#Interview
“Um gute Entscheidungen zu treffen, muss man in vielen Themen tief drin sein”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antworten Florian Karber und Moritz Richter, die beiden sind Gründer von salted, einer Berliner Beauty-Marke.
Wie startet ihr in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Richter: Bei Flo startet der Tag in der Regel mit einer Dusche im Büro, weil er bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad ins Büro fährt. Ich reiße als erstes immer alle Fenster im Büro einmal auf, um für frische Luft und einen klaren Kopf zu sorgen. Dann sprechen wir bei einem ersten Kaffee in der Office-Küche zusammen mit den anderen Early Birds darüber, was heute so ansteht.
Wie schaltet ihr nach der Arbeit ab?
Karber: Beide beim Sport. Moritz findet man nach der Arbeit meistens beim Tennis oder Padel. Ich wohne etwas außerhalb und nutze daher auch gerne die vielen Seen im Umland und komme am und auf dem Wasser richtig gut runter.
Was über das Gründer:innen-Dasein hättet ihr gerne vor der Gründung gewusst?
Richter: Wie vielfältig die Themen sind, mit denen man sich jeden Tag beschäftigt und wie eng gleichzeitig alles miteinander verknüpft ist – von Data über Operations bis hin zu People. Wenn du hier an einer Stellschraube drehst, hat das auch dort einen Effekt. Um gute Entscheidungen zu treffen, muss man deshalb dann schon in vielen Themen tief drin sein. Das ist herausfordernd.
Was waren die größten Hürden, die ihr auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Karber: Ganz klar die ersten Hires – wenn du ein ganz junges Unternehmen ohne große Bekanntheit oder Reputation bist, musst du es umso mehr schaffen, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Vision an Bord zu holen. Ähnlich ist es mit den Partnern. Da muss man erstmal Zeit investieren, um zu überzeugen, die Produktideen zu erklären, sich kennenzulernen und zu verstehen, wie die Partner ticken und arbeiten.
Was waren die größten Fehler, die ihr bisher gemacht habt – und was habt ihr aus diesen gelernt?
Richter: Gerade wenn es um die Kommunikation geht, mussten wir erst ein Gefühl dafür entwickeln, wann und wie wir unser Team, aber auch unserer Kund:innen in Themen einbeziehen.
Uns war von Anfang an klar, dass die Kundennähe für uns extrem wichtig ist und das auch immer so sein wird. Dass unsere Community allerdings von Beginn an so aktiv in den Dialog mit uns geht, hat uns zugegebenermaßen überrascht. Um da auch weiterhin mitzuhalten, haben wir unser Community Management Team seitdem stark vergrößert, um noch schneller auf Feedback und Anregungen reagieren zu können.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Karber: Uns geht es tatsächlich eher weniger um die einzelnen Etappen eines Lebenslaufs, sondern mehr um den “Match” in Sachen Vision, Überzeugungen und Begeisterungsfähigkeit. Und was hilft: Eine klare Vorstellung des Rollenprofils, eine gute zwischenmenschliche Ebene im Gespräch und trotzdem anspruchsvolle Fragen – auch an uns.
Richter: …und auf Zwischentöne hören.
Karber: Stimmt! Bisher fahren wir ganz gut damit. Unser Team ist sehr vielfältig, alle bringen auch unterschiedliche Leidenschaften mit und darin steckt ganz viel Potential, was salted jeden Tag ein Stück voranbringt.
Welchen Tipp habt ihr für andere Gründer:innen?
Richter: Wir arbeiten viel nach dem Try & Error-Prinzip. Das heißt einerseits: selbst wenn etwas beim ersten Versuch nicht sofort klappt, auf keinen Fall aufgeben, sondern weiter versuchen. Andererseits ist dafür ganz wichtig: erste Fehler so früh es geht abstellen, nicht stur sein. “Kill your darlings” ist da ein Satz, den wir oft sagen und hören.
Ohne welches externe Tool würde euer Startup quasi nicht mehr existieren?
Karber: Wir verlieben uns aktuell in unser neues Business Intelligence-Tool. All die Infos, die wir daraus ziehen, machen uns in unseren Entscheidungen präziser und schneller. Das hat deshalb einen riesigen Wert.
Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Richter: Bei uns ist immer Stimmung, wenn wir die Möglichkeit haben uns alle zu sehen, was wegen Corona leider viel zu selten der Fall ist. Deshalb haben wir jegliche Form der digitalen Events von Wonder-me, über Online-Escape-Games bis zu Zoom-Backworkshops ausprobiert. Besonders beliebt sind und bleiben aber unsere gemeinsamen Mario-Kart-Abende im Büro – da kann ich nur leider so gar nicht mithalten.
Karber: Da kommt meistens gute Laune auf, außer bei dir. In der Zusammenarbeit ist es uns wichtig, Ziele und Meilensteine immer gemeinsam, mit dem ganzen Team zu teilen und zu feiern. Das Gleiche bei positivem Kundenfeedback. Da haben wir einen eigenen Slack-Channel für – das sorgt dann auch immer für gute Stimmung. Es ist einfach schön zu sehen, dass sich die Arbeit, die alle leisten, lohnt. Deshalb ist es uns wichtig auch gemeinsam auf die Erfolge anzustoßen.
Was war Euer bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Richter: Mit Sicherheit die Zeit ganz am Anfang der Gründung. Besonders die Tour zu den potenziellen Partnerfirmen quer durch Deutschland. Eine Woche lang ging es ohne Pausen von A nach B und wir konnten super viel aus den paar Tagen mitnehmen.
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.