Über 35 Startups, die 2020 leider gescheitert sind
Auch 2020 sind eine ganze Reihe Startups, Grownups und Projekte gescheitert – aus dem verschiedensten Gründen. Einige Unternehmen wurden mangels Erfolgsaussichten einfach abgeschaltet, andere schlitterten etwa wegen geplatzter Investmentrunden in die Insolvenz und kämpften danach um eine neue Zukunft. Einige zunächst gescheiterte Jungfirmen konnten nach der Insolvenz dann auch tatsächlich erneut durchstarten, andere leider nicht.
Zu den kostspieligsten Offline-Geschichten im vergangenen Jahr gehören Monedo (200 Millionen Euro), navabi (35 Millionen), Zeitgold (50 Millionen), Horizn Studios (>25 Millionen), Homebell (>20 Millionen), tausendkind (>20 Millionen), Joonko (>10 Millionen) und abracar (>10 Millionen). Von den zunächst gescheiterten Unternehmen konnten aber unter anderem navabi, Horizn Studios und tausendkind später erneut durchstarten.
Startups, die 2020 leider gescheitert sind
abracar
Rund drei Jahre nach dem Start ging abracar, ein Spin-off der Allianz-Gruppe, Ende Mai 2020 vom Netz. Das Münchner Startup, das von Orhan Köroglu und Sebastian Jost gegründet wurde, trat an, um “den Autoverkauf einfacher, sicherer und transparenter machen”. 2018 investierte die Allianz beachtliche 11,5 Millionen in den Gebrauchtwagenvermittler.
Bonavi
Das Berliner Kinderwagen-Startup Bonavi schlitterte im Herbst 2020 in die Insolvenz. Ende März 2017 startete Emma-Gründer Markus Ott gemeinsam mit seinem Bruder Niklas Ott die Online-Kinderwagenmarke. “Der Kinderwagenmarkt findet aktuell noch zu 95 % offline statt”, sagte Markus Ott kurz nach dem Start des Unternehmens.
getnow
Ende Oktober des vergangenen Jahres schlittere das Supermarkt-Startup getnow in die Insolvenz. “Der Lieferdienst, der aus den Supermärkten von Metro an Endverbraucher liefert, hatte schon seit Längerem Probleme mit seinen Gesellschaftern. Unter anderem hatte auch der untergetauchte frühere Wirecard-Vorstand Jan Marsalek sein Geld in die umsatzschwache Firma investiert” – berichtete Internet World damals. Inzwischen übernahm der Logistikdienstleister LIS die Überreste der Jungfirma.
Getsurance
Das Berliner InsurTech Getsurance schlitterte ebenfalls im Herbst 2020 in die Insolvenz. Picus Capital, also Alexander Samwer, die IBB Beteiligungsgesellschaft und die Schweizer Großbank PostFinance investieren in den vergangenen Jahren rund 2 Millionen Euro in Getsurance. Getsurance bietet unter anderem Versicherungen gegen Berufsunfähigkeit an.
Homebell
Im Frühjahr 2020 verschwand der Handwerkerdienst Homebell aus dem Netz. Auf der Website steht seitdem: “Wir nehmen aktuell keine neuen Aufträge mehr an”. Seit der Gründung im Jahre 2015 investierten Geldgeber wie Global Founders Capital, Lakestar, Index Ventures und Co. bereits knapp 20 Millionen Euro in Homebell. Inzwischen führt die blauarbeit.de-Mutter Portal United Homebell fort.
Horizn Studios
Das Smart-Luggage-Startup Horizn Studios schlitterte Ende April 2020 in die Insolvenz. In der Vergangenheit investierten Milano Investment Partners, Project A Ventures, Vorwerk Ventures, Perpetual Investments, Tarsadia Investments und Astutia Ventures rund 25 Millionen in das Startup. Im Juli übernahmen die Gründer Stefan Holwe und Jan Roosen die Jungfirma.
Joonko
Ende Oktober des vergangenen Jahres gab der Check24-Rivale Joonko überraschend auf. Raisin und der Ping An Global Voyager Fund investierten zuvor mehr als 10 Millionen Euro in das Finleap-Projekt Joonko, ein digitales Finanzportal, das es seinen Verbrauchern ermöglicht, die für sie passenden Finanz- und Versicherungsprodukte zu finden. Joonko wurde 2019 von Carolin Gabor, Andreas Schroeter und Eric Lange gegründet.
Liefery
Ende November des vergangenen Jahres verkündete Hermes das Ende seiner Liefertochter Liefery. In der Presseaussendung hieß es: “Die Geschäftsführung der Hermes Germany hat sich aus strategischen Erwägungen heraus dafür entschieden, die Aktivitäten der zunächst auf Same-Day-Delivery konzentrierten Tochtergesellschaft Liefery nicht weiterzuführen”. Liefery ging 2014 an den Start. 2017 übernahm Hermes die Mehrheit am Startup.
