#Interview
“Wir haben schnell gelernt, dass es auf jedes Detail ankommt”
Das Berliner Startup Warehousing1, das 2018 von Nico Szeli, Nils Aschmann und Fabian Sedlmayr in München gegründet wurde, positioniert sich als “Fulfillment-Service für schnell wachsende E-Commerce-Unternehmen”. Investoren wie HV Capital, Base10 Partners, Discovery Ventures (Jan Deepen und Stefan Jeschonnek) sowie sennder-Gründer David Nothacker, Nicolaus Schefenacker und Julius Köhler investierten bereits eine siebenstellige Summe in das Logistik-Unternehmen.
Derzeit arbeiten rund 40 Mitarbeiter:innen für Warehousing1. “Wir haben ein Partnernetzwerk aufgebaut, das 500 Partner und 850 Logistikstandorte in Deutschland und Europa umfasst. Wir haben bereits für über 400 Kunden ideale Logistiklösungen umsetzen können – ein bedeutender Teil davon junge, schnell wachsende D2C-Brands. Unser Jahresumsatz liegt aktuell im unteren achtstelligen Bereich”, sagt Gründer Aschmann.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Warehousing1-Macher außerdem über Haustüren, LKW-Fahrer und Technologie.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Warehousing1 erklären?
Wenn Marken und Händler ihre Waren über das Internet verkaufen, müssen diese am Ende beim Kunden, der online eine Bestellung aufgibt, an der Haustür ankommen. Diese Waren werden in der Regel in einem Lager aufbewahrt und sortiert. Sobald eine Bestellung eingeht werden diese Waren entsprechend zusammengestellt, mit Dokumenten und Versandlabels versehen und gut verpackt, um dann am Ende an den Versanddienstleister übergeben zu werden. All diese Schritte von der Lagerung bis zum Versand übernehmen wir als Dienstleistung für diese Unternehmen und wickeln sie über ein Netzwerk aus Lagern und Logistikern deutschland- und europaweit ab. Das Besondere ist dabei, wie einfach und schnell dieser Prozess auf unserer Plattform abläuft. Alles wird dabei über unsere zentrale Warehousing1-Plattform gesteuert und überwacht und unsere Kunden können sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, während wir ihnen den Rücken freihalten.
Hat sich das Konzept, das Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren irgendwie verändert?
Als wir mit Warehousing1 starteten, hatten wir einen recht breite Ausrichtung und wollten im ersten Schritt als allgemeine Plattform für Lagerlogistik funktionieren. Über uns und unser Netzwerk konnten Kunden also nicht nur E-Commerce-Fulfillment betreiben, sondern auch Projekte im Bereich der Kontraktlogistik oder Zwischenlagerungen etwa bei saisonalen Bedarfsspitzen umsetzen. Durch die Corona-Krise und dem daraus resultierenden E-Commerce-Boom haben wir unser Geschäftsmodell weiterentwickelt. Wir bieten zwar immer noch einfaches Lagergeschäft an. Der Fokus liegt aber vollständig auf Fulfillment-Services für schnell wachsende E-Commerce-Unternehmen. Das macht schon heute einen Großteil unseres Geschäfts aus.
Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Wir berechnen keine Setup-Gebühren und auch die Anbindung verschiedener Systeme wie Shops oder Marktplätze ist kostenfrei inklusive. Kunden, die ihre Versandlogistik über unsere Plattform und mit unserem Netzwerk umsetzen, zahlen nur für jede Sendung, die versendet wird eine Gebühr (Pay-per-Use-Modell). Diese umfasst die vollständige Abwicklung der Bestellung im Lager inklusive Verpackung, die Nutzung unserer Software und in der Regel auch den Versand mit dem gewünschten Paketdienstleister. Zusätzlichen Umsatz machen wir mit der Abwicklung von LKW-Transporten der Produkte in das Lager oder auch vom Lager in den stationären Handel, falls über diesen zusätzlich verkauft wird. In Zukunft wollen wir immer mehr Dienstleistungen über unsere Plattform anbieten, um unsere Kunden vollumfänglich dabei zu unterstützen, ihr maximales Wachstumspotenzial auszuschöpfen.
Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Wie nahezu alle Unternehmen haben wir eine auf vielen Ebenen außergewöhnliche Zeit hinter uns. Unser verstärkter Fokus auf E-Commerce-Logistik hat uns einen starken Schub verschafft. Wir sind von um die 10 Mitarbeitern Anfang der Krise auf knapp 40 Mitarbeiter gewachsen. Viele von ihnen haben wir erst nach mehreren Monaten zum ersten Mal persönlich kennenlernen können. Gerade für ein Startup, das stark von der Kultur, Dynamik und dem persönlichen Miteinander in einem jungen Team lebt, ist das natürlich eine große Herausforderung. Das Team hat diese Zeit aber extrem gut gemeistert, worauf wir Gründer auch sehr stolz sind. Nichtsdestotrotz sind wir sehr froh, dass sich jetzt nach und nach wieder Normalität einstellt.
Wie ist überhaupt die Idee zu Warehousing1 entstanden?
Meine Mitgründer Fabian und Nico habe ich während unseres Studiums an der WHU kennengelernt. Dort sind wir im zweiten Studienjahr in eine gemeinsame WG gezogen. Wir leben übrigens auch nach mehreren Jahren hier in Berlin weiterhin zusammen. Wir haben bereits in unserer Studenten-WG oft mit dem Gedanken gespielt, zusammen ein Startup zu gründen – gerade an der WHU kommt man mit dem Thema oft in Berührung. Ich hatte mich außerdem während meines Studiums auf Logistik konzentriert und auch bei einem Chemiekonzern und in der Beratung in dem Bereich gearbeitet. Aus der negativen Erfahrung mit verschiedenen sehr statischen und ineffizienten Lagerlogistik-Setups entstand dann die konkrete Idee, eine Plattform für skalierbare und flexible Lagerlogistik-Lösungen zu entwickeln.
Wie hat sich Warehousing1 seit der Gründung entwickelt?
Wir haben gerade unseren dritten Geburtstag gefeiert. Als wir anfingen, waren es nur wir drei Gründer. Inzwischen haben wir um die 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und wir wachsen weiter rasant. Wir haben ein Partnernetzwerk aufgebaut, das 500 Partner und 850 Logistikstandorte in Deutschland und Europa umfasst. Wir haben bereits für über 400 Kunden ideale Logistiklösungen umsetzen können – ein bedeutender Teil davon junge, schnell wachsende D2C-Brands. Unser Jahresumsatz liegt aktuell im unteren achtstelligen Bereich.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Ganz am Anfang ist uns auf jeden Fall der ein oder andere, teils auch sehr lustige, Fauxpas passiert. Einmal rief ein aufgebrachter LKW-Fahrer an und fragte, wo er denn jetzt bitte mitten in einem Berliner Wohngebiet die Ware abladen solle, es sei weit und breit kein Lager zu finden. Es stellte sich heraus, dass er tatsächlich die Adresse unseres damaligen Kreuzberger Büros und nicht des Tempelhofer Standorts eines unserer Partner angefahren hatte. Dadurch haben wir schnell gelernt, dass es auf jedes Detail ankommt. Wir übernehmen Dienstleistungen für sehr anspruchsvolle Geschäftskunden und wollen uns gleichzeitig in einer alteingesessenen Branche beweisen. Da müssen wir präzise, zuverlässig und hochprofessionell arbeiten.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben uns als Firma und als Team ständig weiterentwickelt. Gerade in dieser Zeit, die wir gerade durchleben, ist das die Basis, um agil auf neue Entwicklungen einzugehen und immer neue Wege zu beschreiten, ohne an Tempo zu verlieren. Das gilt nicht nur für das Geschäftsmodell, Vertriebskanäle und das Branding, sondern eben auch für interne Prozesse und Abläufe, die Zusammenarbeit im Team und die Kooperation mit Partnern und weiteren Stakeholdern. Wir lernen aus jedem Erfolg und jedem Fehler und wir lernen vor allem voneinander. Das wird auch fortlaufend ein Eckpfeiler unseres Wachstums bleiben.
Wo steht Warehousing1 in einem Jahr?
Wir werden in den nächsten Monaten eine weitere Finanzierungsrunde abschließen und das neue Kapital nutzen, um unsere Teamgröße zu verdoppeln, stark in unser Produkt und in Technologie zu investieren und unser Dienstleistungsspektrum weiter zu erhöhen. Außerdem werden wir im nächsten Jahr unsere Präsenz in weiteren europäischen Märkten neben unserem Kernmarkt in Deutschland verstärken, um auch auf internationaler Ebene unseren Kunden einen noch stärkeren Schub in Sachen Effizienz und Skalierbarkeit zu geben. Dementsprechend wird das nächste Jahr extrem spannend und es gibt eine Menge zu tun. Wir freuen uns drauf!
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