#Gastbeitrag

Tipps für schnellwachsende Unternehmen: HR-Learnings eines Unicorns

Startups, die in kurzer Zeit stark wachsen, müssen sicherstellen, dass die Unternehmenskultur unter dem starken Wachstum und den Prozessveränderungen nicht leidet. Doch wie gelingt dieser Drahtseilakt - sowohl zum Wohle des Unternehmens, als auch der Mitarbeitenden?
Tipps für schnellwachsende Unternehmen: HR-Learnings eines Unicorns
Dienstag, 14. Dezember 2021VonTeam

Passende Mitarbeiter:innen zu finden, ist nicht einfach, egal wie groß das suchende Unternehmen ist. Die damit einhergehenden Herausforderungen sind insbesondere für schnellwachsende Organisationen umfangreich – davon können viele Startups ein Lied singen. Stellen werden über mehrere Standorte hinweg gleichzeitig besetzt, neue Mitarbeiter:innen eingearbeitet und Teams erstmals aufgebaut und teilweise umorganisiert. Startups, die in kurzer Zeit stark wachsen, müssen zudem sicherstellen, dass die Unternehmenskultur unter dem starken Wachstum und den Prozessveränderungen nicht leidet. Doch wie gelingt dieser Drahtseilakt – sowohl zum Wohle des Unternehmens, als auch der Mitarbeitenden?

Viele Stellen, mehrere Standorte – seid sichtbar!

Ist ein Unternehmen an mehreren Standorten tätig oder expandiert in neue Märkte, braucht es in jedem Land einen HR-Generalisten, die oder der das Arbeitsrecht des Standorts kennt und die Stellenausschreibungen aus anderen Märkten auf die lokalen Gegebenheiten vor Ort anpasst. Das fängt schon beim Titel des Gesuchs an: Wer in Deutschland einen Account Manager sucht, muss die gleiche Stelle im Ausland als “Sales Representative” oder “Sales Manager” besetzen. Die größte Herausforderung: Hypergrowth. Wie lassen sich in kurzer Zeit eine so große Menge an Bewerbungen generieren? Ein Beispiel: Die Einstellungsrate bei GoStudent beträgt 5 bis 10 %, weil unsere HR-Verantwortlichen sehr gewissenhaft auswählen. Die Qualität der Mitarbeitenden hat auch in enormen Wachstumsphasen einen noch höheren Stellenwert als die Quantität. Monatlich stellen wir etwa 100 bis 150 Mitarbeiter:innen auf globaler Ebene ein. In der Gesamtrechnung heißt das in unserem Beispiel, dass wir dafür wir mehr als 1000 Bewerbungen brauchen. Hier hat der Unicorn-Status geholfen: Er hat uns einerseits eine höhere Bekanntheit als Arbeitgeber verschafft, andererseits konnten wir aufgrund der hohen  Investitionen mehr Vertrauenswürdigkeit gewinnen. Aber auch ohne große Finanzierungsrunden kann man wahrgenommen werden – z.B. auf Events und Social Media. Eine gute PR, die für die nötige Sichtbarkeit sorgt, rundet den öffentlichen Eindruck ab. 

Schnelles und effektives Onboarding

Um neue Kolleg:innen schnell und effektiv in die Spur zu setzen, braucht es eine intensive, umfangreiche Onboarding-Woche. Bewährt hat sich eine Wochengestaltung, die z.B. mit 1,5 Tagen “Company and Culture Onboarding” beginnt. Hier vermitteln wir die Basics des Startups. Danach geht es in die jeweiligen Teilbereiche. Hier werden den neuen Mitarbeiter:innen alle Prozesse, Informationen und Best Practices vermittelt, sodass sie noch in den ersten Tagen oder spätestens die Woche darauf bereits ihre ersten Erfolge feiern können. Im Sales Bereich bedeutet das z.B., dass neue Mitarbeiter:innen vom Start weg erste Kunden gewinnen können. Die Aufgabe des Onboardings wird in vielen Organisationen maßlos unterschätzt. Dem Arbeitseinstieg sollte daher wesentlich mehr Aufmerksamkeit beigemessen werden. Etwa durch speziell geschultes HR-Personal – also Onboarding Manager:innen, die explizit dafür geschult sind. Interne Trainings oder Disziplinen und abteilungsübergreifende Workshops, die das Onboarding in den Mittelpunkt der Personalarbeit der gesamten Belegschaft stellen, können hier helfen. Am Ende eines jeden Onboardings, an dem unter der Führung einer Fachkraft auch andere Abteilungen beteiligt waren, steht dann ein Recap und Q&A. So stellt man sicher, dass alles aufgenommen wurde. Mit guter Organisation lässt sich das Onboarding skalieren: In der ersten Novemberwoche onboarden wir jetzt sogar 90 neue Mitarbeiter:innen parallel. Das ist auch für uns Rekord.

Weiterbildung von Führungskräften und Mitarbeitenden

Bei all den neuen Kolleg:innen dürfen die bestehenden Mitarbeiter:innen nicht vergessen werden. Interne Weiterbildungsprogramme sollten daher zum Standardrepertoire von schnellwachsenden Unternehmen gehören. Sprachkurse zum Erlernen und Auffrischen von Fremdsprachenkenntnissen, Soft Skills Workshops und Leadership Trainings gehören zu den am meisten nachgefragten Angeboten. Gerade in Corona-Zeiten ist der Austausch entscheidend. Wir haben dafür neben den gängigen Firmen-Events auch gute Erfahrungen mit einem “Team Lead Summit” gemacht, bei dem über 40 Führungskräfte an Inspirations-Sessions mit externen Speakern teilgenommen haben. Auch Recruiting Training, Sales Trainings und Culture Sessions sollten je nach Abteilung in Regelmäßigkeit angeboten werden.  

Bewahrung der Unternehmenskultur trotz rasanten Wachstums

Jede Unternehmenskultur definiert sich über das Team. Das A und O zur Wahrung ist es also, die richtigen Leute einzustellen. Die Persönlichkeit des neuen Talents muss zur Unternehmenskultur passen. Der erste Culture Ambassador für einen neuen Markt ist immer der Country Manager. Aussichtsreiche Bewerber:innen für ganz neue Teams (in neuen Ländern) gehen bei uns immer auch durch eine C-Level Prüfung. So wird auf höchster Führungsebene sichergestellt, dass neue Kolleg:innen zum Spirit von GoStudent passen. Unser Werte-Set, die “Fundamentals”, sind sehr präsent im Unternehmen. Etwa durch Dekorationen in den Büros in Form von Stickern und Postern aber auch in digitaler Form als Wallpaper, Screensaver etc. Außerdem werden sie tagtäglich zum Leben erweckt, etwa durch bestimmte Abläufe oder Traditionen. Im All-Hands Meeting werden beispielsweise alle zwei Wochen jene Mitarbeiter:innen hervorgehoben, die mindestens einen GoStudent Wert besonders stark vorgelebt haben. Auch darauf wird bereits im Onboarding ein besonderer Fokus gelegt. 

Über die Autorin
Anna Kastner ist Head of Human Resources des Nachhilfe-Unicorns GoStudent. Das Unternehmen hat während der letzten Jahre ein rasantes Wachstum erfahren und wuchs seit Anfang 2021 von 160 auf über 1000 Mitarbeiter:innen an. Mittlerweile operiert das Unicorn in 22 Märkten und 18 verschiedenen Standorten weltweit und verbucht über 750.000 Nachhilfeeinheiten monatlich.

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Foto (oben): paretos