Loopline Systems
Das Berliner Startup Loopline Systems schlitterte im August 2020 in die Insolvenz. Seit 2014 unterstützten Nora Heer und Christian Kaller mit Loopline Systems Unternehmen dabei ihre Führungsprozesse zu verschlanken und zu digitalisieren. STS Ventures und Fawkes Ventures investierten noch 2018 eine siebenstellige Summe in das Startup, das einst von Project A angeschoben wurde. Nach der Insolvenz gelang aber der Neustart.
Monedo
Die Hamburger Kreditplattform Monedo, früher als Kreditech bekannt, schlitterte im September 2020 in die Insolvenz. Kreditech, 2012 von Sebastian Diemer und Alexander Graubner-Müller (beide nicht mehr an Bord) gegründet, war jahrelang eine der wichtigsten FinTech-Wetten Deutschlands. Das Unternehmen galt sogar als die “große Fintech-Hoffnung” der heimischen Startup-Szene. Bis Ende 2018 flossen rund 200 Millionen Euro in die Jungfirma.
navabi
Das junge E-Commerce Startup navabi, ein Shop für Plus-Size-Mode, verkündete seinen Lieferanten im Juli 2020 eine Insolvenz in Eigenverwaltung – siehe “Navabi arbeitet an Sanierungsplan” bei TextilWirtschaft (Paywall). Zuletzt hatte der Private-Equity-Investor Verdane die Mehrheit an navabi übernommen. In den vergangenen Jahren flossen rund 35 Millionen Euro in das Unternehmen, das kürzlich von Aachen nach Köln gezogen ist. Inzwischen haben die navabi das Startup aus der Insolvenzmasse rausgekauft.
rent-a-guide
rent-a-guide aus Bochum schlitterte im Juli in die Insolvenz. Die Buchungsplattform für Ausflüge und Touren teilte damals per Mail mit: “Hiermit müssen wir leider mitteilen, dass die Corona-Krise für rent-a-guide nicht zu bewältigen war und wir dadurch ein Insolvenzverfahren einleiten mussten. Wir sind alle sehr betroffen und versuchen nun das Beste aus der Situation für Sie und für uns zumachen”.
store2be
Das Berliner Startup store2be, das noch Anfang 2020 von Signa Innovations, Project A, Hevella Capital und der IBB Beteiligungsgesellschaft eine siebenstellige Summe einsammeln konnte, verkündete im September des vergangenen Jahres sein Ende. In einer Stellungnahme schrieben die Gründer, “dass es im aktuellen Marktumfeld keine positive Fortführungsprognose für unsere Firma und unser Produkt gibt”. Das 2015 gegründete Unternehmen positionierte sich als Buchungsplattform für Aktionsflächen.
Tank & Rast
Der Raststättenbetreiber Tank & Rast schickt fromAtobB Ende des vergangenen Jahres aufs Abstellgleis. Das Unternehmen hatte die Buchungsplattform für Bahnangebote, Flüge, Mitfahrgelegenheiten und Fernbusverbindungen Anfang 2018 aus der Insolvenz heraus übernommen. fromAtobB ging 2008 als VerkehrsmittelVergleich.de an den Start. Das Travel-Unternehmen wurde einst von Veit Blumschein, Daniel Nolte (beide inzwischen mit Lanes & Planes unterwegs) und Johannes Graßmann gegründet.
tausendkind
Das Berliner Grownup tausendkind, das 2010 gegründet wurde, schlitterte Ende März 2020 in die Insolvenz. Rund 24 Millionen Euro flossen zuvor in das Unternehmen. Der Bilanzverlust summierte sich zuletzt auf rund 30,6 Millionen. Im Jahresdurchschnitt waren 2017 rund 109 Mitarbeiter für das Unternehmen tätig. Weltbild kaufte später die Überreste der Jungfirma.
Zeitgold
Das Berliner Startup Zeitgold, das im Mai 2020 noch 27 Millionen eingesammelt hat, gab Ende Juli des vergangenen Jahres auf. Zeitgold wurde 2015 von Stefan Jeschonnek, Jan Deepen und Kobi Eldar gegründet. In den vergangenen Jahren flossen rund 50 Millionen in Zeitgold. Das verkleinerte Team versucht sich inzwischen mit Sorted im Markt zu etablieren.
Noch mehr Startups, die 2020 gescheitert sind
* 3DyourBody (Insolvenz)
* Almondia (Insolvenz)
* beyli (Insolvenz)
* BuyingShow (Insolvenz)
* Generation Yes (Insolvenz)
* Geschenke.de (Insolvenz, Neustart)
* GymJunky (Insolvenz)
* Hoccer
* imogti (Insolvenz)
* Lizengo (Insolvenz)
* Maister (Insolvenz)
* Mauz & Wauz (Insolvenz)
* mobileJob (Insolvenz)
* Oply
* PaketButler
* Pingonaut (Insolvenz)
* Rexcar (Insolvenz)
* Savedroid
* Seedheart (Insolvenz)
* Tinkerbots (Insolvenz, Neustart)
* TreasureHunt (Insolvenz)
* Urmo (Insolvenz)
* Vitraum (Insolvenz)
Zur Erinnerung: 2019 scheiterten Unternehmen wie Brabbler, Everdine und von Floerke.
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