15 Gründer über ihr bisher wildestes Startup-Erlebnis
Regelmäßig bitten wir Gründerinnen und Gründer zum großen und beliebten Gründeralltag-Interview. Eine Frage, die wir jedem jungen oder erfahrenem Entrepreneur stellen lautet: “Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?” Hier 15 Antworten gebündet in der praktischen Übersicht.
Die Coronakrise war für uns auf jeden Fall eine wilde Zeit. Wir sind für circa drei Monate ins Home Office gegangen und sind es zum Teil immer noch, was eine starke Umstellung für uns war. Wir haben allerdings gemerkt, dass wir remote ohne Produktivitäts- und Effizienzverlust als Organisation funktionieren. Vom Gefühl her waren wir in Teilen sogar noch effizienter. Das war ein großes Learning für mich. Außerdem ist die Dynamik und das Commitment im Team in dieser Zeit sehr hoch, da alle nochmal eine Schippe drauf gelegt haben und wir so bisher weiterhin profitabel mit deutlich mehr als 100 Neukunden in diesem Jahr durch die Krise gekommen sind.
Jonathan Kurfess, Appinio
Da gibt es einige. Der Launch von Vantik 2019 war zum Beispiel “intensiv”. Bis zum Tag X musste die neue Webpage und Onboarding-Strecke fertig sein. Wie das immer so ist, hat sich einiges verzögert. Da wir den Termin schon in der Presse angekündigt hatten, war eine Verschiebung nicht mehr möglich. Um 3:00 Uhr nachts haben wir die neue Webseite dann doch noch rechtzeitig live geschaltet. “Wild” war aber besonders diese Episode: Im Sommer letzten Jahres haben wir mit dem Team einen Bootsausflug auf der Havel gemacht. Auf dem Rückweg sind wir mit Motorschaden liegen geblieben und mussten zwei Stunden warten, bis wir abgeschleppt wurden. Zwei Teammitglieder mussten aber am Abend noch zum Flughafen. Um ihren Flieger zu bekommen, mussten sie ans Ufer schwimmern und per Anhalter weiterfahren… Aber sie haben ihren Flieger noch bekommen!
Til Klein, Vantik
Die bislang intensivste Zeit war vermutlich Anfang 2010. Damals gab es einen regelrechten Hype durch den Erfolg und die großen Funding-Runden von Groupon in den USA. Zusammen mit ein paar anderen Gründern hatte ich cooledeals in München aus der Taufe gehoben – ein Portal mit einem täglich wechselnden Live-Shopping-Angebot für die größten Städte in Deutschland. Wir standen im Wettbewerb mit Dailydeal und Citydeal aus Berlin und haben quasi Tag und Nacht neue Deals akquiriert und über die Plattform verkauft. Gleichzeitig galt es, die Finanzierung zu sichern und jede Menge Leute einzustellen. 2011 wurde Cooledeals dann von Qype gekauft und in QypeDeals umbenannt. Generell gab es bei allen Startups, bei denen ich aktiv war, immer Zeiten, in denen wir nicht wussten, ob wir die nächsten Gehälter noch zahlen können. Da lastet viel Verantwortung auf den Schultern des Gründers und man kann schlecht schlafen. Eine turbulente und sehr intensive Zeit im positiven Sinne erleben wir aktuell auch bei Rebike. Die Branche boomt und wir stehen vor dem Luxusproblem, dass wir die Nachfrage kaum bewältigen können. Im Team ist aber viel positiver Spirit und wir wachsen rasant. Jetzt kommt es vor allem darauf an, noch mehr gute Mitarbeiter*innen zu finden.
Thomas Bernik, rebike1
Für mich gibt es jetzt nicht DAS wildeste Startup-Erlebnis, sondern eher mehrere bzw. ein Startup zu gründen ist per se ja schon wilder Ritt! Wir bewegen uns immer auf neuen Wegen, müssen um die Ecke denken und testen Dinge, die sich vielleicht erst mal verrückt anhören. Das ist unser tägliches Brot und genau das macht Spaß. Gerade am Anfang geht es sehr wild zu, insbesondere wenn die Firma schnell wächst. Dann heißt es, zügig Strukturen reinzukriegen, Gehälter zahlen, Prozesse einführen, das Team auf Spur bringen etc. Parallel dazu muss man sich mit unvorhergesehenen Dingen beschäftigen, wie zum Beispiel Betrugsversuche und Co. und ich als Gründer muss trotzdem alle Bälle gleichzeitig in der Luft halten.
Sebastian Wagner, Hausgold
Bevor ich mich während eines Sabbaticals in San Francisco für das Thema KI begeisterte und 2016 dann schließlich mit Rasmus Merantix gegründet habe, habe ich in der Schweiz das E-Commerce-Unternehmen DeinDeal aufgebaut und zum Exit geführt. Die Zeit war extrem intensiv: In den ersten 18 Monaten sind wir damals von 0 auf 200 Mitarbeiter*innen gewachsen und hatten bereits nach fünf Jahren einen Jahresumsatz von über 100 Millionen Euro Umsatz. Ein solches Wachstum hatte ich bis dato noch nie erlebt. Jeder Tag fühlte sich ein bisschen wie ein Ritt auf einer Rakete an, die während des Fliegens gebaut werden muss.
