#Interview

“Es ist nie zu früh, um über die nächsten Hires nachzudenken”

Während der Corona-Pandemie wandelte sich Y42 zu einer "Plattform für Erfassung, Analyse und Austausch von Daten". "Dafür sind wir rückblickend sehr dankbar", sagt Gründer Hung Dang. Der Wandel hat sich gelohnt: Insight und Atomico investierten kürzlich 31 Millionen US-Dollar in die Jungfirma.
“Es ist nie zu früh, um über die nächsten Hires nachzudenken”
Freitag, 19. November 2021VonAlexander

Das Berliner Unternehmen Y42, 2020 von Hung Dang gegründet, beschreibt sich selbst als “eine einfach zu bedienende, interoperable und skalierbare Plattform für die Erfassung, die Analyse und den Austausch von Daten”. Insight Partners und Atomico investierten kürzlich 31 Millionen US-Dollar in Y42. Die Bewertung lag nach unseren Informationen bei rund 150 Millionen (Pre-Money). Insgesamt flossen nun schon 34 Millionen Dollar in das Unternehmen, das früher als Datos Intelligence bekannt war.

“Mit der neuen Finanzierungsrunde wollen wir einige Kerninitiativen vorantreiben. Zum einen haben wir uns von einer ‘No-Code’- zur holistischen Lösung inklusive Code entwickelt und möchten immer attraktiver für große Entwicklerteams werden. Zum anderen möchten wir über die Traktion im deutschen Markt hinaus weitere Endmärkte bedienen und planen eine baldige Expansion in die USA”, sagt Gründer Dang zur Investmentrunde.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Y42-Macher außerdem über Wahrnehmungen, Kontakte und Skalierungsphasen.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Y42 erklären?
Y42 ist wie ein Fließband für Daten, welches sie aus allen Fertigungsstellen – SaaS-Tools und Spreadsheets – in die Zentrale – das Datawarehouse – transportiert, sie auf dem Weg sortiert und in die richtigen Regale räumt um schnellen Zugriff und strukturierten Versand zu ermöglichen und sie für eine ganzheitliche Entscheidungsfindung sichtbar zu machen. Alles in automatisierten Zeitabständen. Alles in einer Lösung.

Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Wir befinden uns im B2B-Segment und bieten unseren Kunden eine Plattform Subscription an, mit der sie auf alle Features zugreifen können – von der Datenintegration hin zur Visualisierung.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Im Ursprung operierte Y42 noch als Datos Intelligence und fokussierte sich stark auf das Hospitality-Segment über eine Lösung im Customer Experience-Bereich. Leider stand es um das Hospitality-Segment durch die Corona-Pandemie nicht allzu gut, weswegen wir als Firma umdenken mussten. Wie so oft war es ein “Segen im Fluch” und ermöglichte es uns, eine Plattform zu bauen, auf die wir heute sehr stolz sind und die weit über das ursprüngliche Zielsegment hinausgeht. Dafür sind wir rückblickend sehr dankbar.

Insight Partners und Atomico investierten gerade 31 Millionen Dollar in Y42. Wofür braucht ihr so viel Geld?
Mit der neuen Finanzierungsrunde wollen wir einige Kerninitiativen vorantreiben. Zum einen haben wir uns von einer “No-Code”- zur holistischen Lösung inklusive Code entwickelt und möchten immer attraktiver für große Entwicklerteams werden. Zum anderen möchten wir über die Traktion im deutschen Markt hinaus weitere Endmärkte bedienen und planen eine baldige Expansion in die USA.

Insight Partners und Atomico sind Top-Adressen in der Venture-Capital-Szene. Wie seid ihr mit denen in Kontakt gekommen?
Wir sind mit beiden Fonds über unsere Bestandsinvestoren in Kontakt getreten und sind überaus erfreut über die neue Konstellation. Dabei hat sich das Netzwerk unseres Seed-Investors La Famiglia als überaus hilfreich erwiesen.

Wie ist überhaupt die Idee zu Y42 entstanden?
Als Mitgründer der Event-Reihe “Party like Gatsby” haben wir nicht nur mehrere Städte weltweit in das Flair der 1920er-Jahre versetzt, sondern gleichzeitig auch Tools zur Analyse von Besucherdaten gebaut. Das war eine der ersten Erfahrungen, die ich mit der Industrie gesammelt habe und sicherlich mit die Basis für das Startup Mitra Intelligence, welches wir 2018 verkauft haben. Es war unheimlich hilfreich, sowohl die Nutzer- als auch die Anbieterseite zu verstehen, um ein Tool zu bauen, das die Bedürfnisse von verschiedenen Stakeholdern bestmöglich abdeckt. Die Erfahrungen mit Mitra sind letztlich auch in Y42 geflossen und lassen sich sicherlich als iterativer Optimierungsprozess verstehen.

Wie hat sich Y42 seit der Gründung entwickelt bzw. wie groß ist dein Startup inzwischen?
Die Vorgängerfirma zu Y42 ist Anfang 2020 gestartet und hat sich sehr erfreulich entwickelt. Mit einem siebenstelligen Umsatz und nun mehr als 70 Angestellten ist die Firma bereit, nach dem “Product Market Fit” in die Skalierungsphase einzutreten.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Ein absolut wichtiges Learning für uns war, dass es nie zu früh ist, um über die nächsten Hires nachzudenken. Wir befanden uns zu Beginn lange in der Wahrnehmung, alles selber machen zu können und merkten mit den ersten größeren Kunden schnell, dass wir anfangen mussten, zu delegieren und zu vertrauen um eine skalierbare Organisation zu aufbauen. Darin sind wir bis heute deutlich besser geworden und sind sehr stolz auf die Qualität unseres Teams.

Und was habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Y42 gewinnt sicherlich durch absoluten Produktfokus. Über die Hälfte unserer Angestellten sind in den Bereichen Produkt und Technologie zu verorten, was in gewisser Weise auch unsere Prioritäten in der Firma widerspiegelt. Wir haben außerdem über unsere Produktphilosophie die Aussage bewiesen, dass man als Gesamtanbieter einer modernen Dateninfrastruktur ein technisch robustes und skalierbares Produkt bauen kann, dass jede Person, die in einer Firma mit Daten arbeitet, bedienen kann.

Wo steht Y42 in einem Jahr?
In einem Jahr werden wir eine noch signifikantere Rolle im sehr fragmentierten “Data Analytics- and Operations” Markt einnehmen, unser Produkt noch mehr auf die Zusammenarbeit von Data Engineering Teams auslegen und eine weitere Geographie erschlossen haben.

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Foto (oben): Y42

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.