#Interview
“Man selbst glaubt immer zu 1000 % an seine Idee. Andere zu überzeugen ist teilweise schwierig”
Das Hamburger Startup pregfit, ein Online-Fitnessstudio für Schwangere, wurde 2018 von Peter “Piet” König gegründet. Die Idee zu pregfit entstand, als Königs Frau Lena schwanger wurde. Der Bewegungs- und Sportwissenschaftler sowie Personal-Fitnesstrainer entwarf damals ein Fitness-Programm, das komplett den Bedürfnissen seiner schwangeren Frau entsprach. Nach diversen Tests und Studien entstand daraus letztendlich pregfit.
Michael Asshauer (Mitgründer von Familonet) und die Münsteraner Beteiligungsgesellschaft Schweizer Invest investieren zuletzt in das sehr junge Unternehmen. “Durch den Umbau der Plattform und die Corona-Krise sind die Umsatzzahlen und Anmeldungen plötzlich stark gestiegen. Das war für mich das Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ich wollte jetzt diesen Booster optimal ausnutzen. Um schneller skalieren zu können, brauchte es externe finanzielle Hilfe”, sagt König.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der pregfit-Macher außerdem über Rückenschmerzen, Hebammen und 4-Wochen-Pakete.
Wie würdest Du Deiner Großmutter pregfit erklären?
Ich würde ihr sagen: Ich habe ein Sportprogramm für schwangere Frauen entwickelt. Wenn sie dieses Programm nutzen, werden sie ihre Schwangerschaft fit, gesund und gut gelaunt genießen. Ich habe sozusagen eine moderne Form der Schwangerschaftsgymnastik “erfunden”! Das pregfit-Programm hilft nämlich dabei: Schwangerschaftstypischen Rückenschmerzen vorzubeugen, Wassereinlagerungen zu verringern, also dass die Beine und Füße nicht so sehr anschwellen, nicht mehr als nötig an Gewicht zuzunehmen, sich körperlich und mental schon einmal positiv auf die Geburt vorzubereiten sowie sich fit und wohl zu fühlen. Und das beste: Man kann das pregfit-Programm überall und wann man will nutzen. Ich habe das Ganze als Online-Plattform entwickelt, sodass man das Sportprogramm auf dem Handy, auf dem Tablet oder auf dem Laptop absolvieren kann.
Hat sich das Konzept, das Geschäftsmodell, seit der ersten Idee irgendwie verändert?
Ja. Tatsächlich haben wir das Konzept schon einige male angepasst und erweitert. Beispielsweise gab es am Anfang drei Trainingstage pro Woche und nur an den Restdays gesunde Rezeptvorschläge, die in Sachen Nährstoffe und Vitamine an das jeweilige Schwangerschafts-Trimester angepasst sind. Inzwischen gibt es jeden zweiten Tag ein neues Workout und jeden Tag personalisierte Rezeptvorschläge. Für die Restdays haben wir unser Angebot mit Schwangerschaftsyoga erweitert. Auch musste man in der ersten Version nach jeder Übung und nach jeder Pause aktiv auswählen, weiterzumachen. Heute haben wir sehr viele Prozesse und Funktionen automatisiert. Das Training läuft inzwischen so ähnlich wie bei einer nativen App. Das Geschäftsmodell wurde auch weiterentwickelt. In der ersten Version hatten wir genau ein Modell. Man konnte immer nur ein 4-Wochen-Paket kaufen. Das war auf der einen Seite natürlich maximal einfach, allerdings ökonomisch eher suboptimal. Inzwischen gibt es drei verschiedene Modelle für einen Monat, drei Monate und neun Monate. Alle Modelle laufen maximal neun Monate, bevor sie automatisch enden. Das wollte ich unbedingt, da im Regelfall das Baby nach neun Monaten auf der Welt ist. Alle Pakete beinhalten eine kostenlose Probewoche, in der man das komplette Programm testen kann.
Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Für digitale Dienstleistungen im Gesundheits- und Fitnessbereich ist die momentane Situation natürlich nicht das schlechteste was passieren konnte. Das Gute für uns: Wir mussten nicht erst mühsam unser Programm digitalisieren, sondern waren der Zeit eher voraus. Die erste Corona-Welle haben wir damit verbracht, das Bezahlsystem zu fixen, was mich im Nachhinein natürlich etwas wurmt. Aber man lernt viel aus solchen Situationen. Danach haben wir die Plattform komplett neu gebaut und jetzt funktioniert alles, wie es soll. Seit dem Umbau und der Krise wachsen wir stetig und die Anmeldezahlen gehen schön nach oben. Ich denke, wir spüren durchaus einen Schub durch die Krise, da die Menschen generell offener für digitale Produkte und Angebote geworden sind. Alle “Live”-Kurse wurden gecancelt, aber die Wünsche und Probleme sind ja immer noch da. Dafür muss man jetzt natürlich Alternativen anbieten. Und das haben wir, denke ich, ganz gut geschafft.
