“Uns war es von Anfang an wichtig, ein perfekt eingespieltes Team zu haben”
Das Berliner Startup remind.me positioniert sich als Strom- und Gaswechselservice. Der Tarifdienstleister wurde 2018 von Daniel Engelbarts und Christian Lang gegründet, die früher Sparwelt.de aufgebaut haben. Inzwischen beschäftigt remind.me bereits über 50 Mitarbeiter:innen und erwirtschaftet einen “Umsatz im siebenstelligen Bereich”. Zu den Investoren der Jungfirma gehören unter anderem IBB Ventures, Berliner Volksbank Ventures, SeedX und Futury Venture.
Nun wollen die Hauptstädter “Marktführer für Wechselservices” aufsteigen “und mit dem Thema ‘Wechselservices für Strom und Gas’ einen Massenmarkt schaffen, denn noch sind 70 % der Deutschen bei ihrem Grundversorger und nur 10 % der Deutschen wechselt selbst regelmäßig über Seiten wie Verivox oder Check24”. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht remind.me-Gründer Engelbarts außerdem über Nachhaltigkeit, Remote-Arbeit und Mitbewerber.
Wie würdest Du Deiner Großmutter remind.me erklären?
remind.me ist ein kostenloser Wechselservice für Strom und Gas. Wir überwachen und optimieren Deine Verträge zuverlässig Jahr für Jahr und sorgen somit dafür, dass Du stets im günstigsten seriösen Tarif bist und dabei durchschnittlich bis zu 800 Euro im Jahr sparen kannst. “Wechseln war gestern, heutzutage lässt man wechseln!” – und Du musst Dich dabei um nichts mehr kümmern!
Hat sich das Konzept, das Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren irgendwie verändert?
Zunächst sind wir zum Start von remind.me sehr breit gestartet, sprich: man kann sich noch heute an alle Arten von Verträgen und Dauerschuldverhältnissen erinnern lassen, haben dann aber ziemlich schnell bemerkt, dass der Strom- und Gaswechselservice einen riesigen Zulauf hat. Wir haben uns dann recht schnell auf den Bereich “Strom- und Gaswechselservice” fokussiert, weil wir glauben, dass in Zukunft Wechselservices mehr und mehr eine wichtige Rolle im Energiemarkt einnehmen werden.
Was genau macht die Themen Strom- und Gaswechsel so spannend?
Strom und Gas sind zwei der wenigen homogenen Produkte, bei denen der Anbieterwechsel mit keinerlei Einbußen bei Menge oder Qualität einhergeht. d.h. man kann sparen, ohne auf etwas verzichten zu müssen. Aus der Leitung kommt, egal bei welchem Anbieter man ist, stets das gleiche Produkt. Man muss also selbst wissen, ob man für die gleiche Leistung viel oder wenig Geld bezahlen möchte. Auch die Auswahl “nur Ökostrom” bzw. “nur Ökogas” ist möglich, denn auch dadurch verändert sich der Strom aus der Steckdose bzw. das Gas aus der Gasleitung nicht sondern es wird von den jeweiligen Versorgern mehr Ökostrom bzw. Ökogas ins Netz eingespeist. In den kommenden Jahren wird Nachhaltigkeit mehr und mehr ein Thema werden, welches mit uns bequem realisiert werden kann und man dabei dennoch zusätzlich und vor allem dauerhaft spart.
Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Nachdem wir für den Nutzer den günstigsten seriösen Anbieter gefunden haben wechseln wir ihn dort hin. Dafür bekommen wir von den Versorgern eine Provision, achten aber selbstverständlich stets darauf, dass der Kunde den besten Tarif erhält. 98 % unserer Kunden können wir stets ein besseres Angebot machen. Im Gegensatz zu fast allen Mitbewerbern verlangen wir keine 20 bis 35 % der Ersparnis – das können schnell mal 160 bis 280 Euro werden bei 800 Euro Ersparnis im Jahr – vom Kunden, sondern überlassen ihm die Ersparnis zu 100 %. Dies dürfte auch mit einer der Hauptgründe sein, warum wir so schnell und erfolgreich wachsen.
Mit Ostrom, Zenstrom und Co. entstehen derzeit einige neue Stromanbieter. Diese setzen insbesondere auf einen “flexiblen, monatlich kündbaren Stromtarif”. Ist das eine Gefahr für euer Geschäftsmodell?
