#Interview

“SEO war der Beginn unserer Erfolgsgeschichte”

Studyflix versorgt Schüler:innen und Studierende mit Lernvideos. "Bei der Erstellung arbeiten wir datengetrieben und nutzen vor der Erstellung des Contents verschiedene Tools wie Sistrix,. Dadurch wissen wir sehr genau, was unsere User wollen", sagt Gründer Reinhard Blech.
“SEO war der Beginn unserer Erfolgsgeschichte”
Dienstag, 15. März 2022VonAlexander

Hinter Studyflix, das von Benedikt Bergner und Reinhard Blech gegründet wurde, verbirgt sich eine kostenlose Lernvideo-Plattform für Schüler:innen und Studierende. “In den drei- bis fünfminütigen Lernvideos wird Lernstoff aus Schule und Studium kurz und knackig, anschaulich und leicht verständlich aufbereitet. Unser Anspruch ist es, alle Nachwuchskräfte, vom Schüler der 8. Klasse bis zur Master-Studentin erfolgreich beim Lernen zu unterstützen”, erklärt Gründer Bergner das Konzept hinter Studyflix.

Besondere Bekanntheit erlangte das Unternehmen vor einigen Jahren im Zusammenhang mit der VOX-Show “Die Höhle der Löwen”. Wenige Tage vor der geplanten Ausstrahlung flog Studyflix aus Sendung. Die Gründer hatten zuvor etwa eine fünfstellige Summe investiert, um den Nutzeransturm während der Ausstrahlung verkraften zu können. “Nach der ‘Nicht-Ausstrahlung’ bei haben wir uns nochmal zusammengesetzt und einen neuen Versuch mit SEO gestartet. Das war der Beginn unserer Erfolgsgeschichte”, berichtet Blech.

Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen die Studyflix-Macher außerdem über Anmeldemasken, Bootstrapping und Durchfallquoten.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Studyflix erklären?
Bergner: Studyflix ist eine Website, die mehr als 3.000 Lernvideos in verschiedensten Kategorien anbietet. In den drei- bis fünfminütigen Lernvideos wird Lernstoff aus Schule und Studium kurz und knackig, anschaulich und leicht verständlich aufbereitet. Die Lernvideos sind sowohl didaktisch als auch qualitativ sehr hochwertig. Wir haben Kollegen aus den Fachbereichen, die die Videos im Vier-Augen-Prinzip prüfen. Unser Anspruch ist es, alle Nachwuchskräfte, vom Schüler der 8. Klasse bis zur Master-Studentin erfolgreich beim Lernen zu unterstützen.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Blech: Wir haben vor Studyflix bereits ein Konzept im Bereich Campus-Marketing umgesetzt. Als alles digitaler wurde, sind wir mit den Lernvideos gestartet. Bei Studyflix haben wir am Anfang sehr viel ausprobiert. Zunächst haben wir versucht mit Performance Marketing erfolgreich zu sein – das hat nicht funktioniert. Nach der “Nicht-Ausstrahlung” bei “Die Höhle der Löwen” haben wir uns nochmal zusammengesetzt und einen neuen Versuch mit SEO gestartet. Das war der Beginn unserer Erfolgsgeschichte.

Wie genau seid ihr das Thema SEO in den letzten Jahren angegangen?
Blech: Bei der Erstellung der Videos arbeiten wir sehr datengetrieben und nutzen vor der Erstellung des Contents verschiedene Tools wie Sistrix, Ahrefs und Googles Search Control. Dadurch wissen wir sehr genau, was unsere User wollen.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Bergner: Bei Studyflix können Unternehmen ihre Arbeitgebermarke in der Zielgruppe der Young Talents stärken. Wir ranken bei über 250.000 Schul- und Unithemen auf Platz eins bis zehn bei Google und Youtube. Das bedeutet für Arbeitgeber eine enorme Reichweite bei Ihrer Zielgruppe. Direkt zu Beginn des Lernvideos, in dem Moment der größten Aufmerksamkeit, sieht der Nutzer fullscreen eine Video-Werbung. Dieses Video-Format ist sehr einprägsam, das bleibt nachhaltig im Gedächtnis und erzielt super Klickraten von 4 % oder noch höher. Darüber hinaus können Unternehmen auf unseren Social Media-Seiten – TikTok und Instagram – werben oder Newsletter buchen. Durch unsere Anmeldemasken haben wir die wichtigsten Informationen von unseren Nutzern, die insbesondere im Hochschulbereich sehr wichtig sind: Schulart, Studiengang, Alter, Region. Dadurch ermöglichen wir zielgruppengenaues Targeting. Ein weiteres Geschäftsmodell ist, dass Unternehmen oder Bildungseinrichtungen eLearning-Lizenzen kaufen können, sodass unser Wissen auch unternehmensintern eingesetzt werden kann.

