Von Alexander
Freitag, 11. Februar 2022

“Wir haben bewiesen, dass Movinga profitabel betrieben werden kann”

Movinga war kurz nach dem Start eines der heißesten Startups Deutschlands. Dann folgte der Absturz. Jetzt ist Movinga erst einmal über den Berg! "Wir sind mittlerweile ein profitables Unternehmen. Seit Mitte letztem Jahr sind wir in den schwarzen Zahlen", sagt Movinga-Macher Silvio Hinteregger.

Das Berliner Unternehmen Movinga, das 2015 gegründet wurde, stand gefühlt mehrere Male vor dem Aus. Bis Ende 2019 kostete der Aufbau der Umzugsfirma bereits mehr als 70 Millionen Euro. “Seit der Gründung 2015 ist viel passiert. Wir sind mittlerweile ein profitables Unternehmen mit rund 200 Mitarbeitenden. Seit Mitte letztem Jahr sind wir in den schwarzen Zahlen und können Rekordumsätze verbuchen”, sagt Silvio Hinteregger, der das Unternehmen seit 2019 (nach dem Abgang von Finn Hänsel) gemeinsam mit seinem Bruder Tobias führt. Zur Erinnerung: Nach einer wilden Expansionsphase wirkten 2016 schon einmal rund 500 Mitabeiter:innen für das Unternehmen.

Investoren wie Index Ventures, Earlybird, Global Founders Capital (GFC), ETF Partners, STS Ventures, SevenVentures und Santo Venture Capital, das Family Office der Gebrüder Strüngmann, investierten in den vergangenen Jahren rund 85 Millionen in Movinga. Inzwischen hält Santo Venture Capital die Mehrheit (52,7 %) am Unternehmen. “Wir haben es durch gesundes Wachstum in die Profitabilität geschafft. Nach historischen Rekordumsätzen wollen wir aber noch weiter wachsen, haben aber bewiesen, dass das Modell profitabel betrieben werden kann. Wir haben jedoch weitere spannende Expansionspläne auf der Agenda für die auf einer gesunden Basis noch mehr Kapital aufgenommen werden kann”, sagt Silvio Hinteregger zum Stand der Investmentlage bei Movinga.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Movinga-Chef außerdem über Herausforderungen, Wahrnehmungen und Neuanfänge.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Movinga erklären?
Movinga ist eine Umzugsplattform, die sich um alles rund um den Umzug kümmert. Dabei stehen sie mit einem internationalen Partnernetzwerk und persönlichen Ansprechpartnern im gesamten Umzugsprozess zur Seite. Je nach Bedarf strukturieren persönliche Berater:innen den ganzen Umzugstag und unterstützen auch bei Zusatzleistungen – vom Einpacken des wertvollsten Porzellans über die Beantragung einer Parkverbotszone bis hin zur Versicherung. Movinga hat außerdem an jedem Ort die besten Dienstleistungsunternehmen an der Hand, die gewissenhaft das Hab und Gut an die neue Adresse bringen – egal wo, egal wann. Da muss man sich über nichts mehr Gedanken machen und kann das Schöne am Umziehen genießen. Movinga will, dass Neuanfänge Freude machen. Unser Claim “Wir lösen Umzug” stellt genau unsere USP in den Vordergrund, die digitale und persönliche Anlaufstelle für den Umzug zu sein.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Wir arbeiten mit rund 800 Umzugsunternehmen in ganz Europa zusammen und sammeln in der täglichen Arbeit so viel Erfahrung in allen Umzugsbelangen, wie ein einzelnes Unternehmen oder Privatperson gar nicht erreichen kann. Unsere Kund:innen können sich komplett darauf verlassen, dass ihr Umzug von A bis Z durchdacht ist und alles nach Plan laufen wird, ohne das sie involviert sein müssen.

Movinga hat bereits eine leidvolle Geschichte hinter sich. Sind diese Zeiten inzwischen abgearbeitet?
Uns begegnen hin und wieder noch Spuren der Unternehmensgeschichte in der öffentlichen Wahrnehmung, aber bei uns hinter den Kulissen ist davon nichts mehr zu spüren. Wir haben ein fast vollständig neues Team aufbauen können und kennen einige unserer Mitarbeitenden schon viele Jahre aus früherer Zusammenarbeit. Ganz klar, hätte man in der Vergangenheit schon früher bessere unternehmerische Wege einschlagen können, bei uns geht es aber darum, nach vorne zu schauen. Vor allem aufgrund der schwarzen Zahlen, die wir inzwischen mit Rekordumsätzen schreiben, sind alle sehr optimistisch.

