Iss doch Wurscht: Ein Corona-Albtraum mit Happy End
Ralf Dümmel war schon aufgeregt, bevor Iss doch Wurscht-Gründer Marco Peters überhaupt in “Die Höhle der Löwen” kam. Klar, denn seine Produkte waren schon ausgestellt: es ging um eines von Dümmels Leibgerichten, die berühmte Currywurst.
Doch weder er noch die Zuschauer hätten wohl mit einer solch ergreifenden Geschichte gerechnet. Eine Geschichte, die unter die Haut ging, viele sogar zu Tränen rührte und die doch ein Spiegel unsere Zeit ist. Einer Zeit des Kampfes gegen die Pandemie, aber eben auch eine Zeit der Auswirkungen genau jener Maßnahmen. Auswirkungen, von denen man manchmal den Eindruck hat, es schickt sich nicht, überhaupt über sie zu sprechen, und doch sind sie da. Und sie tun weh.
Die Geschichte von Marcos Familienbusiness macht klar, was abseits der Infektionszahlen noch passiert: der Überlebenskampf der Unternehmer mit “Berufsverbot”, wie er es selbst in der Sendung nannte. Sein erfolgreicher Food Truck brachte von heute auf morgen keine Einnahmen mehr. 250 Events wurden gestrichen. Ohne Ersatz, ohne Aussicht darauf, wann und wie es besser werden konnte. Ob es denn keine staatliche Hilfe gab, fragte Carsten Maschmeyer nach dem Pitch. Doch, bestätigte der Gründer. “Schriftlich”. Was dieses einfach Statement erahnen ließ, wurde in der Folge immer klarer: zumindest bis zur Aufzeichnung des Pitches Anfang 2021 hatte der Staat keinen Cent der versprochenen Corona-Hilfen an den Gründer ausbezahlt. Über ein Jahr fast vollkommen ohne Umsatz musste er völlig allein durchstehen. Und er erzählte auch, dass die Hilfen nicht mehr ausbezahlt werden, sollt die Unternehmen zwischenzeitlich insolvent gehen. Insolvent auf Grund staatlicher Verbote und ausbleibender Ausgleichszahlungen, ohne jegliches eigenesVerschulden, wohl gemerkt.
Es war wieder Carsten Maschmeyer, der die naheliegende Fragen stellte, ob bei einer bereits schriftlich bestätigten Auszahlung nichts über einen Bankkredit zu machen sei. Nein, sagte der Gründer. Die Banken kannten das Problem und blieben hart, denn es gäbe zu viele solcher Fälle. Ein weiterer Abgrund der staatlichen Maßnahmen, Unternehmer als Opfer der Bürokratie.
Doch Marco Peters gab nicht auf. Wie ein letztes Aufbäumen kommt nun der große Wendepunkt der Geschichte, in der der Held noch einmal alles gibt. Es wurde eine Küche angemietet, und die preisgekrönten Rezepte haltbar gemacht, in Gläser gefüllt, und eine erste kleine Fuhre wurde 3 Tage vor Weihnachten an einen befreundeten REWE geliefert. Die Abmachung: Bis ins neue Jahr mal schauen, wie das neue Produkt sich so verkauft. Doch es kam anders. Kaum von der Auslieferung heimgekehrt, klingelte das Telefon. Nein, es wäre nichts falsch mit den Produkten, im Gegenteil: sie wären schon alle verkauft worden. Wann er mehr liefern könnte? 11 weitere REWE-Märkte aus der Umgebung sprangen in Folge auf den Currywurst-Zug auf. Die ersten Umsätze seit weit über einem Jahr, und der erste richtige Lichtblick.
Doch damit es richtig klappt, wird noch mehr gebraucht: mehr Märkte, eine günstigere Produktion, eine effiziente Logistik. “Es geht für uns um alles oder nichts” sagt der Gründer, und bietet deshalb 49% für 49.000 €. Ein fast zu gutes Angebot für seinen bisherigen Erfolg, doch man merkt, dass es ihm ernst ist: das ist seine Chance, alles doch noch herumzureißen. Und er scheint nun wirklich nicht der Typ zu sein, der diese Chance an sein Ego verschenkt.
Ralf Dümmel steht irgendwann einfach auf und reicht symbolisch die Hand: Er will den Deal genauso machen, und der Gründer schlägt – natürlich auch nur symbolisch – ein. Die anderen Löwen hätten wohl ebenfalls ein Angebot gemacht, lassen aber dem Currywurst-Liebhaber ohne murren den Vortritt.
Am Ende gibt es Standing Ovations der Löwen für die großartige Leistung des Gründers, der sich aus einer unverschuldeten Notlage heraus kämpfte, aus der der Staat versprochen hatte, ihm herauszuhelfen. Es aber einfach nicht tat.
Ralf Dümmel zog nicht nur den Deal durch, sondern gab im Nachhinein auch noch wieder Anteile an den Sohn des Gründers ab. Eine Geschichte des wahren Lebens, wie sie sich wohl kein Autor hätte ausdenken können. Mit einem Spannungsbogen, einer fantastischen Wendung und einem (hoffentlich nur vorläufigen) Abschluss, der seines Gleichen sucht.
Doch nicht jede dieser Geschichten hat ein solches Happy-End. Die allermeisten haben es nicht. Und auch wenn die ganz große Pleitewelle im Zuge der Corona-Maßnahmen (bisher) ausgeblieben ist, gibt es doch massenweise UnternehmerInnen, denen substantielle Teile ihres Unternehmens, ihrer Pläne, ihrer Träume nachhaltig zerstört wurden, ohne jeden Ausgleich. Beim Feiern derjenigen Wenigen, die es trotz aller Widrigkeiten geschafft haben, dürfen wir nicht die vielen vergessen, bei denen es anders war
Tipp: Alles über die Vox-Gründer-Show gibt es in unserer DHDL-Rubrik. Die jeweiligen Deals und Nicht-Deals gibt es hier: “Die Höhle der Löwen (10. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (9. Staffel)“,”Die Höhle der Löwen (8. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (7. Staffel)“,”Die Höhle der Löwen (6. Staffel)“,”Die Höhle der Löwen (5. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (4. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (3. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (2. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (1. Staffel)“.
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