Wie ist überhaupt die Idee zu Studyflix entstanden?
Bergner: Schüler und Studierende haben damit zu kämpfen, dass das Wissen im Unterricht bzw. in Vorlesungen und Skripten sehr theoretisch und wissenschaftlich vermittelt wird. Das Ergebnis ist oftmals kein tieferes Verständnis der Thematik und schlechte Prüfungsleistungen. Hohe Studienabbrüche- und Durchfallquoten sind die Folgen. Teure Nachhilfe ist für viele SchülerInnen und Studierende oftmals keine Option. Die Suche nach kostenlosen Videos oder Zusammenfassungen ist zeitaufwändig und führt oft zu qualitativ unbefriedigenden Ergebnissen. Dadurch kam uns die Idee zu Studyflix: Eine Plattform, die alle Themen gut sortiert mit hochwertigen Videos zur Verfügung stellt.

Viele EdTech-Firmen konnten in der Corona-Pandemie stark zulegen. Wie lief es bei euch in der Krisenzeit?
Bergner: In Folge der Corona-Krise hat die Nachfrage nach E-Learning-Angeboten stark zugenommen. Im letzten Monat verzeichnete Studyflix einen Zuwachs auf aktuell mehr als 4 Millionen monatlich aktive Nutzer. Die Corona-Krise hat der Digitalisierung und natürlich auch Studyflix einen Schub gegeben. Besonders während der Lockdowns haben wir zahlreiche E-Mails von Studierenden erhalten, die sich für unser Angebot bedankt haben. In den letzten zwei Jahren haben wir unsere Nutzerzahlen mehr als verzwanzigfacht.

Wie hat sich Studyflix seit der Gründung entwickelt?
Bergner: Wir beschäftigen 100 Mitarbeiter:innen, darunter 60 studentische Mitarbeiter:innen. Unser Ziel Ende 2022 sind 150 Mitarbeiter:innen. 2021 haben wir einen mittleren siebenstelligen Umsatz erzielt. Aktuell sind wir mit 6,2 Millionen Sitzungen und 4 Millionen monatlichen Nutzern die größte E-Learning-Plattform im deutschsprachigen Raum.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Bergner: 2018 haben wir monatelang auf die Ausstrahlung bei der TV-Show “Die Höhle der Löwen” hin gefiebert. Die Geschichte ist bekannt: Kurz vorher bekamen wir eine Absage von den Produzenten. Das war auf jeden Fall ein Tiefschlag. Außerdem haben wir anfangs nicht den richtigen Marketingkanal für unsere Idee gefunden. Egal was wir ausprobiert haben – es hat nicht funktioniert. Am Ende konnten wir glücklicherweise im SEO-Bereich einige gute Tests vorweisen – unser Kundenzugang war gefunden.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Bergner: Die beste Entscheidung war, dass wir Studyflix komplett gebootstrapped aufgebaut haben. Dadurch konnten wir ein nachhaltiges Wachstum generieren und hatten unseren Fokus auf dem Umsatz und der Kosteneffizienz. Wir hatten keinen Zeitaufwand für Finanzierungsrunden und konnten eigene Entscheidungen treffen. In dieser Zeit haben wir uns die Expertise von einem Gründernetzwerk, Beratern und erfahrenen Mitarbeitern eingeholt.

Wo steht Studyflix in einem Jahr?
Bergner: In der Zukunft möchten wir weiterhin einen Beitrag zu kostenloser digitaler Bildung leisten. In einem Jahr wollen wir uns im Karrierebereich als führendes Tool etabliert haben. Dazu haben wir im Sommer einen großen Launch vorbereitet. Unser Ziel ist es, dass wir auch die größte Plattform werden, auf der Schüler und Studenten ihren ersten Job finden.

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Foto (oben): Studyflix

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.