“Auf das höchste Hoch folgt ganz oft das tiefste Tief”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Hannes Tronsberg, Gründer von future demand. Das Berliner Startup positioniert sich als “Marketing- und KYC-Plattform für Live-Entertainment- und Sport-Veranstalter”.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Ohne Kaffee geht bei mir erstmal gar nichts. Wenn ich in Berlin bin, gehört der Morgen meiner Familie und ich bringe unseren älteren Sohn auf dem Weg ins Büro in die Kita.
Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Familie oder Musik. Nach Hause zu kommen und erstmal mit dem Bau eines Lego-Flughafens beauftragt zu werden, lenkt ausgezeichnet von den Startup-Herausforderungen ab.
Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Welche emotionalen Extrempunkte man in kürzester Zeit durchleben kann. Innerhalb von zwei Minuten kommen die Zusage eines strategisch relevanten großen Kunden UND die Kündigung einer wichtigen Mitarbeiterin. Auf das höchste Hoch folgt ganz oft das tiefste Tief. Das kann einen manchmal ganz schön mitnehmen.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Kunden und potentielle Investoren zu überzeugen, dass der Markt reif für tiefgreifenden Wandel ist. Marketing für Konzerte, Shows und Sportevents ist immer noch extrem offline-getrieben. Für uns heißt das, dass wir uns auf die Begleitung von Veranstaltern auf dem Weg zu innovativen und digitalem Marketing fokussieren. Dass der Markt dafür reif ist, hat am Anfang nicht jeder sofort geglaubt.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Vermutlich gibt es nicht den einen. Ich habe in den letzten drei Jahren so viele Fehler gemacht wie nie zuvor. Vieles ist für mich einfach neu. Aber gleichzeitig sind es die Fehler, die uns besser und schneller machen – solange wir nicht immer die gleichen Fehler wiederholen. Ich hoffe, das passiert mir nicht allzu häufig.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Neben klassischen Jobportalen und Active Sourcing finden rund 20 Prozent der Mitarbeitenden auf Empfehlungen aus dem Team heraus zu uns. Darüber freuen wir uns sehr – und fördern das auch mit Erfolgsprämien!
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Der eigenen Intuition zu vertrauen und das Branchenverständnis nicht zu unterschätzen – gerade im Kontext von Softwareentwicklung. Diverse Teams können das am besten sicherstellen. Ein Software Engineer kennt das Business-Modell eines Veranstalters zum Beispiel nicht so gut, dann muss er ein Teammitglied haben, der oder die das ausgleicht und beide müssen fortlaufend gemeinsam an einem Feature arbeiten.
Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Ohne Twitter würde future demand nicht existieren und sich inhaltlich nicht so weiterentwickeln, wie es der Fall ist. Das ist für mich die mit Abstand wichtigste Informations- und Inspirationsquelle – egal ob für Sales, Product oder die Talent Acquisition…
Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Wir planen zum Beispiel monatliche Team-Events wie Konzertbesuche, Backstage-Führungen in der Oper oder Privatkonzerte im Büro. Was uns auch wichtig ist, ist eine offene Feedbackkultur und wir legen Wert auf eine harmonische Teamzusammenstellung. Für ein besseres Büroklima haben wir eine Spotify Office-Playliste, in die jeder und jede die eigenen Lieblingslieder einfügen kann. Aber auch kontinuierliche Entwicklungsmöglichkeiten und monatliche Learning-Budget für jeden sind wichtige Bausteine.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Weil wir in der Regel über größere Volumen mit Kunden sprechen, sind ein Vor-Ort-Besuch und ein persönliches Kennenlernen oftmals erfolgsentscheidend. Mein Reisepensum ist entsprechend enorm: Dieses Jahr war ich an 50 Prozent der Tage nicht in Berlin, sondern in der ganzen Welt unterwegs und bin rechnerisch zweimal um den Globus geflogen. Das können dann auch mal 11 Städte und vier Ländern innerhalb von fünf oder sechs Tagen sein.
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.