GreenBill: Wenn der Promi-Faktor gar nicht gebraucht wird
Immer mal wieder sieht man bekannte Gesichter aus Film und Fernsehen in “Die Höhle der Löwen”. Und so mancher Zuschauer denkt sich, dass es mit Prominenz im Gründerteam bestimmt viel einfacher ist, einen Investor von sich zu überzeugen. Im Falle von GreenBill hätte es wohl auch so einen Deal gegeben, denn von den Fähigkeiten der drei Gründer als Unternehmer kann man sich auch so etwas abschauen – ganz ohne Promi-Faktor.
Giulia Siegel war bis zu ihrem Auftritt in der Höhle Zuschauern wie Löwen eher als Model und und DJ bekannt, Ludwig Heer eher als Fernseh-Koch – doch das könnte sich nun ändern. Das Paar, unterstützt von Mitgründer Tobias Kiessling, hat ein Software-System ins Leben gerufen, das mit den lästigen Kassenzetteln Schluss machen will. Alles geht damit digital, der Kunde bekommt Kassenzettel und Bewirtungsbeleg sofort auf sein Handy, kann direkt bezahlen und es an seine Buchhaltung weiterleiten – und alles, ohne zuvor eine App installieren zu müssen.
Ausgangsproblem sind die 50.000 Tonnen Müll an Thermopapier jedes Jahr – denn dieses Papier ist nicht gerade umweltfreundlich. Doch die Gesetzeslage ist streng – “mal eben” digitalisiert werden konnte hier nichts. Doch das GreenBill-Team hat die strengen Vorgaben geknackt, und konnte so den Löwen eine vollumfängliche Lösung präsentieren. Zudem auch noch zu Kosten, die monatlich unter denen von vielen Betrieben für die Beschaffung des Thermopapiers liegen dürften. Höhere Kundenzufriedenheit, mehr Nachhaltigkeit und gesenkte Kosten: klare Wertversprechen für Einzelhandel und Gastronomie, ein Lösung des Zettelchaos beim Endkunden.
Thema und Lösung hatten also schon längst überzeugt, als die Sprache auf die Zahlen kam. Und auch die konnten begeistern, vor allem die vielen Anfragen, und dass die Gründer sich dadurch noch etwa umorientierten. Denn hatten sie zu Beginn noch in Gründer Ludwigs “Heimatbranche”, der Gastronomie, gestartet, merkten sie schnell, dass vor allem aus dem Einzelhandel viel Interesse kam und nicht zuletzt machten auch die Corona-Maßnahmen eine Umstellung nötig.
Auf Investoren macht es immer einen guten Eindruck, wenn Gründer sich auf neue Gegebenheiten gut und schnell einstellen können. Ein anerkennendes “Sehr clever!” von Judith Williams machte dies dann auch deutlich.
Noch ein wenig mehr als man es vielleicht normalerweise gewohnt ist, fragten die Löwen nach den Aufgaben und der Rollenverteilung der drei, und Carsten Maschmeyer wirkte besonders beeindruckt vom weniger prominenten technischen Mitgründer Tobias, der immerhin schon einmal ein Unternehmen an die deutsche Post verkauft hatte. Auch der Zuschauer konnte vor allem an seinen Äußerungen in der späteren Verhandlung zur Bewertung sehr gut erkennen, dass hier einiges an Erfahrung im Umgang mit Investoren vorhanden sein musste.
Das Team von GreenBill machte also so schon Einiges richtig, aber noch eine Sache konnte man sich von ihnen abschauen: die spezifische Vorbereitung auf die Investoren. Ludwig erwähnte im Gespräch mit Dagmar Wöhrl, welche Möglichkeiten das GreenBill-System für die Domero-Hotels – die Hotelkette der Familie Wöhrl – bieten könnte, die es jetzt noch nicht dort geben würde. Die Löwin quittierte dies dann auch mit einem Lächeln und honorierte den Umstand, dass er sich so gut informiert hatte.
Auch Nils Glagau und die Möglichkeiten für Apotheken sprach Ludwig direkt an – einen Vertriebskanal, den das Unternehmen Orthomol des Löwen hauptsächlich nutzt. Und auch hier lief er offene Türen ein, denn auch Nils beteiligte sich an dem 3er-Angebot, das GreenBill von ihm zusammen mit Dagmar und Carsten bekommen sollte.
Sich spezifisch auf einen Investor oder eine Investorin vorzubereiten, ist extrem wichtig – erst recht, wenn man es mit sogenanntem “Smart Money” zu tun hat – also keinen reinen Finanzinvestoren, sondern jemandem, der noch über das Geld hinaus Vorteile mit sich bringt. Wie im Fall der Löwen zum Beispiel ein weites Kontaktnetzwerk und starke Vertriebskanäle. Zu zeigen, dass man das Wissen darum hat und damit auch schon eine Vorstellung, wie die Zusammenarbeit aussehen könnte, lässt Gründer weit mehr als nur gut vorbereitet erscheinen – nämlich unter anderem mit Überblick und einem gewissen Biss. GreenBill machte klar, dass es den starken Partner wollte und schon ganz genaue Vorstellungen hatte, wie es weitergehen könnte.
Nur bei der Bewertung war man etwas auseinander, aber über eine Art Meilenstein-Vereinbarung – die Löwen legen noch einmal Geld ohne weitere Anteile drauf, wenn die Zusammenarbeit gut klappt – ließ sich auch dies schließlich ausräumen. Dennoch platzte der Deal nach der Show leider.
Mit einem solch insgesamt starken Auftritt, wie ihnen alle Löwen bescheinigten, hätte es den Prominenten-Faktor sicherlich nicht gebraucht, und er blieb Unterhaltung fürs Publikum. Denn wer sieht die Löwen nicht gerne einmal ein wenig überrascht? Doch wirklich Unternehmer brauchen ihn nicht.
Tipp: Alles über die Vox-Gründer-Show gibt es in unserer DHDL-Rubrik. Die jeweiligen Deals und Nicht-Deals gibt es hier: “Die Höhle der Löwen (9. Staffel)“,”Die Höhle der Löwen (8. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (7. Staffel)“,”Die Höhle der Löwen” (6. Staffel)“,“Die Höhle der Löwen” (5. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (4. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (3. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (2. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (1. Staffel)“.
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