Von Alexander
Dienstag, 8. Juni 2021

Movinga: Rohergebnis sinkt, Verlust steigt auf 14,3 Millionen 

2019 lief es überhaupt nicht gut für Movinga. Das Fazit des Unternehmens lautet: "Das Geschäftsjahr ist aus Sicht der Geschäftsführung negativ verlaufen". Insgesamt kostete der Aufbau von Movinga nun bereits 72,7 Millionen Euro.

Der Berliner Umzugsvermittler Movinga legt neue Unternehmenszahlen vor – und zwar den Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2019. Im Vor-Corona lief es nicht rund beim jungen Unternehmen, an dem die Hexal-Gründer inzwischen die Mehrheit halten. Das Rohergebnis sank um 5 % auf knapp 9,4 Millionen Euro, der Jahresfehlbetrag stieg gleichzeitig auf 14,3 Millionen. Das Fazit des Unternehmens zu diesen Zahlen lautet: “Das Geschäftsjahr ist aus Sicht der Geschäftsführung negativ verlaufen”.

Zu den Hintergründen schreibt das Movinga-Team: “Die Einführung von Premium Pflichtversicherungen für jeden Umzug führten zu einem Rückgang des Rohertrags. In den gestiegenen Marketingbemühungen erwies sich die Ausstrahlung des TV Spots als ungeeigneter Marketingkanal für Movinga. Die gestiegenen Personalkosten und sonstigen betrieblichen Aufwendungen belasten das Ergebnis vor Steuern zusätzlich”.

Bei den Personalkosten trat Movinga bereits auf die Bremse: “Im Personalbereich wurde restrukturiert, was zu einer wesentlichen Reduktion der Mitarbeiterzahl führte. Die sonstigen betrieblichen Ausgaben wurden deutlich gekürzt insbesondere in der technischen Infrastruktur. Indirekte Werbemaßnahmen wurden vollständig eingestellt und die performancebasierten Marketingmaßnahmen wurden optimiert bspw. durch die Einführung des automated Bidding. In der Customer Journey füllt der Kunde mittlerweile die Umzugsgutliste selber aus (anstatt des Vertriebsmitarbeiters) und der Checkout Prozess ist nun online verfügbar und weitestgehend automatisiert”. Die durchschnittliche Anzahl der beschäftigten Arbeitnehmer lag im Geschäftsjahr bei 186 (ohne Geschäftsführung). Im Jahr zuvor waren es noch 193. 2017 waren es 202 und 2016 wirkten noch 353 Mitarbeiter:innen für Movinga. Im Geschäftsbericht für 2019 heißt es zudem, dass derzeit “rund 110 Mitarbeiter in Berlin” für Movinga tätig sind.

Die Investoren stützen Movinga 2019 mit weiteren Geld: “Während des Geschäftsjahres wurden im Rahmen der zuvor erwähnten Finanzierungsrunden EUR 16.488.950,35 in die Kapitalrücklage eingestellt”. Auch 2020 erhielt das Unternehmen weitere Kohle: “Die Unternehmensplanung enthält für 2020 weitere Kapitalzuführungen in Höhe von EUR 7 Mio in der Form von Eigenkapital, die zum Aufstellungszeitpunkt des Jahresabschlusses teilweise erfolgt sind”.

Für das Corona-Jahr 2020 geht das Unternehmen von “geringeren Umsätzen aus, strebt jedoch eine Verbesserung der Profitabilität an. Der Jahresverlust soll gegenüber 2019 deutlich reduziert werden”. Insgesamt kostete der Aufbau von Movinga nun bereits 72,7 Millionen Euro. Nach dem Katastrophenjahr 2016 schien das Unternehmen zuletzt auf einem guten Weg. Das 2019 wirft Movinga aber wieder deutlich zurück.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2019

* Das Rohergebnis sank gegenüber dem Vorjahr von TEUR 9.848 auf TEUR 9.359 um 5%. Die Einführung einer verpflichtenden Premium-Transportversicherung für den Kunden und die Einführung einer Anzahlung von rd. 60% vor Durchführung des Umzugs schmälerten die Vertriebsproduktivität und das Rohergebnis von Movinga.
* Die Personalkosten nebst Sozialabgaben stiegen um 13% bei geringerem Rohergebnis. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen stiegen um 28% auf TEUR 13.696 (TEUR 9.861). Dies ist im Wesentlichen auf gestiegene Marketingkosten, auf Wertberichtigungen von Forderungen und periodenfremde Aufwendungen zurückzuführen. Die größten enthaltenen Positionen sind Verkaufsprovisionen an Lead Provider von TEUR 2.879 (Vorjahr: TEUR 2.107) und Werbekosten TEUR 2.525 (Vorjahr: TEUR 1.312).
* Das negative Ergebnis vor Steuern hat sich um 40% von TEUR -8.585 im Jahr 2018 auf TEUR -14.365 im Geschäftsjahr erhöht.
* Durch die negative Ertragslage der Movinga GmbH ist zur Sicherstellung der Liquidität eine zusätzliche Außenfinanzierung erforderlich. Aufgrund dessen besteht eine wesentliche Unsicherheit im Zusammenhang mit der Fortführung der Unternehmenstätigkeit. Notwendige Gegenmaßnahmen zur deutlichen Reduzierung dieser Unsicherheit wurden von der Geschäftsführung eingeleitet und teilweise erfolgreich umgesetzt. Durch Umstrukturierungen und Effizienzsteigerungen konnten die Kosten im laufenden Geschäftsjahr deutlich reduziert werden. Im Personalbereich wurde restrukturiert, was zu einer wesentlichen Reduktion der Mitarbeiterzahl führte.
* Die Gesellschaft plant für das Geschäftsjahr 2020 einen leicht rückläufigen Umsatz und einen niedrigeren Rohertrag, aber eine deutliche Verbesserung des Ergebnisses.
* Die Gesellschaft hat nach dem Bilanzstichtag weitere Kapitalerhöhungen vorgenommen. Durch Beschluss der Gesellschafterversammlung vom 14. Mai 2020 ist das Stammkapital von EUR 2.924.312 um EUR 953.011 auf EUR 3.877.323 erhöht worden. Durch Beschluss der Gesellschafterversammlung vom 29. Juni 2020 ist das Stammkapital von EUR 3.877.323 um EUR 400.000 auf EUR 4.277.323 erhöht worden. Im Zuge dieser Kapitalerhöhung sind der Gesellschaft zum Zeitpunkt der Jahresabschlusserstellung weitere EUR 5,3 Mio. an Eigenkapital zugeflossen.

Movinga im Zahlencheck

2019: 9,4 Millionen Euro (Rohergebnis); 14,3 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2018
: 9,8 Millionen Euro (Rohergebnis); 8,5 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2017
: 5,4 Millionen Euro (Rohergebnis); 12,9 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2016: -816.983 Euro (Rohergebnis); 30,6 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 6,1 Millionen Euro (Bilanzverlust)

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Foto (oben): Shutterstock