#Gastbeitrag
Musikbranche 2.0: Wie KI unsere kreative und künstlerische Arbeit bereichert
Künstliche Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren in Unternehmen, Verwaltungen und unserem Alltag rasant an Bedeutung gewonnen; sie ist zu einer Schlüsseltechnologie geworden, die zu disruptiven Veränderungen und einem Fortschritt in der Digitalisierung führt. Dennoch haben viele Menschen Angst, dass Künstliche Intelligenz (KI) uns irgendwann ersetzen wird. Erst kürzlich hat eine internationale Studie herausgefunden, dass besonders Jugendliche der intelligenten Technologie skeptisch gegenüberstehen. Lediglich 26 % der befragten denken, dass mithilfe von KI neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Fast die Hälfte (47 %) ist davon überzeugt, dass KI-Systeme Arbeitsplätze verdrängen. Und das, obwohl es ein unumstrittener Fakt ist, dass KI große Datenmengen in kürzester Zeit auswerten und Datenmuster schnell und objektiv erkennen kann. Demnach wird KI uns nicht etwa ersetzen. Vielmehr wird sie uns künftig stumpfe Aufgaben abnehmen und mehr Raum für kreatives Arbeiten schaffen.
Künstliche Intelligenz und die Schaffung neuer Arbeitsplätze
In einigen Bereichen, wie beispielsweise der Musikbranche, hat KI in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche neuartige Jobprofile geschaffen. Dabei werden im gängigen Sprachgebrauch meist verschiedene Technologien wie etwa Automatisierung, Machine Learning, Natural Language Processing oder Robotik unter dem Begriff KI vereint. Der Grund: Erst durch diese Technologien können ausgewählte Tools und Algorithmen überhaupt intelligent werden und die Gesellschaft unterstützen. Beispiele hierfür sind kognitive Services oder auch Bots, die bestimmte Aufgaben eigenständig durchführen.
Der Software-Riese Microsoft beschreibt KI auch als “Technologien, die menschliche Fähigkeiten im Sehen, Hören, Analysieren, Entscheiden und Handeln ergänzen und stärken. Das klingt erstmal danach, als könnten Roboter und Algorithmen in Zukunft dazu heranreifen, menschliche Aufgaben zu übernehmen und Jobs zu verdrängen. Und tatsächlich fallen laut dem Weltwirtschaftsforum aufgrund der steigenden KI-Nutzung bis 2022 etwa 75 Millionen Arbeitsplätze weg. Jedoch werden laut Prognosen auch knapp 133 Millionen neue Arbeitsplätze durch die intelligenten Technologien geschaffen – ein Plus von rund 58 Millionen neuen Arbeitsstellen.
Wertvolle Jobmöglichkeiten im Kreativsektor
So hat KI bereits spannende neue Jobprofile wie den Chief Trust Officer im Bankenwesen oder den Data Scientist im IT-Sektor geschaffen. In Zukunft dürfte es auch kaum eine Branche geben, die sich nicht am Einsatz von KI bereichern wird. Auch die Musikbranche profitiert bereits von neu geschaffenen, teils sehr speziellen Berufen wie dem Supervisor für KI-basierte Musik. Er koordiniert Musikkataloge, um sicherzustellen, dass alle Audiodaten korrekt mit hochwertigen Metadaten versehen werden. In erster Linie sorgt er dafür, dass jeder Song, jede Komposition und jeder Audio-Loop mit zahlreichen Attributen oder Deskriptoren korrekt getaggt und in ein Format gegossen wird, das von einer Musik-Engine gelesen werden kann. Da KI-Musik-Engines saubere Daten benötigen, um gute Ergebnisse zu erzielen, ist diese Aufgabe von entscheidender Bedeutung. Nur der Supervisor kann sicherstellen, dass der primäre Inhalt – die Audioklänge – fortlaufend korrekt beschrieben wird. Denn die Metadaten sind das Gold, mit dem eine KI-Musikmaschine trainiert wird, musikalische Ergebnisse zu liefern. Wenn die Daten fehlerhaft sind, werden auch die Ergebnisse fehlerhaft sein.
Die Symbiose zwischen Mensch und KI
Um intelligente Technologien gewinnbringend einzusetzen, müssen sie von geschulten Menschen mit qualitativen Daten gefüttert und regelmäßig trainiert werden. Dies ist unabdingbar, um die Algorithmen so zu erziehen, dass sie ihre Aufgaben zufriedenstellend bewältigen. Dafür braucht es menschliche Arbeitskräfte, und deshalb wird die neue Arbeitswelt von einer balancierten Zusammenarbeit von Mensch und Maschine geprägt sein. KI wird nicht im Alleingang handeln, sondern vielmehr als intelligenter Assistent des Menschen agieren und ihm zeitraubende Routinetätigkeiten abnehmen. So werden wir Menschen langfristig mehr Zeit für anspruchsvolle und kreative Aufgaben haben. Statt sich lange Zeit mit den Lizenzrechten von bestehender Musik auseinandersetzen zu müssen, können Creator, Marketeers und Unternehmen zum Beispiel passende und lizenzfreie Backgroundmusik für Werbevideos oder Social-Media-Posts mit KI-Musikplattformen im Nu komponieren. So bleibt ihnen mehr Zeit, sich auf ihre Kernkompetenzen zu fokussieren.
Der vermehrte Einsatz von KI bedeutet im Umkehrschluss auch, dass menschliche Fähigkeiten wie Kommunikations- und Verhandlungsgeschick, Sozialkompetenz, Empathie und Führungsvermögen an Bedeutung gewinnen. Diese Soft Skills lassen sich nicht durch eine KI ersetzen, denn menschliches Geschick wird immer gefragt sein.
KI als intelligenter Helfer
KI entwickelt sich schnell und ständig weiter, stellt uns aber auch vor viele Herausforderungen. Wir müssen uns fragen, wie wir die Technologie intelligent und gewinnbringend einsetzen – und zwar so, dass KI uns dient und nicht wir der Technologie.
Speziell im Bereich der Musik vergleichen wir KI-gestützte Soundtracks zum Beispiel keineswegs mit menschlicher Musik. Denn Letztere umfasst persönliche Geschichten und Gefühle. Ich bin deshalb der Meinung, dass KI niemals in der Lage sein wird, den Menschen zu ersetzen. Doch sie kann uns neue Möglichkeiten eröffnen und im Fall von Loudly Menschen ohne Musikwissen den Zugang zum Songschreiben eröffnen. Und dann kommt es auf das individuelle Talent an. Ich glaube an eine kollaborative Quintessenz in der Musikkreation. Das ist das Ziel, das wir mit Loudly verfolgen.
Über den Autor
Rory Kenny ist CEO bei Loudly.
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