“Wir haben in den letzten Jahren schon viel verhauen”
Das Startup dubidoc, das 2016 von HNO-Ärztin Shabnam Fahimi-Weber gegründet wurde, positioniert sich als “Ressourcenmanager-Software, die Arbeitsabläufe für Ärzte und Therapeuten vereinfacht”. Die Jungfirma aus Essen im Ruhrgebiet verspricht dabei: “Wir schenken Ihnen Zeit für Ihre Patienten, indem wir Ihre Verwaltungsarbeit reduzieren”. “Inzwischen wurden mehr als eine Million Arzttermine über dubidoc vereinbart. Das ist für uns ein ganz wichtiger Meilenstein, weil jeder dieser Termine Arztpraxen wertvolle Minuten geschenkt hat”, sagt Gründerin Fahimi-Weber zum Stand der Dinge bei dubidoc.
Kürzlich investierten Medizintechnik-Unternehmer Marc Griefahn sowie zwei Ärztinnen und Ärzte investieren eine sechsstellige Summe in das Unternehmen. Zuvor setzte die dubidoc-Macherin fünf Jahre auf Bootstrapping. Für Patient:innen ist dubidoc kostenlos. Praxen, die dubidoc einsetzen, zahlen “eine faire monatliche Pauschale”.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Fahimi-Weber über Rückschläge, Entlastung und das Ruhrgebiet.
Wie würdest Du Deiner Großmutter dubidoc erklären?
Hinter jedem Arzttermin steckt viel organisatorischer Aufwand. Wegen allen kleinen und großen Aufgaben hinter den Kulissen kann das Versorgen von Patienten leider manchmal zu kurz kommen. Deshalb wollen dafür sorgen, dass Ärzte und Praxisangestellte weniger Arbeit mit der ganzen Verwaltung haben und sich mehr um die Patienten kümmern. Dafür haben wir eine Software gebaut, die ganz viele Aufgaben automatisch erledigt und die Praxen entlasten.
Wie ist die Idee zu dubidoc entstanden?
Ich bin selbst HNO-Ärztin und habe vor Jahren einmal eine gute Software gesucht, die mich und mein Team im Arbeitsalltag wirklich unterstützt. Die verfügbaren Anwendungen haben mich leider sehr enttäuscht. Sie wirkten wie aus einem anderen Jahrtausend und hatten für wichtige Abläufe, die in der Praxis jeden Tag stattfinden, gar keine Erleichterung zu bieten. Also habe ich überlegt, wie eine Software für die Praxis eigentlich aussehen sollte. Für mein Konzept habe ich dann ein Team zusammengestellt und schon war dubidoc geboren!
Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Wir verfolgen ein klassisches SaaS-Geschäftsmodell. Das heißt, Praxen setzen dubidoc ein und entlohnen uns über eine faire monatliche Pauschale pro Ärztin und Arzt. Für Patientinnen und Patienten, die mithilfe von dubidoc beispielsweise einen Arzttermin buchen, ist unsere Plattform selbstverständlich kostenfrei.
Wie hat sich dubidoc seit der Gründung entwickelt bzw. wie groß ist dein Startup inzwischen?
Inzwischen wurden mehr als eine Million Arzttermine über dubidoc vereinbart. Das ist für uns ein ganz wichtiger Meilenstein, weil jeder dieser Termine Arztpraxen wertvolle Minuten geschenkt hat.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wir haben in den letzten Jahren schon viel verhauen. Dazu zählen Kampagnen, die nicht funktioniert haben, oder Teammitglieder, die uns verlassen haben. Das sind ganz normale Rückschläge, die wohl jedes Startup kennt. Wichtig ist, dass man daraus die richtigen Schlüsse zieht.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Ärztinnen und Ärzte, die dubidoc zum ersten Mal in der eigenen Praxis einsetzen, überrascht immer wieder wie intuitiv und reibungslos alles funktioniert. Der zweite Wow-Moment kommt dann, wenn Praxisteams merken, wie schnell und einfach administrative Routineaufgaben tatsächlich funktionieren können. Ich glaube, darin ist dubidoc richtig gut, weil wir Arbeitsabläufe in Praxen aus eigener Erfahrung bestens kennen.
Wo steht dubidoc in einem Jahr?
In einem Jahr wollen wir noch viele weitere Ärztinnen und Ärzte von unserer Software überzeugt haben und neue Features ausrollen, die dubidoc noch unverzichtbarer machen. Wir wollen weiter organisch wachsen und dafür sorgen, dass unsere Botschaft ankommt: Wer echte Entlastung für die eigene Arztpraxis sucht, ist bei dubidoc genau richtig!
Reden wir über das Ruhrgebiet. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in Deiner Stadt aus?
Die Startup-Szene in Essen ist lebendig und gleichzeitig gut vernetzt. Außerdem haben wir eine städtische Wirtschaftsförderung, die sich sehr für Startups einsetzt, weil sie versteht, dass Gründungen Zukunft bedeuten. In Essen finden wir deshalb viel Support für unser innovatives Konzept. Die Infrastruktur ist wirklich gut.
Was ist in Deiner Stadt einfacher als im Rest der Republik?
Essen liegt im Herzen des Ruhrgebiets und bietet deshalb tolle Verkehrsanbindungen zu ganz vielen Städten in der näheren Umgebung. Für Startups heißt das, direkt vor der eigenen Haustür gibt es einen großen Markt zu erobern. Gleichzeitig ist das Leben und Arbeiten erschwinglich.
Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Ruhrgebiet?
Es wäre großartig, wenn weitere Digital-Health-Startups hier an den Start gehen, sodass unser regionales Ökosystem weiter wächst und vielleicht auch neue Kooperationen und Synergien ermöglicht. Außerdem wünsche ich mir, dass wir selbstbewusster auftreten. Das Ruhrgebiet hat für Gründerinnen und Gründer nämlich viel zu bieten. Last but not least wäre es natürlich toll, wenn wir hier vor Ort mehr VCs hätten, die sich im Ruhrgebiet verwurzelt fühlen. Da haben andere Regionen einen riesigen Vorsprung.
Themenschwerpunkt Ruhrgebiet
#Ruhrgebiet: Gemeinsam mit dem ruhrHUB berichtet deutsche-startups.de regelmäßig über die Startup-Szene im Ruhrgebiet. Mit hunderten Startups, zahlreichen Gründerzentren und -initativen, diversen Investoren sowie dutzenden Startup-Events bietet das Ruhrgebiet ein spannendes Ökosystem für Digital-Gründer – mehr im Startup Guide Ruhrgebiet. Das Buch “Wann endlich grasen Einhörner an der Emscher” wiederum erzählt die spannendsten Startup- und Grown-Geschichten aus dem Ruhrgebiet.
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