#Offline

Die größten Startup-Pleiten der vergangenen Jahre

Auch in der goldenen Phase der deutschen Startup-Szene schlitterten zuletzt einige junge Unternehmen in die Insolvenz. Hier einmal einige millionenschwere Unternehmen, die in den vergangenen drei Jahren spektakulär gescheitert sind.
Die größten Startup-Pleiten der vergangenen Jahre
Donnerstag, 31. März 2022VonTeam

Nicht jedes Startup wird ein Erfolg! Auch in den vergangenen Jahren sind einige große Startups gescheitert. Generell gab es in Deutschland aber in den vergangenen Jahren – im Vergleich zu den sehr vielen ganz großen Investments – wenige große, spektakuläre Pleiten, Abschaltungen oder Aufgaben. Vielleicht sogar viel zu wenige. Um so wichtiger ist es, sich die größten Startup-Pleiten der vergangenen drei Jahre noch einmal anzusehen. Das Ende waren diese Pleiten aber zum Glück nicht immer. Firmen wie Horizn Studios starteten nach der Insolvenz erneut durch.

Die größten und wichtigsten Startup-Pleiten

abracar
Rund drei Jahre nach dem Start ging abracar, ein sehr umtriebiges und ambitioniertes Spin-off der Allianz-Gruppe, Ende Mai 2020 vom Netz. Das Münchner Startup, das von Orhan Köroglu und Sebastian Jost gegründet wurde, trat an, um “den Autoverkauf einfacher, sicherer und transparenter machen”. 2018 investierte die Allianz beachtliche 11,5 Millionen in den jungen Gebrauchtwagenvermittler.

Brickvest
Das deutsch-britische Startup Brickvest, eine Crowdinvesting-Plattform für Immobilien schlitterte Ende 2019 in die Insolvenz. Der Rocket Geldgeber Global Founders Capital, Aareal Bank, die Berlin Hyp, eine Sparkassentochter für Pfandbriefe, und diverse Business Angels investierten zuvor rund 14 Millionen Euro in Brickvest, das 2015 an den Start ging. Später übernahm der Immobilieninvestor Patrizia aus Augsburg das Unternehmen.

Careship
Das Berliner Pflege-Startup Careship, das 2015 von Antonia und Nikolaus Albert gegründet wurde, schlitterte im Dezember 2021 in die Insolvenz. Der Betreuungs- und Begleitdienst für Senioren sammelte zuvor mehr als 13 Millionen Euro ein – unter anderem von Creandum, Spark Capital und Atlantic Labs. Creandum und Spark zogen sich aber schon lange vor der Insolvenz zurück und reduzierten ihre Anteile massiv. INQbaker übernahm die Careship-Überreste nach der Insolvenz.

Fliit 
Investoren wie BTH Technologie Holding, b10, die Reederei Maersk, Alstin Capital, WestTech Ventures, IBB Ventures und PDV Inter-Media Venture investieren einst rund 13 Millionen Euro in das Logistik-Unternehmen Fliit. Im Sommer 2021 schlitterte das Unternehmen in die Insolvenz. Im Geschäftsjahr 2019 erwirtschaftete das Unternehmen einen Jahresfehlbetrag in Höhe von 6,4 Millionen Euro. Insgesamt kostete der Aufbau von Fliit bis Ende 2019 rund 10,3 Millionen.

Homebell
Im Frühjahr 2020 verschwand der Handwerkerdienst Homebell aus dem Netz. Auf der Website stand dann nur noch: “Wir nehmen aktuell keine neuen Aufträge mehr an”. Seit der Gründung im Jahre 2015 investierten Geldgeber wie Global Founders Capital, Lakestar, Index Ventures und Co. knapp 20 Millionen Euro in Homebell. Danach führte die blauarbeit.de-Mutter Portal United Homebell fort.

Horizn Studios
Das Smart-Luggage-Startup Horizn Studios schlitterte Ende April 2020 in die Insolvenz. In der Vergangenheit investierten Milano Investment Partners, Project A Ventures, Vorwerk Ventures, Perpetual Investments, Tarsadia Investments und Astutia Ventures rund 25 Millionen in das Startup. Im Juli 2020 übernahmen die Gründer Stefan Holwe und Jan Roosen die Jungfirma und führen diese seitdem fort.

