#Gastbeitrag
Vorsicht bei der Partnerwahl
Das von Bernhard Lihotzky, Cedric May und Marc Funk gegründete KI-Startup FrontNow bringt Konsumgüter in die richtigen Regale des stationären Einzelhandels. Ziel ist es, die Produkte nicht bei irgendeinem Händler gelistet zu bekommen, sondern genau in den Filialen, in denen sie auf die Kundschaft treffen, die jedes spezifische Produkt tatsächlich mag und schließlich kauft.
FrontNow-Gründer Funk schreibt bei deutsche-startups.de darüber wie wichtig es ist, sich genau zu überlegen, an wen man sich als Gründer bindet, sei es das Gründerteam oder die Investoren.
Ein Unternehmen zu gründen und zum Erfolg zu führen ist eines der aufregendsten, spannendsten und schönsten Dinge die ich mir vorstellen kann. Das ist wahrscheinlich einer der Hauptgründe weshalb ich vor einigen Monaten mein drittes Startup gegründet habe. Jeder Gründer weiß aber auch, dass Unternehmer sein nicht einfach ist und man es alleine kaum bewältigen kann. Selbständig sein heißt ja „selbst und ständig“, Unternehmer sein auch „ständig aber nicht alleine“. Es stellt sich also die Frage mit wem man die Hochs und Tiefs des Gründeralltags durchleben, teilen und bewältigen möchte. Mit wem möchte man also die Firma gemeinsam aufbauen? Hier einige wichtige Überlegungen, die sich jeder Gründer stellen muss:
Das Gründerteam: Viele gründen mit Leuten, die genauso sind wie sie selbst. Das mag ein guter Grund sein, um privat befreundet zu sein, aber es ist nicht ideal um eine Firma gemeinsam aufzubauen. Ich habe das große Glück, dass unser Gründerteam komplett komplementär aufgestellt ist – charakterlich und fachlich. Einer ist extrem empathisch, feinfühlig und versteht wie man Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter emotional abholt, einer ist ganz der Analytiker, Perfektionist und hinterfragt jedes Detail und der Dritte ist der konzeptionelle, optimistische und effiziente Vorreiter. Fachlich muss das Team sämtliche kritischen Bereiche des Geschäftsmodells abdecken. Idealerweise (so ist es auch bei uns) haben die Gründer die vom Venture adressierten Kundenprobleme selbst durchlebt.
Ein Vorteil des Gründens ist, dass man das Team selbst zusammenstellen kann. Mir ist es extrem wichtig, meine Lebenszeit nur mit Menschen zu verbringen die ich persönlich mag und die meinen Horizont erweitern. In unserem Gründerteam sind wir nicht nur fachlich vielseitig aufgestellt, sondern auch seit Jahren befreundet. Damit kann ich auf einen elementaren Aspekt vertrauen: charakterliche Integrität. Gründer müssen sich aufeinander verlassen können und das uneingeschränkt!
Ein Tipp für alle Gründerteams: Setzt euch zusammen, schreibt eure individuellen persönlichen Ziele auf, und leitet davon ein gemeinsames Hauptziel und gemeinsame Unterziele ab. Stellt Euch dann bei allem was ihr macht immer die Frage: „Zahlt es auf das gemeinsame Ziel ein oder nicht“. Diese Frage streamlined später euer Gründerteam und damit die ganze Firma.
Die Investoren: Die meisten Startups benötigen Kapital von Investoren um ihre Wachstumsziele zu erreichen. Geld sollte aber nicht das einzige Kriterium bei der Auswahl des richtigen Kapitalgebers sein. Wir haben z.B. mit der Patentpool Group den idealen Investor schon Pre-Seed gefunden.
Folgende Punkte sind mittel- und langfristig essentiell wichtig für eine erfolgreiche Geschäftsbeziehung zwischen Investoren und Startups:
* Investoren verlangen von den Gründern Professionalität! Das ist gut! Reports, KPIs, Budgets, Prozesse helfen den Gründern sich und die Firma effektiv zu steuern und effizient zu organisieren. Dies verhindert zudem, dass das Gründerteam betriebsblind wird, Chancen nicht erkennt oder Risiken falsch einschätzt.