Adrian Locher, Merantix
Vielleicht nicht wild, aber ungewöhnlich und es regt zum Nachdenken an: Wir wollten im Jahr 2009 gerne in die USA expandieren. Wir haben also Pläne gemacht, uns einen US-Amerikaner als Partner gesucht, Geld in die Hand genommen und sogar ein Büro angemietet – wir waren schon relativ weit. Ich bin dann rüber in die Staaten geflogen, um persönlich vor Ort alles zu klären. Und plötzlich hat sich unser Partner nicht mehr gemeldet. Direkt in der Gründungsphase! Ich habe versucht, ihn auf allen Kanälen zu erreichen – ohne Erfolg. Er meldete sich dann ein paar Tage später und sagte mir, er wäre von einem Einbrecher in seinem Haus angeschossen worden, als er diesen überwältigen wollte. Ein paar Tage später erlag er seinen Verletzungen. Das war eine traurige und schockierende Erfahrung, nach der wir unsere Pläne erst einmal auf Eis legen mussten.
Daniel Schnadt, Gambio
Karaoke war von Anfang an Teil unserer Malt-Kultur, daraus sind mehr wilde Abende entstanden als ich hier aufzählen könnte. Darunter hat auch mal das ein oder andere Meeting am Morgen gelitten. Aber rückblickend würde ich daran trotzdem nichts ändern. Am Ende sind es diese Erfahrungen, die deine Firmenkultur schaffen und dein Team zu einem herausragenden Team machen. Manche Dinge lassen sich nicht in Zahlen oder Fakten präsentieren und sind dennoch erfolgsentscheidend.
Vincent Huguet, Malt
Zu sehen, wie eine gute Freundin von mir mein Produkt benutzt, um mit ihrer Tochter in Verbindung zu bleiben. Keine exotische Geschäftsreise, kein Start-up-Wettbewerb, keine Finanzierungsrunden, keine globalen Auszeichnungen, keine Produkteinführung und kein anderes Erlebnis kann damit konkurrieren, Zeuge zu werden, wie jemand, den man liebt, durch die Arbeit, die man tut, und das Produkt, das man geschaffen hat, verändert wird. Das lässt einen über die eigene Leichtigkeit und Freude staunen. Es verleiht der Zeit, die Sie mit Ihrer Arbeit verbringen, einen Sinn.
Camilo Anabalon, Babybe
Als unsere erste Plattform LeihDeinerStadtGeld gestartet ist. Dass nach monatelanger Arbeit unser Produkt endlich live war – und dass dann tatsächlich die ersten Anleger Geld in die Projekte investiert haben. Also jemand uns vertraut hat, den wir nie gesehen oder gesprochen haben. Das war unglaublich!
Johannes Laub, CrowdDesk
Ehrlich gesagt, war das meine Kündigung vor 10 Jahren. Das hat sich echt krass angefühlt: Ich war Geschäftsführer eines Porsche Zentrums, habe gut verdient, hatte einen Firmenwagen und war sozial angesehen. Das alles hinzuwerfen, das Leben zu resetten und das erste Startup zu gründen, war wirklich wild. Im Nachhinein war das die wichtigste und beste Entscheidung meines Lebens. Startup fühlt sich immer wieder mal wild an, aber ich mag das! Es gibt Momente, in denen du dir einfach nur denkst: „Verdammte Axt, wie lösen wir das denn jetzt?!“ Aber mit der Zeit gewöhnst du dich an vieles, bleibst ruhig und findest Lösungen.
Marc Nicolas Polleti, Cluno
Als wir unser System von der kostenlosen Phase auf die bezahlte Version umgestellt haben. In dieser Nacht wussten wir nicht, wie viele Nutzer uns am nächsten Morgen noch treu bleiben werden. Wir hatten unser System zuvor über 1,5 Jahre kostenlos zur Verfügung stellen können, da wir über Fördergelder an der Uni finanziert waren. Als diese Finanzierung jedoch auslief, kam der spannende Moment. Zum Glück sind uns überdurchschnittlich viele Nutzer treu geblieben!
Hanna Jakob, neolexon
Eigentlich kann ich nicht genau sagen, ob ich das schon erlebt habe, denn es gab viele Momente, die ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen konnte. Die Gründung und der Aufbau von eToro war von Anfang an eine stürmische Zeit, die sich von einer Idee zu einem Start-up mit jetzt über 800 Mitarbeitern und mehr als 12 Millionen registrierten Usern weltweit innerhalb von nur 13 Jahren entwickelt hat. Die Ausweitung des Geschäfts auf Asien und die USA war eine unglaubliche Zeit, die Übernahme von Firmo und Delta im letzten Jahr war ein absoluter Höhepunkt. Es ist also immer noch eine wilde Achterbahn und macht viel Spaß!
Yoni Assia, eToro
“Wild” ist es für mich immer in Gründungsphasen von Start-ups – und wir gründen ja ständig. Es ist immer wieder eine Herausforderung, den richtigen Problem-Solution-Fit zu finden – eine extrem spannende Zeit. Nutzerfeedback und Daten entscheiden letztendlich, ob wir auf dem richtigen Weg sind oder ob wir unseren Ansatz nochmal überarbeiten. Aus diesem “Chaos” mithilfe einer strukturierten Methode ein Geschäftsmodell zu bauen, ist in der Tat ein wilder Ritt. Aber genau das reizt mich tagtäglich an meiner Tätigkeit!
Alexander Mahr, Stryber
Ein einzelnes „wildes“ Erlebnis kann ich nicht hervorheben. Der gesamte Weg von der Entstehung erster Ideen bis zur jetzigen Wachstumsphase ist außerordentlich, unglaublich und jeden Tag aufs Neue total spannend.
Stefan Sinnegger, PowUnity
Der Launch unseres Frankreich-Shops 2019, das war unser erster nicht-deutschsprachiger Online-Shop. Hier mussten alle Inhalte wie etwa CMS-Seiten und Produktinformationen ins französische übersetzt werden – und das bei Wahrung der vollen Rechtssicherheit.
Arasch Jalali, Profishop
Tipp: So sieht der Gründeralltag bei jungen und erfahrenen Startuppern aus
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