#Interview

“Was als Mami-Business gestartet ist, hat sich zu einem Unternehmen entwickelt”

Badesofa bringt Loungekissen in die Badewanne. "Wir haben den Weg des Bootstrappings gewählt und konnten schon früh erste Gewinne erzielen. Die Teilnahme in der Gründershow "Die Höhle der Löwen" hat uns dann einen weiteren großen Schub verschafft", sagt Gründerin Natalie Steger.
“Was als Mami-Business gestartet ist, hat sich zu einem Unternehmen entwickelt”
Mittwoch, 24. November 2021VonAlexander Hüsing

Das junge Unternehmen Badesofa, das von Annika Götz und Natalie Steger gegründet wurde, setzt auf Badewannen-Kissen. “Was als kleines Mami-Business gestartet ist, hat sich in der Zwischenzeit zu einem profitablen, kleinen Unternehmen entwickelt. Wir beschäftigen aktuell acht Mitarbeiter und sind weiter auf Wachstumskurs”, sagt Gründerin Steger. Im Frühjahr dieses Jahres waren die Kölnerinnen bei der Vox-Gründershow “Die Höhle der Löwen” zu Gast. “Wir sind stolz und dankbar, dass wir bei diesem Format mitmachen durften. Der mediale Effekt ist natürlich auch nicht zu unterschätzen und die dadurch erzielte Aufmerksamkeit war ein Turbo-Booster für unser Unternehmen”, führt die Badesofa-Macherin aus.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründerin Steger außerdem über Markenaktivität, den heimischen Küchentisch und Bootstrapping.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Badesofa erklären?
Wir produzieren Loungekissen für die Badewanne, die sich in Funktion und Optik deutlich von den bisher bekannten Badewannenkissen unterscheiden. Wie der Name Badesofa schon sagt, holen wir das Sofagefühl in die Badewanne. Die Wirbelsäule wird gestützt, die gesamte Hals- und Nackenpartie kann entspannt zurück gelehnt werden. So erzielen wir dank Badesofa besten Liegekomfort, ohne lästiges Rutschen oder Druckstellen. Die Kissen sind wasserdurchlässig konzipiert, ein kleines Gewicht wirkt gegen den Auftrieb im Wasser. Nach dem Baden kann das Badesofa einfach in der Wanne gelassen werden – ohne Schimmel- oder Stockflecken und ohne unangenehme Gerüche. Außerdem ist das Wannenkissen maschinenwaschbar. Was als kleines Mami-Business gestartet ist, hat sich in der Zwischenzeit zu einem profitablen, kleinen Unternehmen entwickelt. Wir beschäftigen aktuell acht Mitarbeiter und sind weiter auf Wachstumskurs.

Hat sich das Konzept, das Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren irgendwie verändert?
Im Großen und Ganzen verfolgen wir weiterhin unsere Strategie überwiegend als ECommerce-Brand aufzutreten. Gleichzeitig verspüren wir bei den Kund:Innen aber auch den Wunsch, unsere Marke und die Produkte „in real“ zu erleben. Unser erster PopUp-Store in unserer Heimatstadt Köln war beispielsweise ein großer Erfolg. Die Kunden sind teilweise viele Kilometer gefahren, um die Produkte live zu erleben und die Menschen hinter der Marke kennen zu lernen. Wir wollen eine Wohlfühlmarke sein, die auch in Interaktion mit ihren Kund:Innen tritt. Insofern hat das PopUp-Store Konzept Potential für die Ausweitung auf andere Städte innerhalb Deutschlands. Außerdem erleben wir auch eine große Nachfrage aus Nachbarländern. Hier wollen wir ebenfalls unsere Position stärken und an Bekanntheit gewinnen. Mit Badesofa verfolgen wir viele ehrgeizige Ziele, haben mit unserer neusten Produktinnovation dem Saunasofa, bereits einen weiteren (Home) Wellnessbereich im Fokus. Wichtig ist uns, dass hinter jeder Maßnahme, jedem Produkt, jeder Markenaktivität unser MissionStatement sichtbar wird: Re-think Komfort.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Wir haben Badesofa zwar 2019 gegründet, offensiv in den Verkauf sind wir allerdings erst im Frühjahr 2020 gestartet. Insofern haben wir keinen wirklichen Vergleich zu der Zeit vor Corona und danach. Wir vermuten aber, dass die Krise vermutlich eher positiv auf unser Geschäftsfeld eingezahlt hat. Die Menschen konnten lange Zeit nicht mehr wie gewohnt in den Innenstädten einkaufen und haben sich daher vermehrt im Internet Inspiration geholt und ihr Shoppingverhalten dahingehend angepasst. Außerdem beobachten wir schon seit langem den Megatrend des Cocoonings, eine Entwicklung, die durch die Corona-Krise zusätzlich verstärkt wurde. Und nicht zuletzt zahlt das körperliche Wohl auch auf das seelische Wohl ein und die Menschen freuen sich über Produkte und Angebote, die ihnen Ablenkung und eine Auszeit vom Alltag bieten. Home-Wellness ist wichtiger denn je und wir wollen unseren Kunden mit unseren innovativen Produkten einen echten Mehrwert und ein neues Erleben von Wellness bieten.

