#Interview
“Echte Erfahrungen wiegen schwerer als ein bis ins Detail durchgeplantes Konzept”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antwortet Finn Geldermann, Gründer von CO’PS, einem Schnaps aus Kaffeebohnen und Kolanuss. In der neunten Staffel der Gründershow “Die Höhle der Löwen” investierte Pharma-Löwe Nils Glagau 100.000 Euro in das Unternehmen.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Es ist kein Zufall, dass wir ein Produkt mit Koffein entwickelt haben. So richtig startet für mich der Tag erst nach dem ersten Becher Kaffee – gerne pur und stark. Der Vorteil ist, dass wir nun ja direkt an der Quelle sitzen. Und so starten wir mit unserem eigenen Blend in den Tag, der sonst auch die Basis für unseren Likör ist. Die Mischung ist definitiv der beste Auftakt für einen kultivierten Morgen – und einen erfolgreichen Tag.
Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Ich bin ein echter Foodie. Also schnapp ich mir nach Feierabend meist Lektüre zum Thema Food oder kreiere neue Rezepte für unsere Booklets. Hin und wieder schaltet man natürlich auch mit dem ein oder anderen gutem Drink ab. Am liebsten in guter Gesellschaft.
Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Das man nicht in jedem Bereich selbst Experte sein muss und sich viele Dinge mit der Zeit auch entwickeln. Echte Erfahrungen und Learnings wiegen viel schwerer als ein bis ins allerletzte Detail durchgeplantes Business-Konzept.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Für mich persönlich war es die Entscheidung, das Studium links liegen zu lassen und mich fortan zu 100 Prozent CO’PS zu widmen. Es fiel mir schwer, diese andere Tür zu schließen und ich hätte mir gerne beides offengehalten. Aber irgendwann war unser Startup so groß, dass es nicht mehr ging. Aber jede Entscheidung für etwas geht eben auch mit einer gegen etwas anderes einher. Ich habe es allerdings bis heute nie bereut. In unternehmerischer Hinsicht war die größte Herausforderung definitiv, im bereits extrem dicht besiedelten Beverage-Markt eine Lücke zu finden und diese dauerhaft zu besetzen.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Dinge zu früh outsourcen, gehört definitiv dazu. Gerade wenn sie wichtig und repräsentativ für den Markenkern sind. Heute prüfen wir ganz genau, wen wir mit ins Boot holen und ob die Person oder der Dienstleister uns und unser Produkt verstanden hat.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht, direkt über die Community zu scouten.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Halte dein Unternehmen möglichst schlank!
Ohne welches externe Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren? (z.B.Shopify, Asana, Google (Cloud, Mail, Kalender)).
Xentral und Shopify sind bei uns nicht wegzudenken.
Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Wir müssen zum Glück gar nicht dafür sorgen – die ist tatsächlich „einfach“ da. Ich denke, das liegt vor allem daran, dass sich alle echt mit CO’PS identifizieren und die Marke aus sich heraus voranbringen wollen. Ich glaube, der größte Stimmungskiller in vielen Firmen ist Druck. Deshalb machen wir uns den nicht und geben ihn auch nicht weiter.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Wir haben für die Festival Saison 2018 mit viel Mühe und Herz einen alten DDR-Wohnwagen zu einer rollenden CO‘PS Bar umgebaut. Die Farbe war noch nicht mal richtig trocken und trotzdem waren wir damit direkt auf zwei Festivals. Auf dem Rückweg vom zweiten Festival ist uns jemand auf der Autobahn hinten in die Bar gefahren. Daraufhin hat sich unser Wohnwagen mehrfach überschlagen und war Geschichte. Zum Glück wurde niemand verletzt – und CO’PS waren ja schon genug vor Ort! Unser Barwagen hat also insgesamt nur 14 Tage überlebt.