“Mitarbeiter:innen geben viel Energie, können sie dir aber auch nehmen”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antwortet Sven Zuschlag, Gründer von smapOne. Die Jungfirma, die 2014 in Hannover gegründet wurde, positioniert sich als “SaaS no-code Plattform mit vordefinierten Bausteinen, um Unternehmensprozesse zu digitalisieren”.
Wie startest du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Bett machen, grünen Tee trinken und erst mal an das denken, was gut ist im Leben. Für mich ist Dankbarkeit unglaublich wichtig. Dann plane ich den Tag und dann kann es richtig losgehen.
Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Die Mischung macht’s: mal Meditation und Fitness, mal laufen und zocken.
Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Jede Unternehmensphase fordert andere Skills. Learn every week – du hast nie ausgelernt. So gab es natürlich einiges, das ich vor der Gründung und in der Anfangsphase von smapOne nicht wusste. Zunächst: Geduld ist eine Tugend! Es dauert immer länger, als man denkt. Und dann: Mitarbeiter:innen geben zwar viel Energie, können sie dir aber auch nehmen. Da muss man ganz ehrlich sein. Darauf musste ich mich einstellen, genauso wie darauf, dass es keinesfalls trivial ist, Investor:innen zu managen. Das braucht Zeit, Nerven und auch wieder Geduld. Neben Visionen braucht es immer Klarheit und Strukturen. Hätte ich das vor der Gründung schon gewusst, wäre vieles leichter gewesen.
Was waren die größten Fehler, die du bisher gemacht hast – und was hast du aus diesen gelernt?
Ich bin unvorbereitet in Termine gegangen. Das würde ich heute nie wieder machen. Es ist nicht zielführend, egal ob es sich um einen Termin mit Mitarbeiter:innen, Beiräten oder Shareholdern handelt. Das ist Zeitverschwendung – für alle! Außerdem habe ich gelernt, dass ich die Dinge nicht zu persönlich nehmen darf. Ich musste lernen eine gewisse Distanz zu wahren, um objektiv urteilen und reagieren zu können. Und schließlich: Zu viel kreative Energie verwirrt die Mannschaft!
Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Kultur, Kultur, Kultur und Authentizität! Sei du selbst, dann findest du die Mitarbeiter:innen, die zu dir und deinem Unternehmen passen – und umgekehrt. Handle wertschätzend von Anfang an: Bewirb dich bei den Leuten, begleite die Bewerber:innen auf ihrem Weg und nicht andersherum. Nicht zu vergessen: Mund-zu-Mund-Propaganda! Zufriedene Mitarbeiter:innen, die von ihrem Job erzählen, sind auch beim Recruiting ein echter Schatz. Durch sie werden geeignete Kandidat:innen quasi von selbst auf euch aufmerksam.
Welchen Tipp hast du für andere Gründer:innen?
Scheitern gehört dazu. Steh wieder auf, richte die Krone, lerne daraus und weiter geht’s. Wenn du anfängst zu zweifeln, verbreitet sich das wie ein Lauffeuer. Sei außerdem immer offen, wertschätzend und transparent gegenüber deinen Leuten. Und sei selbstbewusst: Investoren wissen es nicht – immer – besser! Außerdem, wie schon mal gesagt: Learn every week. Eine gute Quelle sind Fachbücher. Mich persönlich sehr inspiriert haben das Marketingbuch „Crossing the chasm“ von Geoffrey A. Moore, „The 10X Rule: The Only Difference Between Success and Failure“ von Grant Cardone und „Hard things about hard things“ von Ben Horowitz.
Ohne welches externe Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Da gibt es gleich mehrere: PowerPoint, die CRM-Plattform Pipedrive fürs Kundenmanagement im Sales, Azure und Visual Studio von Microsoft – und unsere Website natürlich!
Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?
Hier gilt zunächst dasselbe wie bei der Suche nach neuen Mitarbeiter:innen: Eine offene und wertschätzende Kultur und Authentizität sind entscheidend. Wir leben unsere Werte vor, machen unsere Vision und Mission transparent und glaubhaft. Natürlich sind auch gemeinsame Erlebnisse wichtig, nicht zu vergessen der übliche Startup-Kram: Kaffee, Kicker, Tischtennisplatte und Schlafsofas!
Was war dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Mit dem ganzen Team zusammen auf dem höchsten Berg Deutschlands, der Zugspitze, zu stehen, war buchstäblich erhebend. Eine coole Erfahrung war auch unsere Wohnmobil-Work-Aktion. Hier waren verschiedene Kollegen mit vier Wohnmobilen unterwegs und haben auf ihren Touren gearbeitet. Mehr Mobile Office ging nicht!
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.