Wie ist überhaupt die Idee zu Saunasofa entstanden?
Die Idee zu dem Produkt ist aus dem eigenen Bedarf heraus entstanden – im heimischen Badezimmer. Der Badewannenrücken der Wanne war zu steil, der Badewannenrand zu schmal, die Badewanne insgesamt zu lang. Ich konnte keine bequeme Position zum Baden finden und mich folglich überhaupt nicht entspannen. Gemeinsam mit meinem Mann und einem befreundeten Raumausstatter haben wir uns auf Ideensuche begeben und einen ersten Prototypen entwickelt. Gespräche mit Bekannten und Freunden haben dann gezeigt, dass die geschilderten Probleme keine Einzelfälle sind und nahezu jeder von verrutschten Noppenkissen, der Handtuchrolle im Nacken oder ähnlichen Provisorien erzählen konnte. Das geht schöner und besser habe ich mir gedacht und so nahm die Geschichte Fahrt auf. In Annika Götz habe ich dann eine passende Partnerin gefunden, die meine Expertise aus dem der Bereich der strategischen Markenführung, um ihr Wissen aus dem Bereich Textilwirtschaft und Produktentwicklung hervorragend ergänzen konnte. Und schon ging sie los, die gemeinsame Reise mit dem Badesofa. Erst starteten wir am heimischen Küchentisch, anschließend begann unsere erste kleine Produktion auf dem Kölner Großmarkt, bis wir uns dann trauten die ersten eigenen Büroräume anzumieten und die Produktion und Logistik an professionelle Partner auszulagern. In unserem Headquarter in Köln konzentrieren wir uns nun auf die Weiterentwicklung und den Vertrieb der Marke Badesofa, entwickeln neue Produktideen und Marketingkonzepte. In einem polnischen Familienbetrieb werden unsere Produkte von Hand gefertigt, in der Nähe von Köln findet die gesamte Logisitik statt.

Wie hat sich Badesofa seit der Gründung entwickelt bzw. wie groß ist dein Startup inzwischen?
Als Mütter von jeweils drei Kindern sind wir es gewohnt, einen kritischen Blick auf die Haushaltskasse zu haben. Vielleicht ist dies auch ein Grund, warum wir von Anfang an eher konservativ in die Kostenplanung bei Badesofa reingegangen sind. Wir haben also den Weg des Bootstrappings gewählt und konnten schon früh erste Gewinne erzielen. Die Teilnahme in der Gründershow “Die Höhle der Löwen” hat uns dann einen weiteren großen Schub verschafft. Wir mussten innerhalb kürzester Zeit unser Unternehmen professionalisieren, das Warenlager hochfahren und neue Mitarbeiter einstellen. Aktuell sind wir ein Team von zehn Personen und weiterhin auf Wachstumskurs.

Wie viele andere Startups habt ihr bereits an der Vox-Show “Die Höhle der Löwen” teilgenommen. Hat sich die Teilnahme an der Show für euch gelohnt?
In jedem Fall. Wir können nur jedem Gründer empfehlen diesen Weg zu gehen. Selbst wenn man es nicht in die Show schaffen sollte, so hilft einem selbst die Vorbereitung auf das Casting, sich kritisch und intensiv mit seiner Geschäftsidee auseinander zu setzen. Zu Beginn sind wir hochmotiviert, aber ohne klares Konzept mit Badesofa gestartet. Die Vorbereitungen zur Aufzeichnung der Sendung und die verschiedenen Schritte im Castingprozess haben zu einer sehr zügigen Professionalisierung geführt. Wir sind stolz und dankbar, dass wir bei diesem Format mitmachen durften. Der mediale Effekt ist natürlich auch nicht zu unterschätzen und die dadurch erzielte Aufmerksamkeit war ein Turbo-Booster für unser Unternehmen.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Annika und ich hatten uns vorgenommen, mit Badesofa ein “gemütliches Mami-Business” zu gründen, das uns in Form eines Parttime-Jobs erlaubt, unsere Ideen selbst zu verwirklichen und gleichzeitig Freiraum lässt, am Nachmittag viel Zeit mit den Kindern und Freunden zu verbringen. Badesofa hat sich innerhalb kürzester Zeit aber so positiv entwickelt, dass unser voller Einsatz gefragt ist und wir weniger Freizeit denn je haben. Meistens fühlt sich dieser Erfolg natürlich sehr gut an, nur manchmal möchte man kurz auf die Bremse treten und Innehalten. Durch das Geschäftsmodell des E-Commerce gibt es bei uns keine Ladenöffnungszeiten, keinen Feierabend, Ferienzeiten oder Wochenende. Unser kleines Team hat somit im Tagesgeschäft unheimlich viel zu tun. Das ist Fluch und Segen zugleich.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir sind froh, dass wir ein 2er-Führungsteam sind und uns gegenseitig immer austauschen können. Wir haben ein tolles, kleines Team, die alle für unsere Marke und die Produkte brennen. Es macht jeden Morgen Spaß ins Büro zukommen und gemeinsam mit diesen Menschen an unserer Vision weiterzuarbeiten.

Wo steht Badesofa in einem Jahr?
Wir setzen weiterhin auf Wachstum. Sowohl was die Umsätze, die Mitarbeiteranzahl als auch die Unternehmensziele angeht. Zudem möchten wir uns gerne weiter vernetzen, mit anderen Gründern, Startups und MomPreneurs – selber lernen und Wissen teilen. Mit Badesofa verfolgen wir das Ziel: Komfort neu zu denken – funktional und mit einem hohen Designanspruch. Wenn demnächst jede Badewanne nur noch gemeinsam mit unseren BadesofaS ausgeliefert wird, dann sind wir zufrieden.

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln werfen wir einen genaueren Blick auf das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründerinnen und Gründer, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen gerade von sich reden? Mehr als 550 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedInFacebook und Instagram.

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Foto (oben): Badesofa

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.