* Verständnis für das Geschäftsmodell und für das Prinzip des Gründertums: Als Gründer sollte man seine Zeit bestmöglich in den Aufbau der Firma investieren. Unerfahrene Venture Investoren, die disruptive Modelle manchmal nicht vollständig durchdringen, muss man die Dinge meist persönlich erklären und das regelmäßig, teils monatlich. Das kann pro Investor schnell zwei bis drei Stunden im Monat kosten. Je nachdem wie viele solcher Investoren man an Bord hat, verliert man wertvolle Zeit, die man besser im Sinne des gemeinsamen Ziels einsetzen kann.
* Ein guter Investor ist auch Sparringpartner und in der Lage, die richtigen Türen für Euch zu öffnen, wenn nötig. Dafür ist es wichtig, dass er sich in Eurem Feld auskennt. Hierfür hat sich FrontNow zudem schon früh einen Beirat zusammengestellt der seinesgleichen sucht, und sih auch an unserer anstehenden Finanzierungsrunde beteiligen wird. konnte drei Industrieexperten aus der Konsumgüterindustrie auf C-Level für sich gewinnen, die mit Rat und Tat zur Seite stehen.
* Achtet darauf, dass die Interessen zwischen Euch und den Investoren gleichgeschaltet sind. Hier ist vor allem auf die Ausgestaltung der Gesellschaftervereinbarung zu achten. Auch Corporate Investoren oder den idealen Exit-Partner früh als Investor aufzunehmen ist nicht immer sinnvoll. Es kann sogar den potenziellen Exit Wert reduzieren (besonders, wenn sie eine Sperrminorität >25% haben).
* Sympathie: Wie innerhalb des Gründerteams sollte man auch mit seinen Investoren gut auskommen. Die Bindung zu seinen Kapitalgebern besteht schnell sechs Jahre oder mehr und das mit sehr regelmäßigem Kontakt. Auf diesem Weg werdet ihr gemeinsam mit euren Investoren viele Probleme lösen müssen, um die Firma zum Erfolge zu führen. Persönliche Sympathie hilft dabei enorm.
* Prüft die Mittelherkunft des Investors: Das Transparenzregister macht gewisse Vorgaben. Stellt aber auf jeden Fall sicher, dass das Kapital des Investors vorhanden und unvorbelastet ist.
Das musste ich am eigenen Leib erfahren: Vor FrontNow habe ich den Online-Supermarkt getnow gegründet, der u.a. von IMS Capital Partners finanziert wurde. Nach dem Investment durch IMS Capital Partners kam heraus, dass das Geld u.a. von Jan Marsalek, dem damaligen COO der Wirecard stammte. Auch wenn IMS einen hohen zweistelligen Millionenbetrag investiert hat, hat die Herkunft der Mittel letztendlich zur Insolvenz von getnow, einem sonst kerngesunden Unternehmen, geführt. Auch wenn man damals nicht damit rechnen konnte, dass ein Vorstand einer deutschen Großbank den größten Witschaftsskandal der Nachkriegsgeschichte verantworten wird, ist es dennoch immer sinnvoll sicherzustellen, dass die Mittel des Investors nicht belastet sind oder später zu Problemen im Geschäftsablauf führen könnten.
* Achtet auf eine Macht-Balance im Gesellschafterkreis: Ideal ist eine Konstellation von 2-3 institutionellen Investoren, die sich gegenseitig in ihren Interessen ausbalancieren.
Wir sammeln zurzeit 3 Millionen Euro im Rahmen einer Seed Finanzierungsrunde ein. Wir sind also gerade mit genau diesen Fragestellungen konfrontiert und sind guter Dinge, die Häkchen an den richtigen Stellen setzen zu können: Unser Gründerteam ist ideal aufgestellt. Mit Patentpool haben wir einen Investor, dessen Interessen mit unseren identisch sind, der uns dabei inhaltlich unterstützt, unser Sparringspartner ist, dabei professionelle Strukturen einfordert und dessen Mittel unbelastet sind und zuverlässig wie vereinbart fließen.
Über den Autor
Marc Funk ist Gründer von FrontNow. Zuvor gründete er unter anderem Online-Supermarkt getnow.