#Interview

“Wir haben von Anfang an auf Kundenfeedback gesetzt”

Beim Berliner Startup tink dreht sich alles um das Trendthema Smart Home. "In unserem Unternehmen arbeiten inzwischen 100 Mitarbeiter und wir haben 2020 einen Umsatz von 66 Millionen Euro erzielt", sagt Mitgründer Julian Hueck.
“Wir haben von Anfang an auf Kundenfeedback gesetzt”
Montag, 10. Mai 2021VonAlexander Hüsing

Das Unternehmen tink, das 2016 von Marius Lissautzki und Julian Hueck gegründet wurde, positioniert sich als Vergleichs- und Beratungsplattform für Smart Home-Produkte. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Jungfirma einen Umsatz in Höhe von 66 Millionen Euro. In diesem Jahr sind über 100 Millionen geplant. Cadence Growth Capital, Rocket Internet und SevenVentures investierten kürzlich 40 Millionen Euro in tink.

“Mit dem Investment möchten wir unser internationales Wachstum massiv vorantreiben. Unser Ziel ist es, tink als führende europäische Smart-Home-Plattform zu etablieren und bis spätestens 2023 in allen Kernmärkten Europas präsent zu sein. Zudem möchten wir unser Angebot um viele weitere relevante Services erweitern, wozu unter anderem Energieverträge oder Versicherungslösungen gehören”, sagt Mitgründer Hueck zu den weiteren Pläne des Startups.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der tink-Macher zudem über Berührungsängste, Industriepartner und Bäume.

Wie würdest Du Deiner Großmutter tink erklären?
Wir helfen dabei, das Zuhause vieler Menschen sicherer, komfortabler und energiesparender zu gestalten. Durch unsere Hilfe müssen Heizungen beispielsweise nicht mehr manuell hoch- und runtergedreht werden und man kann direkt vom Sessel aus sehen, wer an der Haustür geklingelt hat. Natürlich stehen wir unseren Kunden auch gerne beratend zur Seite und unterstützen bei der Installation und Anwendung, sodass auch ältere oder technisch unversierte Menschen keine Berührungsängste vor neuen, digitalen Produkten haben müssen.

Hat sich das Konzept, das Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren irgendwie verändert?
Wir wollten schon immer Menschen für digitale Anwendungen in ihrem Zuhause begeistern. Daran hat sich seit der Gründung von tink nichts geändert. Über die Jahre hinweg haben wir aber gemerkt, wie wichtig der Austausch mit unseren Kunden ist und wieviel wir durch sie lernen können. Durch sie wissen wir, was wirklich hilft. Dieses Wissen unterstützt uns dabei, unsere Mission erfolgreich im Massenmarkt zu etablieren. Deswegen setzen wir mittlerweile sehr stark auf individuelle Beratungen und Lösungen, die Hardware, Software und Dienstleistungen vereinen. Denn Kunden suchen Lösungen für ihren Alltag und nicht nur einzelne Produkte.

Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Wir verstehen uns als zentrale Plattform, die Premium Hardware Brands, passende Software- Ökosysteme und relevante Dienstleistungen für unterschiedliche Use Cases rund um das vernetzte Zuhause anbietet. Bei unserem Geschäftsmodell handelt es sich um ein B2C-Commerce-Plattform-Modell. Hinzu kommt ein stark wachsendes Geschäft mit Industriepartnern, das zukünftig weiter ausgebaut werden soll. Bei Vattenfall und Generali betreiben wir beispielsweise unsere schon jetzt Plattform co-branded auf deren Websites und bieten exklusive und passende Angebote für ihre Kunden an. Dadurch können sich unsere Industriepartner gezielt vom Wettbewerb differenzieren und ihr Kernangebot mit unseren Leistungen zu neuen Lösungen kombinieren.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Die Corona-Krise hat sich auf unser Business eher positiv als negativ ausgewirkt – und das sogar nachhaltig. Zum einen hat Covid-19 vielen neuen Kundengruppen die Vorteile der Digitalisierung näher gebracht und dadurch den Smart-Home-Trend beschleunigt. Zum anderen steht das eigene Zuhause jetzt noch mehr im Mittelpunkt als vor dem Start der Corona-Pandemie. Immer mehr Haushalte beschäftigen sich damit, ihr Zuhause über sinnvolle Technologien sicherer, komfortabler und energieeffizienter zu gestalten.

