“Ich war nie der Typ, der unbedingt etwas gründen wollte”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antwortet Daniel Rösch, Gründer von BOTfriends. Das junge Unternehmen aus Würzburg kümmert sich um die “Entwicklung und das Design von Conversational AI Applikationen wie Chat- und Voicebots”.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Ich starte mit einer großen Tasse selbstgemachtem Ingwer-Kurkuma-Zitronen-Tee. Beim Schlürfen setze ich meinen Fokus für den Tag und denke darüber nach, welche Aufgabe, mit der ich mich heute beschäftige, wohl die größte Auswirkung auf die Zukunft haben könnte.
Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Ich schalte am besten ab, indem ich aktiv irgendetwas mache, beispielsweise Mountainbike fahren, etwas kochen oder Fifa spielen. Damit krieg ich meinen Kopf frei und schöpfe neue Energie. Einfach auf der Couch ausruhen und nichts tun – da werde ich eher unruhig.
Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Ich war nie der Typ, der unbedingt etwas gründen wollte. Aber dann kam diese Gelegenheit, die ich unbedingt ergreifen musste. Ich habe mir viele Gedanken gemacht und ich hatte viele Sorgen, eben weil alles so unbekannt war. Mittlerweile habe ich aber gelernt, dass jede Challenge eigentlich etwas Spannendes in sich birgt, auf das man sich wirklich freuen kann. Gerade durch tolle Co-Founder:innen und einem guten Netzwerk, das es hier in Deutschland gibt, muss man sich vor dem Gründen eigentlich überhaupt nicht fürchten.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Auf dem Weg zur Gründung hatten wir eigentlich keine großen Hürden. Wir mussten damals noch unsere Abschlussarbeiten und ein paar Klausuren für das Studium schreiben. Wir waren aber schon mitten in der Planung unseres Unternehmens, weshalb wir die Abschlussarbeiten quasi morgens geschrieben haben, bevor es von acht Uhr bis spät Abends ins Büro ging. Grundsätzlich würde ich sogar behaupten, dass es nicht das Schlechteste ist, während des Studiums oder direkt im Anschluss zu gründen. Natürlich mussten wir uns etwas überwinden, die Ungewissheit und das Abenteuer, einem Karriereweg vorzuziehen.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Wir hatten direkt zu Beginn namhafte Kunden und haben stark von Weiterempfehlungen gelebt. Außerdem haben wir uns sehr auf unser Produkt und die dafür nötige Technik konzentriert. Wir haben aber erst spät daran gearbeitet, nachhaltig Kunden zu gewinnen und somit auch unser Unternehmen skalieren zu können. Das lief so lange, bis uns ein Mentor mal gesagt hat: “German startups often have the better product, but they get outsold and outmarketed by American startups.” Das haben wir uns zu Herzen genommen! Es gibt so viele Netzwerke und so viel Wissen darüber, wie man die Wahrscheinlichkeit erhöht, ein erfolgreiches Startup zu sein. Dabei sind es meist die Basics, die vernachlässigt werden. Ich denke, wenn man sich grob an bestimmten Leitlinien orientiert und aktiv nach Feedback von erfahrenen Unternehmern sucht – und sich vor allem traut, danach zu fragen – kann man sehr viel schneller erfolgreich werden.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Ich denke, in einem Startup zu arbeiten, ist etwas ganz anderes als etwa in etablierten Unternehmen. Bei Vorstellungsgesprächen sehen wir das Fachliche eher als eine Art Voraussetzung und entscheiden dann anhand der Persönlichkeit und des Commitments, ob eine Person zu uns passt. Wenn wir in den Gesprächen unser Produkt vorstellen und dann plötzlich die Augen des Gegenübers beginnen zu strahlen, dann ist das für uns ein sehr gutes Zeichen.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Man sollte sich immer auch etwas Zeit nehmen, um an strategischen Themen zu arbeiten. Außerdem wird man als Entrepreneur immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt, die wirklich schmerzhaft sein können. Man sollte also immer eine gewisse Gelassenheit mitbringen und Spaß am Lösen dieser Herausforderungen haben.
Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Wir nutzen Google Workspace als Collaboration-Tool und ich bin jeden Tag dankbar darüber. Ich erinnere mich an die Arbeit in Unternehmen, in denen Mitarbeiter:innen Dateien per Mail verschickt haben. Da stand dann hinter jeder Datei, nach zig Abstimmungsrunden, eine fortlaufende Versionsnummer. Heute kann ich sogar meinen Laptop ruhig im Büro vergessen. Mit einem einzigen Login habe ich die Möglichkeit, mich überall anzumelden und auf mein gesamtes Setup zuzugreifen. Diese Flexibilität schätze ich sehr.
Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Gerade in der momentanen Zeit, in der wir sehr selten im Büro sind, haben wir eine Reihe von virtuellen Team-Aktivitäten etabliert. Beispielsweise haben wir einen gemeinsamen Kochabend. Zweimal jährlich organisieren wir zudem ein Offline-Team-Event. Letztes Mal war das ein Tag auf dem Hausboot auf dem Main – inklusive Grill und ein paar kühlen Getränken.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Noch vor der offiziellen Gründung waren wir bereits auf einigen Events unterwegs und haben potenzielle Kunden besucht. Viel Geld für eine Übernachtung hatten wir damals nicht – also haben wir bei AirBnB auf die Karte geschaut und blind die günstigste Unterkunft gebucht, ohne auf den Preis oder die Entfernung zum Zielort zu schauen. Ohne hier in die Details gehen zu wollen: Das waren mitunter abenteuerliche Erfahrungen, die ich niemals missen möchte.
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.