Wie ist überhaupt die Idee zu pregfit entstanden?
Die Idee zu pregfit ist während der Schwangerschaft meiner Frau Lena entstanden. Lena war immer schon sportlich und wollte auch in ihrer Schwangerschaft weiterhin sportlich aktiv bleiben. Sie suchte nach einem geeigneten Programm – allerdings ohne Erfolg. Da ich zu diesem Zeitpunkt gerade meinen Master in Bewegungs- und Sportwissenschaften an der Universität Hamburg absolvierte, bot es sich an, dass ich einfach selbst die Lösung entwickelte. Gesagt – getan. Ich entwickelte das Sportkonzept für Lena. Dieses wurde parallel in einem Sportmedizin-Seminar begleitet und getestet. Lena war so begeistert, dass plötzlich auch schwangere Freundinnen aus unserem Bekanntenkreis nach dem pregfit-Programm trainieren wollten. Und so wurde die Idee geboren, das Programm als Online-Plattform zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.
Wie wirst du als Mann in der Welt der Schwangeren wahrgenommen?
Das ist eine gute Frage. Ein Fitnessprogramm für Schwangere. Und das von einem Mann? Wie passt das denn zusammen? Anfangs war das tatsächlich schon ein paarmal etwas komisch. Und auch jetzt teilweise, wenn ich mich mit Leuten unterhalte, und ich ihnen erzähle, was ich so mache. Dann kommen schon so Fragen, wie: “Und das willst du als Mann wissen”? Und dann sage ich: Ja. Das lustige: Das sind meist Freunde, die überhaupt nichts mit diesem Thema zu tun haben. Mit unseren Kundinnen ist das etwas ganz anderes. Da kam noch nicht ein einziges Mal die Frage auf, ob ich das als Mann überhaupt verstehen kann, oder ähnliches. Es geht dabei ja auch eher um trainingswissenschaftliche Themen oder gesundheitliche Probleme. Für spezifischere Themen haben wir aber auch Hebammen und Gynäkologen im Team, die dann Auskunft geben können.
In den vergangenen Jahren hast Du pregfit ohne externe Investoren hochgezogen. War das eine bewusste Entscheidung?
Ja. Ich wollte erstmal den Proof of Concept beweisen. Man selbst glaubt ja immer zu 1000 % an seine Idee. Andere davon zu überzeugen ist teilweise schwierig, vor allem, wenn man seine Idee noch nicht mit Fakten, Zahlen und Daten belegen kann. Deshalb wollte ich lieber selbst schnell ein MVP bauen um dann, im nächsten Schritt, wenn es um das Thema Wachstum geht, mit externer Unterstützung richtig Gas geben zu können.
Familonet-Gründer Michael Asshauer und Schweizer Invest investieren investierten kürzlich in pregfit. Was sprach jetzt für externe Geldgeber?
Durch den Umbau der Plattform und die Corona-Krise sind die Umsatzzahlen und Anmeldungen plötzlich stark gestiegen. Das war für mich das Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ich wollte jetzt diesen Booster optimal ausnutzen. Um schneller skalieren zu können, brauchte es externe finanzielle Hilfe. Ich bin super happy, die zwei Investoren überzeugt zu haben. Und das war leichter, als gedacht.
Nun einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist pregfit inzwischen?
Also, ich kann soviel verraten: Wir konnten den Umsatz im Vergleich zum letzten Jahr circa verzehnfachen. Ich habe mir ein super Team aus Freelancern aufgebaut, mit denen ich sehr gerne zusammenarbeite. So kann man immer schnell projektbezogene Experten ‘einkaufen’ und bleibt flexibler. Feste Angestellte habe ich somit nicht. Geplant ist es aber schon, bald ein kleines, festes Team in Hamburg aufzubauen.
Wo steht pregfit in einem Jahr?
Meine glasklare Vision ist es, pregfit als Marktführer in unserem Bereich zu etablieren. Wir sind auf einem super Weg dorthin. In einem Jahr will ich: pregfit als native App anbieten können, pregfit internationalisiert haben und einen Jahresumsatz im siebenstelligen Bereich erreichen.
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