“Meine großen Jugendtraum-Berufe waren Pilot oder Manager bei Porsche”
Wie blicken Gründerinnen und Gründer auf ihre Schulzeit zurück? Heute spricht Danny Roller, Gründer der Schul-App Scoolio, über seine eigene Schulzeit und was sich am deutschen Schulsystem unbedingt ändern muss.
Auf welcher Schule warst du und welche Erinnerung hast Du an Deinen ersten Schultag in der weiterführenden Schule?
Ich bin 1998 auf ein allgemeines Gymnasium gekommen. Auf den ersten Blick war ich auf jeden Fall erst einmal geflasht von der Anzahl der vielen Menschen und der Schulgröße. Ich meine, ich bin auf dem Dorf zur Grundschule gegangen, dann geht es auf einmal “in die weite Welt” – mit dem Bus in die neue Stadt. Das ist natürlich erst einmal beeindruckend.
Woran erinnerst Du dich gern, woran weniger?
Meine Schulzeit habe ich eigentlich nur in guter Erinnerung. Von den guten Lehrern bis hin zu den langweiligen Schulstunden, die man dann durch andere Ablenkungen mit Freunden auch immer zu den besten Zeiten gemacht hat. Die ersten dicken Freundschaften sind entstanden. Coole Erinnerungen habe ich auch an meinen Sportlehrer Herrn Enderlein – lässiger Cabrio Fahrer, aber vor allem hat er Projekte wie ein Beachvolleyball-Camp oder Golf-Stunden für uns organisiert. Großes Danke geht auch an meinen Kunstlehrer Herrn Fiedler. Er hat früh erkannt, dass ich in diesem Fach weniger mit Talent gesegnet bin, aber die theoretische Kunstarbeit immer mit Eins schreibe. Also hat er mit den anderen 50 % der eher schlechten Malarbeiten und den Noten in Summe eine runde Sache für uns beide rausgeholt. Und es mag nach dem typischen Streber klingen, aber ich fand es eher uncool, dass viele Schüler ihre Lehrer doof fanden. Für mich war da auch schon klar: Wie es in den Wald hinein ruft, so schallt es auch heraus.
Welches war Dein Lieblingsfach und auf welches hättest Du verzichten können?
Die naturwissenschaftlichen, technischen Fächer und auch schon Wirtschaft waren immer ganz oben auf der Favoritenliste. Sport hat meinen Kampfgeist und Siegerwillen sehr herausgefordert, ganz im Gegenteil zum Kunstunterricht. Selbst den kreativen Pinsel zu schwingen war mehr Qual als Erfüllung. Und wie es so sein soll, war auch das Vorsingen in Musik nicht mein Favorit. Funfact: Ich habe sehr früh eine ärztliche Singbefreiung ausgestellt bekommen, quasi meine Rettung für viele Jahre.
Welche Tipps würdest Du aus heutiger Sicht Deinem Schüler-Ich geben?
Man sollte immer das Privileg wertschätzen, dass man in Deutschland die Schulbildung in dieser Form frei zugänglich bekommt. Mehr Engagement neben dem Unterricht, um die jeweilige Schule mit Projekten zu supporten und für die folgenden Jahrgänge auch coole Möglichkeiten zu schaffen, das wäre mein Tipp! P. S.: Handschriftliche Notizen bleiben für immer mein Ding, auch in der digitalen Welt!
Welchen Berufswunsch hattest Du während Deiner Schulzeit?
Meine zwei großen Jugendtraum-Berufe waren Pilot oder Manager bei Porsche. Mich hat die Betriebswirtschaft bereits recht früh interessiert und in einer Unternehmensberatung habe ich dann auch meine ersten Praktika-Eindrücke gesammelt. In die Wirtschaft mit Schwerpunkt Finanzen war also der ursprüngliche Plan – das hat sich ja mit moderner Form und anderem
Fokus letztlich auch so entwickelt, würde ich sagen.
Warst Du früher schon eher Macher mit Gründer-Gen?
Ich habe in meiner Jugend immer viel Sport gemacht, zum Beispiel Fußball gespielt – da hieß es auch schon immer volle Fahrt voraus und alles funktioniert nur mit dem Team! Damit wurde mir sicherlich schon das Macher-Gen eingeimpft. In meiner Schulzeit war ich mehrere Jahre Klassensprecher und auch da war ich vorn dabei, wenn es um die Organisation von Projekttagen ging – es sollten ja schließlich auch spannende Tage werden.
Wie kann die Schule dazu beitragen, dass Jugendliche schon in der Schulzeit einen Gründergeist entwickeln?
Zunächst einmal sollten “Macher-Qualitäten” viel höher eingeschätzt werden. Wer die Organisation einer Schulfete in die Hand nimmt, hat oftmals mehr “Gründer-Gen” in sich als ein 1er-Schüler. Für die Macher:innen gibt es allerdings wenig Anerkennung und so gut wie keine Förderprojekte – für die 1er-Schüler schon. Ich denke, hier könnte zum Beispiel durch ein Mentoring-Programm für “Macher”- zum Beispiel durch regionale Unternehmer:innen – viel erreicht werden. Um diese Macher:innen unter den Schülern zu identifizieren, muss insgesamt mehr in Projekten gearbeitet werden. Und wer hier Verantwortung übernimmt, muss auch entsprechende Anerkennung finden. Last but not least steht Digitalisierung natürlich ganz weit oben auf der To Do List. Künftige Geschäftsmodelle sind digital, Code ist die Weltsprache der Zukunft. Die Nutzung moderner Hard- und Software und eine praxisnahe Vermittlung von Mathematik und Informatik ist nicht nur aus Sicht potentieller Gründungen elementar.
Viele Schüler waren zuletzt durch Homeschooling in einer ganz besonderen Situation. Sollte das Schulsystem nach Corona grundsätzlich überdacht werden?
Wie bereits gesagt: Die Digitalisierung der Schulen braucht einen großen Schub und wenn der Staat das nicht leisten kann, muss sich das Schulsystem für kommerzielle Partnerschaften öffnen. „Digitale Bildung” und Medienkompetenzen müssen für jede/n Lehramtsstudent:in zentrale Bausteine sein. Insgesamt muss sich Lehrerausbildung wandeln. Derzeit stehen nach wie vor Wissensinhalte im Mittelpunkt und nicht die Wissensvermittlung. Länder wie Finnland legen vielmehr Wert auf die Didaktik als solche und sind in Vergleichstest nicht umsonst weit vorne. Und wer didaktisch stark ist, dem fällt es auch leichter, auf veränderte Situationen wie Home-Schooling zu reagieren.
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