#Gastbeitrag
Was Gründer aus dem Aus von fromAtoB lernen können
Das Corona-Jahr 2020 führte zum Aus zahlreicher Startups, darunter auch des Travel-Startups fromAtoB, das 2008 von Veit Blumschein, Daniel Nolte und Johannes Graßmann gegründet wurde. Doch aus jedem Ende können Gründer wichtige Schlüsse für sich und für andere ziehen. Veit Blumschein, der inzwischen erfolgreich mit seinem zweiten Startup Lanes & Planes ist, erzählt von seinen Learnings nach dem Aus für fromAtoB und wieso er bereits vor Jahren das Unternehmen verlassen hat.
Stellungnahme von Veit Blumschein zum Aus von fromAtoB
Die Nachrichten vom Aus meines ersten Startups fromAtoB trafen mich wie ein Schlag. Müsste ich das Gefühl beschreiben, würde ich sagen: Es ist, als würde man die Nachricht vom Tod einer Ex-Freundin bekommen – also einer Person, mit der man in der Vergangenheit eine sehr intensive Liebesbeziehung hatte, die aber nicht mehr Teil der Gegenwart ist. Und doch schmerzt diese Nachricht im Hier und Jetzt natürlich. Denn Gründer und Startup sind ja oft untrennbar miteinander verbunden, auch wenn man nicht mehr dort arbeitet. Umso schmerzvoller, wenn es sich um das erste eigene Startup handelt. Doch ich bin überzeugt, das jedes Aus auch Learnings für die Zukunft bereithält. Deshalb möchte ich mit Blick zurück den Blick nach vorne werfen. Ein paar Learnings aus meiner Zeit bei fromAtoB.
Reine Transaktionsmodelle in der Vermittlung von Transport sind ein sehr schweres Geschäftsmodell
fromAtoB ist in der Reisebranche ein klassischer B2C-Anbieter, bei dem für jede gebuchte Transportleistung eine kleine Gebühr anfällt. Technisch war die multimodale Reiseplattform von Beginn an hervorragend aufgestellt und wir konnten den Kunden ein hervorragendes Produkt anbieten. Ein reines Transaktionsmodell ist jedoch von mehreren Faktoren abhängig, die in Krisenzeiten und bei geringerem Reiseaufkommen den Erfolg des anbietenden Unternehmens sehr stark beeinträchtigen können. Im B2C-Geschäft sind die Warenkörbe der Kunden eher klein, der Margendruck extrem hoch und es gibt kaum Provisionen von den vermittelten Anbietern. Sprich: das Geschäft rentiert sich nur, wenn auch eine relativ hohe Anzahl von Personen ständig auf der Plattform Reisen bucht und der vermittelte Leistungsträger diese Vermittlung auch mit einer angebrachten Provision honoriert und vergütet. Schon lange vor Corona haben Daniel Nolte und ich aus diesem Grund mit Lanes & Planes ein alternatives und nachhaltigeres Geschäftsmodell im Travel-Bereich aufgestellt. Lanes & Planes verfügt als SaaS-Anbieter für B2B-Kunden eine Mischung aus Lizenz- und Transaktionsmodell, das heißt die Kunden zahlen eine feste monatliche Lizenzgebühr für die Nutzung der Software sowie eine Gebühr pro Reisebuchung. Natürlich hat auch uns Corona hart getroffen, aber mit diesem Umsatz-Grundsockel sind wir bisher sehr erfolgreich durch die Krise gekommen. Für Daniel und mich hieß das damals: Klarer Use Case, aber wir müssen ihn für einen Markt entwickeln, der auch bereit ist dafür zu bezahlen – was genau unser Ansatz in der integrierten Travel- & Expense-Lösung von Lanes & Planes ist.
Zielgerichtetes Targeting
Der Reisemarkt ist hart umkämpft. Auch fromAtoB als Reisebuchungs-Plattform war zu keinem Zeitpunkt alleinige Marktmacht. In der Folge spielt das Marketing eine entscheidende Rolle. Schon zu meinen Zeiten bei fromAtoB musste man sechsstellige Beträge an v.a einen große Werbeplattform aus USA zahlen, um sichtbar zu bleiben. Diese einseitige Abhängigkeit verschärft sich nochmals massiv in Krisenzeiten, wenn die Nachfrage zurückgeht aber das Angebot weiter hoch bleibt.
Scheitern ist Teil des Gründers-Daseins
Zum Schluss ein allgemeineres Learning aus meiner Zeit als Gründer: Scheitern ist Teil des Spiels und wir müssen aufhören Scheitern zu stigmatisieren – sowohl persönlich als Gründer als auch gesellschaftlich! Für mich heißt das: Hinfallen, aufstehen, abstauben, weitermachen und nicht die gleichen Fehler nochmal machen!
Daniel und ich hatten bei fromAtoB eine unglaublich intensive, tolle und sehr lehrreiche Zeit. Aber wir merkten auch, dass für uns die Möglichkeiten der Weiterentwicklung eingeschränkt waren. Wir waren daher froh, dass wir mit Gunnar Berning als neuen CEO jemanden gefunden haben, der unsere Vision von fromAtoB weiter so leidenschaftlich und durchaus auch erfolgreich weitergetrieben hat. Aber auch er konnte letztendlich nichts gegen eine höhere Gewalt wie eine weltweite Pandemie ausrichten. Aus eigener Erfahrung sprechend ist eines jedoch sicher: Erfahrung verknüpft mit emotionaler Intensität sorgen für eine viel steilere Lernkurve als eine traditionelle Aus- oder Weiterbildung es je könnten!
Zuletzt noch der Aufruf an alle ehemals Beschäftigten von fromAtoB: Meldet euch gerne bei mir! Lanes & Planes hat aktuell zahlreiche offene Stellen (in München) und freut sich über Bewerbungen der alten Belegschaft von fromAtoB.
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