Wie genau hat sich Movinga in den vergangenen Jahren entwickelt?
Seit der Gründung 2015 ist viel passiert. Wir sind mittlerweile ein profitables Unternehmen mit rund 200 Mitarbeitenden. Seit Mitte letztem Jahr sind wir in den schwarzen Zahlen und können Rekordumsätze verbuchen. Parallel bauen wir ein sehr spannendes, komplementäres Logistik Vertical auf, das sehr schnell wächst.

Was meinst Du damit?
Hier geht es darum den Rückenwind im 2-Men handling Home Delivery-Markt zu nutzen und einen digitalen komplementär Stream zu unserem Kerngeschäft zu etablieren.

Du führst Movinga seit 2019 zusammen mit Deinem Bruder. Was hat Dich bzw. Euch an dieser Aufgabe gereizt?
Tobias und ich hatten zu der Zeit gerade erfolgreich den Übergang von unserer Firma Beautycheck.at zu Treatwell abgeschlossen und suchten nach einer neuen Herausforderung. Die ursprüngliche Idee war, noch einmal zu gründen, aber dann hat uns ein guter Bekannter von Movinga erzählt. Er war davon überzeugt, dass wir die richtigen für die rundum Sanierung des Unternehmens sein würden. Uns war klar, dass wir uns etwas Großes vorgenommen hatten und es sich um einen klaren Turnaround-Case handelte. Aber gerade das fanden wir sehr spannend.

Macht es für euch, die Movinga-Mitarbeiter:innen oder die Movinga-Investoren einen Unterschied, dass ihr Movinga nicht gegründet habt, sondern angestellte Unternehmer seid?
Nein. Tatsächlich sind uns die Investoren und auch die Mitarbeitenden dankbar, dass wir Movinga in die Profitabilität geführt haben. Wir führen das Unternehmen als wäre es zu 100 % unser eigenes. Als wir uns der Aufgabe 2019 angenommen hatten, war gerade alles auf Null gesetzt worden und die meisten haben mit dem Schlimmsten gerechnet. Dass wir jetzt so erfolgreich sind, liegt auch daran, dass wir von Anfang an auf das Vertrauen aller Involvierten zählen konnten und mit unternehmerischen Hausverstand an die Aufgabe herangetreten sind.

Movinga war zu Hochzeiten quasi europaweit verfügbar. Ist die Expansion künftig wieder ein Thema für euch?
Wir bieten unseren Service momentan auch in Österreich, der Schweiz, Frankreich und Schweden an. Eine weitere Expansion ist in Planung.

Welche Projekte stehen ansonsten bei euch auf der Agenda?
Wir verbessern unseren Service kontinuierlich. Zum Beispiel durch neue digitale Lösungen wie ein Buchungstool, das anhand von Fotos das persönliche Umzugsvolumen berechnet und Möbellisten erstellt. Der Auswahlprozess von Partnerunternehmen wird ebenfalls laufend überprüft und optimiert, um so die Zufriedenheit unserer Kund:innen zu garantieren. Kunden und Partner NPS stehen bei uns an erster Stelle.

Movinga hat in den vergangenen Jahren rund 85 Millionen Euro Investorengelder eingesammelt. Ist die Aufnahme von weiterem Kapital noch einmal ein Thema für euch?
Wir haben es durch gesundes Wachstum in den letzten zwei Jahren in die Profitabilität geschafft. Nach historischen Rekordumsätzen wollen wir aber noch weiter wachsen, haben aber bewiesen, dass das Modell auch sehr gut profitabel betrieben werden kann. Wir haben jedoch weitere spannende Expansionspläne auf der Agenda für die auf einer gesunden Basis noch mehr Kapital aufgenommen werden kann.

Wo steht Movinga in einem Jahr?
Unser Ziel ist es, die europäische Marktführerschaft im Umzugsbereich weiter drastisch ausbauen und mit weiteren Expansionsplänen die führende Logistikplattform über Umzüge hinaus zu werden.

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Foto (oben): Movinga