Primoza: Alles passt, nur zu keinem Investor
Oft denken Gründer, dass, wenn sie kein Investment bekommen haben, sie irgendetwas “falsch” gemacht haben beim Pitch oder in der Verhandlung. Doch wie der Fall von Primoza mit dem wachsenden Kalender zeigt, muss das nicht unbedingt so sein, denn manchmal passt es einfach nicht. Bei dem einen sind es vielleicht die Vertriebskanäle, bei dem anderen das Thema an sich. Doch was könnte noch hinter den Absagegründen stecken?
So mancher Zuschauer wird sich gewundert haben, als die drei Gründer von Primoza, die mit ihrem wachsenden Kalender in “Die Höhle der Löwen” einen neuen Investor gewinnen wollten, damit nicht erfolgreich waren. Zwar bekamen sie von jedem der Löwen Lob, doch am Ende nicht einmal ein Deal-Angebot. Und das, obwohl ihre Bewertung – oft mit der häufigste Knackpunkt – sogar als fair angesehen wurde.
Auch das Thema kam super an: Kalender, deren Blätter man nicht wegwirft, sondern einpflanzt, und aus denen dann Pflanzen wachsen. Der Riesentrend des “Home Gardening” noch einmal ganz anders gedacht. Das gab ganz viel Anerkennung, denn bekannterweise lieben die Löwen Geschäftsmodelle mit starkem Nachhaltigkeitsaspekt.
Doch einer nach dem anderen stieg aus. Dabei war vor allem Ralf Dümmels Erklärung sehr zahlenlastig: Die Bewertung wäre bei dem bisher erreichten fair, doch er sähe das Thema schwierig im Handel zu vermarkten und bräuchte daher wesentlich mehr Anteile. Er glaubte aber wohl nicht, dass es Sinn machte, hier in eine Verhandlung einzusteigen, anscheinend lag man zu weit auseinander.
Die Gründer boten 7,5% für 300.000 €, also eine Post-Money-Bewertung von 4 Millionen Euro. Diese bekam vor dem Hintergrund der bereits erwirtschafteten 2 Millionen und des Plans von 4 Millionen Umsatz in 2021 auch keinerlei Kritik.
Doch bereits zuvor hatte Ralf Dümmel nach der Situation im Handel gefragt. Hier mussten die Gründer zugeben, dass das Produkt hier nicht einfach ist, da der USP der enthaltenen Samen sehr schwer an den Endkunden zu kommunizieren ist, wenn man im Regal zwischen vielen anderen Kalendern steht.
Dies meinte wohl auch der “Mr. Regal” der Gründer-Show, als er sagte, dass es schon einiger Mühen bedürfen würde, um das Produkt im Handel zu platzieren. Die angebotenen 7,5% seien ihm dafür zu wenig, bei einer an sich schon fairen Bewertung wollte er diese aber durch sein Angebot wohl nicht zu sehr nach unten korrigieren. Doch warum bot er dann nicht auch “einfach” mehr Geld? Bei zum Beispiel 600.000 € für 15% würde man bei der gleichen Bewertung landen. Aber vielleicht wären 15% auch noch zu wenig gewesen und die nötige Investmentsumme dann irgendwann außerhalb seines Sweet Spots. Ebenfalls könnte es aber sein, dass er eine höhere Investmentsumme als einfach nicht passend für den Case ansah, da es vor allem darum ging, den Handel als großen Vertriebskanal für den wachsenden Kalender zu etablieren. Das Unternehmen schien ansonsten bereits profitabel zu sein und gar keine so große Finanzspritze mehr zu brauche. Hier passte also irgendetwas an der Gesamtkonstellation nicht, ein sinnvoller Treffpunkt für beide Seiten war nicht in Sicht.
Georg Kofler stieg aus, weil Home Gardening wohl absolut nicht sein Thema ist, ein Absagegrund, der einem bei einem privaten Investor natürlich immer passieren kann.
Carsten Maschmeyer wiederum reichte die Innovationskraft nicht, ein Faktor, den er wohl mit seinen mehrmaligen Nachfragen zur Expertise bzw. zum Fokus der Gründer vorab einzuschätzen versuchte.
Die Gründe von Judith Williams und Nils Glagau schließlich waren recht ähnlich: Zwar fanden sie das Thema und die Gründer toll, schätzten aber ihre eigenen Begeisterung für das Thema als wesentlich schwächer gegenüber der der Gründer ein. Auch die Gründer betonten, dass sie jemanden wollten, den dieses Thema genauso begeisterte wie sie selbst. Gerade bei einem solchen Thema ist das natürlich sehr gut nachzuvollziehen. Doch natürlich kann diese Einstellung es einem auch unnötig schwer machen: was bei privaten Investoren zusammenschweißt, kann bei Venture Capitalists oder auch strategischen Investoren etwas schwierig werden. Denn je größer das Portfolio, desto mehr muss natürlich auch ein Investor oder eine Investorin die eigene Energie aufteilen. Ein Unternehmen, dass schon relativ weit ist, allerdings mit recht eingeschränkten Vertriebskanälen (wie in diesem Fall vorwiegend Weihnachtsmärkte), benötigt jedoch relativ viel davon, um wirklich den nächsten großen Wachstumsschritt gehen zu können.
Es wirkt also fast so, als ob die sympathischen Gründer es von Anfang an recht schwer hatten, allein auf Grund der Struktur ihres Unternehmens, ihrer Phase und der notwendigen Schritte für den nächsten großen Wachstumsschritt. Gar nicht so viel Geld zu brauche kann also in solch einem speziellen Fall sogar hinderlich sein.
Umso mehr ist ihnen zu wünschen, dass sie es auch aus eigener Kraft schaffen, wie auch die Löwen hinterher bekräftigten.
Tipp: Alles über die Vox-Gründer-Show gibt es in unserer DHDL-Rubrik. Die jeweiligen Deals und Nicht-Deals gibt es hier: “Die Höhle der Löwen (9. Staffel)“,”Die Höhle der Löwen (8. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (7. Staffel)“,”Die Höhle der Löwen” (6. Staffel)“,“Die Höhle der Löwen” (5. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (4. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (3. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (2. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (1. Staffel)“.
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