Absolut nicht, denn dies sind nur weitere Energieversorger, die selbst nicht produzieren, sondern an der Börse wie alle anderen Versorger den Strom einkaufen müssen. Sie machen dies zwar ein wenig schlanker und moderner, doch aktuell sehen wir nicht wirklich günstigen Tarife. Mit einem Wechselservice wie remind.me habe ich zum einen die Möglichkeit, zum Beispiel ausschließlich Ökostrom zu beziehen, auf der anderen Seite aber gleichzeitig dauerhaft zu sparen, denn oftmals ist nur das erste Jahr günstig und ab Jahr Zwei werden die Preise kräftig – und meist sehr unauffällig und unscheinbar – erhöht, so, dass es der Kunde hoffentlich nicht mitbekommt. Genau das passiert unseren Kunden nicht, weil wir dauerhaft den Vertrag und die Entwicklung im Auge haben und entsprechend reagieren, wenn notwendig.
Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Unser Produkt ist zum einen komplett digital und wir waren somit von Tag Eins an ready für Home Office und Remote-Arbeit und zum anderen hatten die Menschen während der Lockdown-Perioden mehr Zeit, sich um ihre Verträge zu kümmern. Somit haben wir einen starken Anstieg an Neukunden in den letzten anderthalb Jahren verzeichnet und dies nimmt erfreulicherweise stets weiter zu, da die Menschen zwar sparen, sich aber nicht jedes Jahr mit ihren Verträgen beschäftigen wollen.
Wie ist überhaupt die Idee zu remind.me entstanden?
Schon zu Sparwelt-Zeiten – haben wir Ende 2014 an RTL veräußert – haben wir gesehen, dass es vor allem bei Strom- und Gas-Verträgen hohe Neukunden-Boni gegeben hat. Daraus ist dann ziemlich schnell die Idee gewachsen, Leuten diesen Vorteil dauerhaft und zuverlässig anzubieten. Wir haben somit ein Portal rund um die Erinnerung von Verträgen sowie bei Strom und Gas einen kompletten Wechselservice geschaffen. Da dieser Bereich so stark nachgefragt wird, fokussieren wir uns seit 2019 fast ausschließlich darauf.
Wie hat sich remind.me seit der Gründung entwickelt?
Erfreulicherweise sehr sehr gut. Wir sind mit einem Team vom fünf bis sechs Leuten gestartet und mittlerweile über 50 Mitarbeiter*innen. Durch unsere Kooperationen mit Burda – unter anderem Focus.de und Chip.de -, diversen Volksbanken -unter anderem die Berliner Volksbank, die auch Investor bei uns ist – und ganz neu auch Medion haben wir mittlerweile bereits eine sechststellige Kundenanzahl.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist remind.me inzwischen?
Über 50 Mitarbeiter*innen, Umsatz im siebenstelligen Bereich sowie eine sechsstellige Anzahl von zufriedenen Kund*innen.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Zum Glück nicht wirklich viel. Wir sind zwar Mitte 2020 in unser neues Büro in der Torstraße gezogen, welches wir bis dato aber nicht wirklich viel nutzen konnten. Aber aufgrund der aktuellen Situation im Land möchten wir uns da auch gar nicht groß beschweren. Wir sind froh, wie es bis dato aktuell gelaufen ist.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Ich glaube, die Tatsache, dass Christian Lang, mein Mitgründer, und ich in der Vergangenheit mit der Sparwelt schon ein erfolgreiches Startup aufgebaut haben, hat uns sehr viel geholfen, Fehler und Fettnäpfchen zu vermeiden, die man ansonsten als Gründer gerne mal macht bzw. mitnimmt. Von daher war uns von Anfang an wichtig, ein tolles und perfekt eingespieltes Team zu haben, welches in allen Aufgabenbereichen stets zu 100% funktioniert. Und auch unser Angang mit Kooperationen in den verschiedensten Bereichen – sei es Medien, Versicherungen, Verbände oder aber auch Discounter – hilft uns sehr, erfolgreich und nachhaltig zu wachsen.
Wo steht remind.me in einem Jahr?
Wir hoffen, bis dahin als Marktführer für Wechselservices in allen Haushalten wahrgenommen zu werden und mit dem Thema “Wechselservices für Strom und Gas” einen Massenmarkt zu schaffen, denn noch sind 70 % der Deutschen bei ihrem Grundversorger und nur 10 % der Deutschen wechselt selbst regelmäßig über Seiten wie Verivox oder Check24. Und das muss nicht sein, denn mit einem Einmal-Anmeldung bei remind.me schaffen wir ein Interface zwischen den Versorgern und den Konsumenten, indem wir die Verantwortung und Entscheidung über ihre Energieverträge übernehmen und dafür sogar, dass am Ende des Vertragsjahres stets mehr Geld in der eigenen Tasche verbleibt.
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