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Juniqe erreicht “erstmalig positives operatives Ergebnis”

Der Jahresfehlbetrag beim kunstvollen Unternehmen Juniqe sank zuletzt von 4,7 Millionen auf 2,5 Millionen Euro. Im vierten Quartal 2019 wurde dabei zudem "erstmalig ein positives operatives Ergebnis erwirtschaftet".
Juniqe erreicht “erstmalig positives operatives Ergebnis”
Dienstag, 20. April 2021VonAlexander

Das kunstvolle Berliner Startup Juniqe legt neue Unternehmenszahlen vor – und zwar den Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2019.  Das Unternehmen, das 2014 von Lea Lange, Marc Pohl und Sebastian Hasebrink gegründet wurde, setzt auf “Kunst mit Charakter, eine designbegeisterte Community und Inspiration auf allen Ebenen”. In den vergangenen Jahren investierten Geldgeber wie Highland Capital Partners Europe, Vorwerk Ventures, Redalpine und der High-Tech Gründerfonds (HTGF) rund 20 Millionen in Juniqe.

Im Geschäftsjahr 2019 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von rund 16,6 Millionen Euro und damit nicht viel mehr, als im Jahr zuvor (16,2 Millionen). “Das abgelaufene Geschäftsjahr zeigte einen leichten Anstieg der Umsatzzahlen. Gleichwohl hat sich die Ertragskraft im zweiten Jahr in Folge deutlich verbessert. Im vierten Quartal wurde erstmalig ein positives operatives Ergebnis erwirtschaftet. Die Gesellschaft war insbesondere aufgrund der positiven Entwicklung der Profitabilitätskennzahlen in der Lage von bestehenden Geldgebern weitere Finanzierungszusagen für Q1/Q2 2020 zu erhalten. Die Geschäftsleitung ist sich der Verantwortung bewusst den Weg Richtung Profitabilität als primäres Ziel im Geschäftsjahr 2020 fokussiert zu verfolgen und geht von einer operativen Profitabilität für das Gesamtjahr 2020 aus”, heißt es dazu im Jahresabschluss.

Zum schon abgelaufenen Jahr 2020 gibt es zudem weitere spannende Infos im Jahresabschluss: “Die Geschäftsführung ist davon überzeugt die richtigen wesentlichen Maßnahmen eingeleitet zu haben, so dass die zukünftigen Chancen zu einer positiven Unternehmensentwicklung beitragen und den zuvor genannten Risikopotenzialen in Summe positiv entgegenstehen. Für das Jahr 2020 wird eine operative Profitabilität (EBIT) von 300-500 TEUR angestrebt”.

Vor allem an den Personalkosten schraubte das Unternehmen zuletzt: “Der Personalaufwand reduzierte sich deutlich von 4.222.344,00 EUR auf 3.802.482,01 EUR. Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl sank in 2019 entsprechend gemäß Plan gegenüber dem Vorjahr. Viele manuelle interne Prozesse konnten durch die stetige Verbesserung des generellen Automatisierungsgrades gestrichen werden”. Zuletzt wirkten 75 Mitarbeiter:innen für Juniqe. 2017 waren es noch 91.

Der Jahresfehlbetrag lag 2019 bei rund 2,5 Millionen Euro – und somit deutlich unter den Vorjahren. Insgesamt kostete der Aufbau von Juniqe bereits über 26 Millionen. Das Unternehmen verweist dabei auf einen “nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag in Höhe von rund 6,7 Millionen. Bereits Ende 2018 sicherte sich das Unternehmen aber ein Darlehen in Höhe von 3 Millionen. Die Altinvestoren verlängerten zudem ein altes Wandeldarlehen und legen ein weiteres Wandeldarlehen (1,25 Millionen) auf. Somit sollte Juniqe weiter gut durch das laufende Jahr kommen, zumal das Projekt Profitabilität zuletzt gut vorangekommen ist.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2019

