“Wir hätten schneller agieren und ausprobieren können”
Acht Jahre nach dem Start steht das Münchner Startup Mileways, über das Nutzer:innen bisher unabhängig von Airlines Meilen sammeln konnten, vor einem Neustart. “Meilen werden hauptsächlich gesammelt, um einen Status bei einer Airline zu erreichen und wenn, dann nur für Flüge oder Flug-Upgrades genutzt. Die Meilen im Miles-Shop einzulösen ist wirtschaftlich nicht interessant. Das mussten wir auf die harte Tour lernen”, sagt Gründer Alexander Lueck.
Nun positioniert sich die Jungfirma als eine Fluginfodienst. “Flying can and should be comfortable. Instead, in times like these, we travel with uncertainty and anxiety. We think we can do better. We have identified the problems faced by many air travelers and translated them into a modern, contemporary user experience, finally creating the a flight tracker that will meet all your needs”, heißt es auf der Website. Vom ursprünglichen Mileways-Team ist nur noch Lueck an Bord. Zum neuen Gründerteam gehören nun aber noch Gernot Poetsch, Marton Salomvary und Yannick Lung.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Mileways-Macher Lueck über alten Code, Flugdaten und Szenarien.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Mileways erklären?
Oma, Mileways hilft dir zu sehen, wann ich wo hinfliege und liefert mir alle relevanten Informationen zu meinen Flügen am schnellsten und übersichtlichsten.
Beim Start vor einigen Jahren lag der Fokus noch auf dem Sammeln von Meilen. Wie kam es zu dieser Veränderung?
Leider hat es nicht so viele Leute interessiert Meilen unabhängig der Airlines zu sammeln und diese bei unseren Partner einzulösen. Obwohl wir mit Airbnb, Uber, damals noch DriveNow, Sixt, Amazon usw. recht coole Partner für uns begeistern und akquirieren konnten. Meilen werden nämlich hauptsächlich gesammelt, um einen Status bei einer Airline zu erreichen und wenn, dann nur für Flüge oder Flug-Upgrades genutzt. Die Meilen im Miles-Shop einzulösen ist wirtschaftlich nicht interessant. Das mussten wir auf die harte Tour lernen.
Was war die größte Herausforderung, was die größte Schwierigkeit, beim Wandel zum jetzigen Konzept?
Die Motivation und Ausdauer über so eine lange Zeit zu behalten. Aber auch den Schritt zu gehen und das Produkt noch einmal von Null zu entwickeln, da wir vom alten Code nur noch wenig bis gar nichts verwenden konnten.
Der erste Start von Mileways ist jetzt acht Jahre her. Was habt ihr in dieser langen Zeit sonst so gemacht?
In den acht Jahren ist tatsächlich sehr viel passiert. Aus dem ehemaligen Gründerteam hat sich, klassisch, jeder für sich selbst neu orientiert und beispielsweise neue Unternehmungen gestartet oder ist zu anderen Unternehmen als Mitarbeiter gewechselt. Mileways haben wir aber gemeinsam tatsächlich nie abgeschaltet, da wir immer noch organisches Wachstum hatten und die Burn-Rate überschaubar war. Als dann Flighttrack 5 von Expedia übernommen wurde und sich viele User beschwert halten, dass es keinen vernünftigen Flighttracker mehr auf dem Markt gibt, kam die Idee zum Pivot. Interessanterweise hat die Zeit uns eher geholfen, da die Flugdaten mittlerweile sehr viel besser geworden sind. Damals war man noch happy, wenn man eine Flugverspätung korrekt angezeigt hat, heute kann man eigentlich immer sehr genau sagen wo sich das Flugzeug befindet vom Taxiing bis hin zur exakten Flugroute. Und auch die Verfügbarkeit des mobilen Internets in Europa begünstigt unser Produkt. Denn so können wir nach einer Landung nützliche Informationen wie zum Bespiel das Anschluss-Gate oder das Baggage Belt mühelos zur Verfügung stellen.
Welchen Tipp gibst du anderen Gründern, die vor einem Pivot stehen?
Es gibt drei Szenarien, die einem als Gründer widerfahren können. Das beste Szenario: Schneller Erfolg. Das zweitbeste Szenario: Schneller Misserfolg. Das schlimmste Szenario: Langsamer Misserfolg. Leider haben auch wir viel zu lange mit der Entscheidung des Pivots gewartet. Ich kann daher jedem Gründer raten, die relevanten KPIs immer im Blick zu haben und sehr kritisch und ehrlich mit sich selbst zu sein. Wenn etwas nicht läuft, nicht all zu lange warten und die Strategie anpassen. Auch wenn es bedeutet sich um 180 Grad zu drehen oder den Laden komplett zu schließen.
Blicke bitte noch einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren sonst noch so richtig schief gegangen?
Ganz klar, das wir die Entscheidung betreffend Pivot und neuem Fokus der App viel zu lange herausgezögert haben. Wir hätten schneller agieren und ausprobieren können.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Ich würde sagen, dass wir den Customer Support immer ganz gut bewältigt haben. Wir haben uns stets gut um das Bugfixing und die Anliegen und Wünsche unsere User gekümmert. Glückliche User, die unsere App nutzen, machen auch uns als Team glücklich. Deshalb haben wir auch mit der alten Version eigentlich eine recht gute Bewertung im deutschsprachigen App-Store. Auch das neue Team haben wir zusammen ganz gut auf die Beine gestellt. Wir ergänzen uns alle in unseren Fähigkeiten und haben die nötigen Skills um ein erstklassiges Produkt auf dem Markt zu etablieren. Mittlerweile haben wir auch viel Erfahrung im Flight-Tracking Bereich sammeln können, was enorm wichtig ist. Einer der Team-Mitglieder hat sogar seine Bachelorarbeit über Mileways geschrieben, so sehr brennen wir für unser Produkt.
Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Wir hatten Glück im Unglück. Tatsächlich war die Flugindustrie ja mit am härtesten betroffen. Die Airlines sind als erste in die Krise rein und kommen als letzte wieder raus. Wir haben jedoch genau in dieser Zeit die neue Version entwickelt und hoffen jetzt mit unserem Launch ein gutes Timing zu erwischen, um mit dem steigenden Flugaufkommen zu wachsen.
Wo steht Mileways in einem Jahr?
Als Travel-Startup während der Corona-Pandemie ist es natürlich sehr schwer bis gar unmöglich eine Prognose abzugeben. Unser Ziel ist es, uns als App langfristig im Travel-Bereich unter den top Travel-Apps zu etablieren. Wir haben spannende Features in der Pipeline und hoffen das es diesmal um einiges besser läuft als beim ersten Anlauf.
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