Joonko
Ende Oktober 2020 gab der Check24-Rivale Joonko überraschend auf. Raisin und der Ping An Global Voyager Fund investierten zuvor mehr als 10 Millionen Euro in das Finleap-Projekt Joonko, ein digitales Finanzportal, das es seinen Verbrauchern ermöglicht, die für sie passenden Finanz- und Versicherungsprodukte zu finden. Joonko wurde 2019 von Carolin Gabor, Andreas Schroeter und Eric Lange gegründet. Die Joonko-Überreste wanderten zum FinTech bonify.

Monedo
Die Hamburger Kreditplattform Monedo, früher als Kreditech bekannt, schlitterte im September 2020 in die Insolvenz. Kreditech, 2012 von Sebastian Diemer und Alexander Graubner-Müller (beide nicht mehr an Bord) gegründet, war jahrelang eine der wichtigsten FinTech-Wetten Deutschlands. Das Unternehmen galt sogar als die “große Fintech-Hoffnung” der heimischen Startup-Szene. Bis Ende 2018 flossen rund 200 Millionen Euro in die Jungfirma.

Monoqi
Das Berliner Unternehmen Monoqi, eine Design-Community schlitterte in den vergangen Jahren gleich mehrmals in die Insolvenz und wurde mehrmals verkauft – zuletzt an die belgische Design- und Lifestyle-Plattform Decovry. Seit der Gründung häufte Monoqi Verluste in Höhe von mehr als 25 Millionen Euro an. Zu den Investoren von Monoqi gehörten in der Vergangenheit unter anderem Atlantic Ventures, RI Digital Ventures, Hasso Plattner Ventures und das Medienhaus Condé Nast.

navabi
Das E-Commerce Startup navabi, ein Shop für Plus-Size-Mode, verkündete seinen Lieferanten im Juli 2020 eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Zuvor hatte der Private-Equity-Investor Verdane die Mehrheit an navabi übernommen. In den Jahren zuvor flossen rund 35 Millionen Euro in das Unternehmen, das kurz vor dem Aus von Aachen nach Köln gezogen ist. Später kauften die navabi-Gründer das Startup aus der Insolvenzmasse heraus. 2021 übernahm das australische Unternehmen City Chic Collective navabi.

tausendkind
Das Berliner Grownup tausendkind, das 2010 gegründet wurde, schlitterte Ende März 2020 in die Insolvenz. Rund 24 Millionen Euro flossen zuvor in das Unternehmen. Der Bilanzverlust summierte sich vor der Insolvenz auf rund 30,6 Millionen. Im Jahresdurchschnitt waren 2017 rund 109 Mitarbeiter für das Unternehmen tätig. Weltbild kaufte später die Überreste der Jungfirma und führt den Online-Shop seitdem fort.

Vehiculum
Das Berliner Autoleasing-Unternehmen Vehiculum schlitterte im September 2021 in die Insolvenz. Investoren wie Coparion, Runa Capital, die Versicherungsgruppe SchneiderGolling sowie Business Angels wie smava-Gründer Alexander Artopé und Michael Kern, früherer Chef der Werkstattkette ATU, investierten in den Jahren zuvor rund 10 Millionen Euro in das Unternehmen. Im Geschäftsjahr 2019 erwirtschaftete Vehiculum einen Jahresfehlbetrag in Höhe von 5,2 Millionen Euro – nach 2,3 Millionen im Jahr zuvor

Zeitgold
Das Berliner Startup Zeitgold gab Ende Juli 2020 auf. Das Unternehmen wurde 2015 von Stefan Jeschonnek, Jan Deepen und Kobi Eldar gegründet. Seit der Gründung flossen rund 50 Millionen in Zeitgold. Im Zuge der Aufgabe verkündete das Unternehmen den geplanten Neustart als Sorted, einer Software für Freelancer. Heimlich, still und leise baute die Jungfirma Zeitgold danach zur Software für Steuerberatungen um. Das amerikanische Unternehmen Deel übernahm Zeitgold dann im August 2021.

Bonus: Alle weiteren großen Startup-Pleiten, -Abschaltungen und -Aufgaben in Deutschland liegen noch weiter zurück. 2018 etwa segneten insbesondere millionenschwere Unternehmen wie Dawanda, Lesara (100 Millionen Investmentsumme), Move24 und Wimdu das Zeitliche. 2017 waren bekannte Jungfirmen wie Auctionata (100 Millionen Investmentsumme), Bloomy DaysOutbankPets Deli, stylefruits und studiVZ auf unserer Offline-Liste

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): Shutterstock