#Interview

Saiga und “die Bürokratie des Privatlebens”

Saiga wandelt auf den Spuren von GoButler. Anders als beim gescheiterten Vorbild steckt aber ganz viel Automatisierung in Saiga. "Wir wollen zu einer Welt beitragen, in der Menschen ihre Zeit den Dingen widmen können, die ihnen wichtig sind", sagt Gründer Karl Moritz Hermann.
Saiga und “die Bürokratie des Privatlebens”
Montag, 16. Mai 2022VonAlexander Hüsing

Das junge Startup Saiga, das von Karl Moritz Hermann (zuletzt DeepMind), Sophia Höfling und Michael Fialik gegründet wurde, kümmert sich um die Bürokratie des Privatlebens. “Wir wollen zu einer Welt beitragen, in der Menschen ihre Zeit den Dingen widmen können, die ihnen wichtig sind. Studien zeigen, dass wir im Durchschnitt eine Stunde am Tag mit persönlicher Admin-Arbeit verbringen – diese Stunde wollen wir unseren Kunden weitestgehend zurückgeben”, sagt Gründer Hermann.

Schon vor dem Start investierten Mosaic Ventures und Seedcamp sowie Business Angels wie Michael Brehm, Nikita Fahrenholz, Charles Songhurst in das junge Unternehmen. 35 Mitarbeiter:innen wirken bereits für Saiga. Im Interview mit deutsche-startups.de stellt Saiga-Macher das Konzept hinter dem Unternehmen einmal ganz genau vor.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Saiga erklären?
Wir bieten einen Service an, der Menschen den ganzen Adminkram im Privatleben abnimmt. Strom- und Gasverträge verwalten, Behördengänge vorbereiten, Kindergeld beantragen, Reisen buchen und Strafzettel bezahlen – das ganze Zeugs eben, das jeder machen muss, aber keinem wirklich Spaß macht. Das alles funktioniert durch Menschen, die diese Arbeit bei uns machen, und Computersysteme, die die repetitiven Aufgaben automatisch übernehmen.

Welches Problem genau wollt Ihr mit Saiga lösen?
“Life Admin” – die Bürokratie des Privatlebens. Wir wollen zu einer Welt beitragen, in der Menschen ihre Zeit den Dingen widmen können, die ihnen wichtig sind. Studien zeigen, dass wir im Durchschnitt eine Stunde am Tag mit persönlicher Admin-Arbeit verbringen – diese Stunde wollen wir unseren Kunden weitestgehend zurückgeben.

Wie ist die Idee zu Saiga entstanden?
Die Idee an sich ist ja nicht neu. Private Assistenten gibt es schon lange, nur sind die in der Regel einer sehr, sehr kleinen Bevölkerungsschicht vorbehalten. Mir kam die Idee 2018, als ich für DeepMind von London nach Berlin gezogen bin, um hier das DeepMind Büro zu eröffnen. Wir haben drei Kinder, mussten also Kita und Schule organisieren, durch den Umzug und schlechte Planung meinerseits mussten wir in dem Jahr in vier Ländern Steuererklärungen machen, und nachdem meine Frau Französin ist und zu dem Zeitpunkt noch nicht fließend Deutsch sprach, blieb wirklich alle Bürokratie an mir hängen. Ist eine Mega Pain! Gespräche mit Freunden in Berlin zeigten: das Problem hat jeder. Seien es Expats, die bei jedem Behördenbrief Panik bekommen; Gründer, die sich mit GEZ und der Admin Rund um ihre Holding UG rumschlagen, Eltern, oder Arbeitslose. Jede Lebenssituation bringt einen Stapel Admin mit sich, und wenn wir da etwas gegen unternehmen können wäre ja viel gewonnen.

Wie wollt Ihr Geld verdienen, also wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Unser Geschäftsmodell ist sehr simpel: Kunden zahlen für unseren Service durch eine Subscription und variable Gebühren für besonders komplexe Admin-Themen. Es war uns sehr wichtig das so zu konzipieren. Dadurch haben wir “aligned incentives” mit unseren Kunden: wir verdienen kein Geld über Kommissionen oder ähnliches; dadurch glauben uns unsere Kunden auch mehr, wenn wir ihnen Themen oder Verträge vorschlagen. Durch die, nicht ganz günstige, Subscription ist auch klar, dass wir für ernsthafte Themen herangezogen werden. Weniger Pizza und Luftballons bestellen; mehr Aufenthaltsgenehmigungen organisieren, Pässe beantragen, und Verträge und Versicherungen managen.

Wo steht Saiga in einem Jahr?
Wir setzen 2022 unseren Fokus auf die Automatisierung der größten und häufigsten Adminprozesse. Unsere Hoffnung ist, dass wir Ende des Jahres eine zweite Version unseres Services launchen können – mit weniger manueller Intervention unsererseits, und dadurch Saiga einer noch breiteren Zielgruppe zur Verfügung stellen können.

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Foto (oben): Saiga

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.