Flink vs. Gorillas – wessen Werbung macht das Rennen?
Quick Commerce ist noch nicht aller Munde. Prognosen zu Folge wird er bis 2025 wahrscheinlich auch nur in 5% dieser sein. In aller Augen dagegen ist er schon. In Form von Werbung. Vor allem für Gorillas und Flink. Denn die Online-Lebensmittellieferdienste liefern sich auf deutschen Straßen ein episches Battle Royal, bei dem kein Auge trocken und kein limbisches System unpenetriert bleibt. Doch was können die Kampagnen noch, außer laut zu knallen? Wer bringt nicht nur am schnellsten Lebensmittel, sondern am schnellsten neue User auf die Seite?
Geld spielt keine Rolle
Fangen wir mit der Firepower an. Hier hat Flink die Nase vorn. Denn während Gorillas es für ein paar Dekaden knallen ließen, hängt Flink immer noch und damit die Gorillas ab. Wer die Krone will, muss konsistent kommunizieren. Also Gorillas: Von den frisch eingesammelten 810 Millionen aus der C-Runde wieder was in die Kommunikation stecken. Bleibt spannend.
Flink: 1, Gorillas: 0
Zielgruppe: Copywriter
Alles mit Plakaten vollzupflastern und ab und zu mit einem veritablen Ausbeuterskandal PR zu generieren, macht den Kohl noch nicht fett. Wie bei den Oversized Backpack-Boxen der Fahrradkuriere 2.0 zählt auch hier der Inhalt. Hier liefert Gorillas voll ab. 100% Audience Fit. Bei hängengebliebenen Altwerbern, die im Herzen immer Juniortexter geblieben sind. Ja, ja, wir wissen alle: Informationen sind nix, Story ist alles. Aber die ganzen witzigen Wort-Bildspiele mit Nutshells und Auberginen blickt doch niemand in dieser Phase der Marke. Ok, niemand außer Coypwritern, die eigentlich gerne Künstler geworden wären, aber deren „Tatort“-Piloten niemand lesen wollte. Das würde auch die zu kleinen Warenkörbe erklären, die für Zero Profitabilität sorgen. Was, fairerweise, ein Problem ist, mit dem Flink auch zu kämpfen hat.
Flink: 2, Gorillas: 0
Gorillas = Für Intelligenzbestien. Flink = Für alle
Flink ist da ein bisschen erkläriger unterwegs. Was bei vielen Kommunikationsprofis natürlich für Nasenrümpfen sorgt: „Wie jetzt, der Pöbel soll verstehen, was das bringt? Ungeheuerlich!“ Zum Glück ist den meisten Normalsterblichen superegal, was Werber so denken. Stattdessen mag sich die eine oder der andere freuen, dass man tatsächlich versteht, was uns die Künstler mit der Dies-Das-Leer-Flink´s-Dir-Kampagne sagen möchten. Nämlich: „Dies-Das-Leer-Flink´s-Dir!“
Einfach und einprägsam wie „Ich parshippe jetzt“ oder „Weil ich mein Haar behalten möchte.“ Und wahrscheinlich eben so erfolgreich. Dass auch noch Shirin David mitmacht, zeigt: Während Gorillas gerne exklusiv wie eine Black Amex sein möchte, ist Flink inklusiv wie ein Supermarkt an einem Samstag. Klare Used Cases. Klarer Call-to-Action. Und ein Star, die mit „Gib ihm“ 65 Millionen Views auf Youtube bekam. Bämm!
Flink: 3, Gorillas: 0
Fazit
Wie Al Ries und Jack Trout in „Positioning“ schreiben: „Over time every market becomes a three horse race.“ Welche Drahtesel am Ende die Nase vorn haben werden, ist noch nicht auszumachen. In Sachen Konsistenz, Verständlichkeit und Aktivierung hat Flink die Nase vorn und kommt hier als erstes an die Klingel. Was Design und rein disruptive Awareness angeht, ist zwar Gorillas stärker und fühlt sich internationaler an. Wirklich relevant für all die Menschen, die noch mehr brauchen als eine Pulle Sekt – oder halt eben: Auberginen bei Nacht – sind beide Unternehmen noch nicht. Doch was nicht ist, kann ja noch werden. Dann klappt es vielleicht auch mit dem monatlichen 125 Euro Warenkorb.
Über den Autor
Friedrich Tromm ist Gründer und Geschäftsführer der Creative Company TryNoAgency, die selbst ernannten „Einhorn-Macher”. Nach Stationen als Freelancer in über 50 namhaften nationalen und internationalen Agenturen (Jung von Matt, BBDO, McCann Erickson uvm.) sowie diverser internationaler Apple Launch-Kampagnen kümmert er sich heute mit seinem Partner Stefan Nagel und 20 Mitarbeitern um das Besondere von Start-Ups wie Doctolib, HelloFresh, Mister Spex, N26 und Scalable Capital.
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