#Gastbeitrag
Müssen Gründer alles können? Produktivitäts-Tipps für Gründer
Gründer:innen und Selbstständige sind in ihren Unternehmen wahre “Mädchen für alles”. Das führt häufig dazu, dass der Terminkalender voll und die Work-Life-Balance ausbaufähig ist. Doch wie können Gründer ihre Zeit besser nutzen? Wir haben ein paar Tipps zusammengestellt, die Gründerinnen und Gründern Zeit zurückgeben können.
Produktivitätskiller Multitasking
Während des Zoom-Meetings E-Mails schreiben und parallel WhatsApp-Nachrichten beantworten. Wer kennt es nicht. Doch tatsächlich ist Multitasking nur eine Illusion und macht uns in der Regel unproduktiver als wir denken. Eine Aufgabe (und zwar wirklich nur eine!) in Ruhe zu erledigen ist für viele Gründer ein “Luxus”, den sie sich nicht leisten können. Doch wer ständig zwischen verschiedenen Aufgaben wechselt, statt sich die Zeit zu nehmen jeder Aufgabe die volle benötigte Aufmerksamkeit zu schenken und sie einzeln und nacheinander abzuarbeiten, kann bis zu 80 % seiner Produktivität einbüßen. Sinnvoller wäre es, Methoden wie z.B. Calendar-Blocking, also das aktive Blockieren von Zeitfenstern im Kalender, um eine bestimmte Aufgabe zu erledigen, anzuwenden und dieser seine volle Aufmerksamkeit zu schenken.
Wer nicht fragt, bleibt dumm
Als Gründer ist man tagtäglich mit “1000 tollen Sachen” und neuen Herausforderungen konfrontiert, die es zu bewältigen gilt und “Manchmal muss man fragen, um sie zu verstehen”. Gerade kurz nach der Gründung eines Unternehmens oder als Solo- bzw. Sidepreneur müssen Gründer und Unternehmer mehrere Rollen gleichzeitig erfüllen: Geschäftsführer, Head of Sales, Marketing-Manager, Buchhalter, Personalchef und vieles mehr. Doch niemand kann in allen Bereichen seines Unternehmens Experte sein. Gründer müssen sich eingestehen, dass sie nicht alles sofort können und wissen müssen. Wenn sich Ihnen die Gelegenheit bietet, Menschen mit Erfahrungen und fachlichen Kompetenzen, um Rat zu fragen, solltest du diesen Rat suchen und annehmen. Es kann auch dazu beitragen, Beziehungen zu anderen Gründern aufzubauen und eventuell sogar Partnerschaften zwischen beiden Unternehmen aufzubauen.
Laut der DGIS-Studie von Gründerszene können Kooperationen zwischen Unternehmen bei jungen Unternehmen (62 %) und etablierten KMUs (79 %) und Corporates (68 %) die Kompetenzen und das Know-How der Mitarbeiter stärken. Start-ups (59 %) profitieren zudem im Bereich Vertrieb und Marketing von der Reichweite größerer Partner. Nach Hilfe oder Rat fragen ist also kein Zeichen von Schwäche, sondern kann maßgeblich zum Erfolg eines Unternehmens beitragen.
Micromanaging vermeiden und Arbeit delegieren
Klar, gerade für Gründer ist das eigene Unternehmen ein Herzensprojekt und das macht es häufig schwer, Arbeit aus der Hand zu geben. Doch Gründer können und müssen nicht alles selbst machen.
Ein guter Gründer weiß, wo seine Kompetenzen liegen und wo nicht. Es ist wichtig, den eigenen Mitarbeitern Vertrauen zu schenken und zu akzeptieren, dass sie die Experten auf ihrem Gebiet sind. Micromanaging von Mitarbeitern kostet Zeit und kann demotivieren. Wer als Gründer den eigenen Mitarbeitern Vertrauen schenkt und Verantwortung abgibt, kann nicht nur Zeit im eigenen Terminkalender schaffen, sondern stärkt auch das Selbstbewusstsein der Mitarbeiter.
Natürlich kann man nur dann Arbeit an Mitarbeiter delegieren, wenn man ein Team unter sich hat. Selbstständige haben diese Option auf den ersten Blick nicht. Doch mittlerweile gibt es zahlreiche Online-Dienste, die Gründern das Leben leichter machen und kein Vermögen können. Websites können kostengünstig und professionell mit Baukastensystemen erstellt werden und Kreativaufgaben können durch Plattformen wie Fivver oder sogar Etsy an Freelancer ausgelagert werden.
Dienstleistungen wählen, die sich dem Alltag anpassen – nicht umgekehrt
Neben der intuitiven Nutzung und Sharing-Economy-Ansätzen ist ein großer Vorteil von digitalen Tools, dass sie sich dem Alltag und der Arbeitsweise anpassen. Statt z.B. von den Öffnungszeiten von Filialen oder der Verfügbarkeit von Beratern abhängig zu sein, passen sich digitale Lösungen an den Alltag der Nutzer an – nicht umgekehrt. Ein gutes Beispiel ist die Finanzverwaltung.
Im Privatleben regeln wir unsere Finanzen zunehmend digital. Das Konto bei der Neobank, der Online-Broker und die schnelle Steuererklärung per App. Es ist also kein Wunder, dass insbesondere Nutzer der Millennial-Generation diese Vorzüge aus dem Alltag verstärkt auch im Geschäftsleben fordern. Dieser Wunsch hat dafür gesorgt, dass sich in Deutschland unter anderem ein neuer Markt für Banking- und Buchhaltungsangebote für Selbstständige, Startups und KMUs eröffnet hat. Denn im Grunde genommen ist jeder Gründer oder Entrepreneur in erster Linie auch nur ein Konsument.
Früher hat beispielsweise das Eröffnen eines Bankkontos mehrere Tage in Anspruch genommen und war nur während der Öffnungszeiten der Filiale möglich. Heute kann man Konten einfach von Zuhause aus eröffnen und notfalls mitten in der Nacht. Vor wenigen Jahren war es nicht denkbar gewesen, sich online auszuweisen, doch heute ist das, dank Verfahren wie Video-ID oder Bank-ID, kein Problem mehr. Diese Lösungen sparen nicht nur Zeit, sondern bietet die Möglichkeit, deine Arbeitszeit produktiver zu gestalten.
Auch wenn es manchmal so erscheint: Gründer und Selbstständige sind nicht auf sich allein gestellt. Um allen Aufgaben, denen sie sich im Arbeitsalltag stellen müssen, gibt es eine Reihe von Tools und Techniken, die ihnen das Leben leichter machen und zu ihrem Geschäftserfolg beitragen können. Denn niemand kann immer alles auf Anhieb perfekt machen – nicht einmal Gründer.
Über den Autor
Eric Sohl ist Head of Business Germany beim Geschäftskunden-FinTech Finom. Zuvor war er u.a. für Vertrieb und Wachstum bei Free Now (mytaxi), Uber Österreich und Expedia verantwortlich.
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