort Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Fiebelkorn: Wir als Gründer haben unsere Wurzeln in Köln und möchten unseren Teil dazu beitragen, Köln als Startup-Standort nachhaltig zu stärken. Natürlich ist Berlin anziehend aufgrund seiner starken Infrastruktur im Bereich VCs & Tech, aber wir haben uns ganz bewusst für Köln entschieden. NRW ist außerdem ein starkes Bundesland, wenn man sich die Zulassungszahlen bei Wohnmobilen und Wohnwagen anschaut. Unser Management-Team besteht aus einem starken interdisziplinären Team aus Business (Caravaning & Insurance) und Tech. Außerdem haben wir ein super spannendes Thema. Wir zählen auf den Support aller Campingliebhaber vor allem aber aller Camper aus NRW.
Was ist in Köln einfacher als im Rest der Republik?
Fiebelkorn: Ein Startup großzuziehen, stellt einen wohl immer vor viele Herausforderungen, egal wo man in der Republik gründet. Wir haben gemerkt, dass wir in Köln als Tech-Startup, viel durch lokale Medien, Banken und Netzwerk aus der Umgebung gepusht werden. Vielleicht lieg das daran, dass hier nicht jeden Tag ein neues Tech-Startup aus dem Boden sprießt.
Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Fiebelkorn: Ich würde mir wünschen, dass mehr Gründer, die aus NRW oder sogar direkt aus Köln kommen, auch in NRW oder Köln bleiben, um zu gründen. Mittlerweile haben wir auch hier im Umland tolle Accelerator-Programme und eine vernünftige Infrastruktur von Angels und VCs.
Ruppel: Besonders wünschenswert wäre es Köln auch als Tech-Standort zu fördern: Es wäre wichtig für Köln und die Region, dass sich die Stadt immer weiter zu einem Tech-Standort entwickelt. Menschen mit Gründungsambitionen im Tech-Bereich sollten das vorhandene Öko-System vor Ort nutzen und auch hier gründen. Man sollte junge Talente an den Hochschulen bereits für die Startup Szene zu gewinnen und Initiativen entwickeln, um mehr junge Menschen an Berufe im Tech-Bereich heranzuführen.
Woltering: Das Recruiting von Entwicklern, die aus Köln kommen oder hier arbeiten wollen, ist wirklich schwer. Hier sollten politische Initiativen ergriffen werden, um den Startups aus der Region zu helfen, es sollte mehr finanzielle Förderprogramme für junge Startups bei der Einstellung von Mitarbeiter mit Schwerpunkt Tech geben. Natürlich gibt es gewisse Förderprogramme, aber gute Entwickler kosten nun mal viel Geld.
Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness
In unserem Themenschwerpunkt Köln werfen wir einen genaueren Blick auf das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründerinnen und Gründer, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen gerade von sich reden? Mehr als 550 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedIn, Facebook und Instagram.