Cadence Growth Capital und Co. investierten gerade 40 Millionen in tink. Wofür braucht ihr so viel Geld?
Mit dem Investment möchten wir unser internationales Wachstum massiv vorantreiben. Unser Ziel ist es, tink als führende europäische Smart-Home-Plattform zu etablieren und bis spätestens 2023 in allen Kernmärkten Europas präsent zu sein. Zudem möchten wir unser Angebot um viele weitere relevante Services erweitern, wozu unter anderem Energieverträge oder Versicherungslösungen gehören. Darüber hinaus haben wir uns zum Ziel gesetzt, neue Anwendungsfelder zu erschließen und innovative Lösungen in unser Angebotsportfolio aufzunehmen. Hierzu gehören beispielsweise Angebote in den Bereichen Küche oder dezentrale Energieerzeugung und E-Mobility-Lösungen.

Wie ist überhaupt die Idee zu tink entstanden?
Marius ist während seiner Zeit in den USA zum ersten Mal mit Smart-Home-Lösungen in Kontakt gekommen und war von dem Nutzen und der Einfachheit der Anwendungen sofort begeistert und überzeugt. Zurück in Deutschland war ziemlich schnell klar, dass eine Plattform fehlt, die dem Konsumenten sowohl die Vorteile eines vernetzten Zuhauses schildert, Kunden bei der Auswahl der Lösung berät als auch ihrer Anwendung begleitet und mehr als nur Einzelprodukte vertreibt. Eine Plattform, die echte Lösungen anbietet bzw. die Hardware, Software und Services sinnvoll miteinander verknüpft, gab es zu diesem Zeitpunkt nicht – auch weltweit betrachtet. Dieser umfassende Ansatz ist auch heute noch ein Alleinstellungsmerkmal von tink.

Wie hat sich tink seit der Gründung entwickelt?
Wir sind sehr froh und dankbar, dass unsere Kunden und der Markt unseren Ansatz wertschätzt. Dieses Ansehen spiegelt sich nicht nur in unserem jährlichen Wachstum von mehr als 100 Prozent wider, sondern auch in der außergewöhnlichen Kundentreue, die wir in den letzten Jahren verzeichnen konnten, und dem sukzessiven Smarter-Werden des Zuhauses unserer Kunden, die schrittweise eine Anwendung nach der nächsten hinzubuchen. Der Smart-Home-Markt steckt noch in den Kinderschuhen und formt sich gerade erst zu einem Massenmarkt heraus. In den nächsten Jahren wird sich daraus aber ein Multi-Milliarden-Markt entwickeln.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist tink inzwischen?
Seit unserer Gründung im Jahr 2016 konnten wir bereits mehr als 700.000 Kunden für unsere IoT-Commerce-Plattform gewinnen. In unserem Unternehmen arbeiten inzwischen 100 Mitarbeiter und wir haben 2020 einen Umsatz von 66 Millionen Euro erzielt. Auf dem aktuellen Wachstumspfad werden wir dieses Jahr die Umsatzmarke von 100 Millionen Euro überschreiten und durch unser Angebot die weltweite CO2-Produktion stetig senken. Denn allein durch die Haushalte, die wir im Jahr 2020 für smarte Heizungslösungen gewinnen konnten, konnten CO2-Einsparungen, die dem Pflanzen von vier Millionen Bäumen gleichkommen, erzielt werden.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Bei unserem Launch im Jahr 2016 hatten wir ein paar kleine Probleme mit unserer IT- Plattform. Wir konnten den Bug aber schnell ausfindig machen. Sie funktioniert seitdem einwandfrei und Interessierte können auf einfache und schnelle Art und Weise tink-Kunden werden und unsere smarten Produkte anwenden.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben von Anfang an auf Kundenfeedback gesetzt, welches unglaublich wichtig für die Weiterentwicklung unserer Plattform und unserer Produktpalette ist. Unsere Ideen-Pipeline wird dadurch kontinuierlich größer. Grundsätzlich zeigt aber vor allem die bisher Bilderbuch- artige Entwicklung unseres Businesses, dass wir den Nerv der Zeit getroffen haben und die Ideen-Umsetzung von unseren Kunden sehr wertgeschätzt wird. Ausschlaggebend für diesen Erfolg ist natürlich unser großartiges Team.

Wo steht tink in einem Jahr?
In den nächsten Monaten werden wir unsere Plattform in einigen weiteren europäischen Kernmärkten launchen und unserem Business dadurch einen gewaltigen Push verleihen. Außerdem werden wir verstärkt relevante Services in unsere Lösungen integrieren und neue Anwendungsfelder, inklusive des e-Mobility-Bereichs, erschließen und nutzbar machen.
Durch das enorme Wachstum im jetzigen Geschäft und diese drei Wachstumsdimensionen wird tink in zwölf Monaten mehr als eine Millionen Haushalte gewonnen haben und Umsatz- technisch im dreistelligen Millionenbereich angekommen sein.

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Foto (oben): tink

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.