* Das abgelaufene Geschäftsjahr zeigte eine leichte Umsatzsteigerung. Die Umsatzziele wurden in den ersten 9 Monaten des Jahres vollständig erreicht, blieben allerdings im vierten Quartal etwas unter den Erwartungen. Für das vierte Quartal plante die Geschäftsleitung zunächst mit einem stärkeren Umsatzanstieg.
* Das primäre Ziel betrug das erstmalige Erreichen der operativen Profitabilität (EBIT), welches für das vierte Quartal angestrebt wurde. Dementsprechend wurden jegliche Marketing-Ausgaben anhand strikter Profitabilitäts-Kennzahlen gesteuert, was zu einer Reduktion der Marketingausgaben im Vergleich zum Vorjahr führte und die Basis für eine deutliche Steigerung der Marketing-Effizienz bildete.
* Im vierten Quartal verzeichnete das Unternehmen erstmalig ein positives EBIT. Der wichtigste Meilenstein wurde somit im Jahr 2019 erreicht.
* Die Umsatzerlöse sind von 16.234.854,29 EUR auf 16.596.148,16 EUR gestiegen. Die wichtigsten Absatzmärkte stellen unverändert Deutschland, die Schweiz, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande dar.
* Der Jahresfehlbetrag beträgt -2.463.865,58 EUR gegenüber -4.669.129,65 EUR im Vorjahr und beträgt somit -14,8 % vom Umsatz (-28,8 % im Vorjahr). Der Jahresfehlbetrag beinhaltet sich amortisierende Zinszahlungen in Höhe von 450.000 € durch Gesellschafterdarlehen.
* Im Oktober 2018 wurde zur Sicherung der zukünftigen Liquidität weiteres Fremdkapital aufgenommen in Höhe von 3.000.000,00 EUR. Die Rückzahlungsmodalitäten dieses Darlehens wurden zum 01. Juli 2019 verändert, so dass die monatlichen Ratenzahlungen reduziert wurden. Zum 31. Dezember 2019 standen noch 2.757.214,62 EUR aus (zum 31. März 2020 noch 2.502.216,94 EUR).
* Zur Sicherung der zukünftigen Finanzierung der Gesellschaft sind im April 2020 weitere Finanzierungszusagen erfolgt: (i) Eigenkapitalgeber haben die Laufzeit des bestehenden Wandeldarlehens aus dem Dezember 2017 um ein weiteres Jahr verlängert bis Dezember 2021 (ursprünglich Dezember 2020), (ii) Eigenkapitalgeber haben ein weiteres Wandeldarlehen in Höhe von 1.250.000 EUR mit zweijähriger Laufzeit bis April 2022 ausgekehrt, (iii) Die Rückzahlungsmodalitäten des in Absatz 1 genannten Darlehens wurden erneut angepasst. Hierbei wurde die gesamte Laufzeit des Darlehens um sechs Monate bis zum Mai 2022 verlängert (ursprünglich November 2021). Die monatliche Zahlungsbelastung wurde für die kommenden 12 Monate bis einschließlich März 2021 halbiert.
* Die Geschäftsführung ist davon überzeugt die richtigen wesentlichen Maßnahmen eingeleitet zu haben, so dass die zukünftigen Chancen zu einer positiven Unternehmensentwicklung beitragen und den zuvor genannten Risikopotenzialen in Summe positiv entgegenstehen. Für das Jahr 2020 wird eine operative Profitabilität (EBIT) von 300-500 TEUR angestrebt.

Juniqe im Zahlencheck

2019: 16,6 Millionen Euro (Umsatz); 2,5 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2018
: 16,2 Millionen Euro (Umsatz); 4,7 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2017: 15,2 Millionen Euro (Umsatz); 7,0 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2016: 14,5 Millionen Euro (Umsatz); 7,0 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 8,3 Millionen Euro (Umsatz); 3,6 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 1,5 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)

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Foto (oben): Juniqe

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.