So bringt sich Thrasio gegen seine deutschen Klone in Stellung
Der amerikanische Amazon-Shop-Aufkäufer Thrasio übernimmt – wie bereits exklusiv im aktuellen Insider-Podcast berichtet – den deutschen Klon Thirstii. Das junge Unternehmen, das bisher kaum in Erscheinung getreten ist, wurde von Sami Turkie und Karsten Weber ins Leben gerufen. Das Thirstii-Team fungiert nun als Thrasio Deutschland. Inzwischen kommunizierte Thrasio die Übernahme auch. “Deutschland, als größter Amazon-Markt außerhalb der USA, ist für uns ein Kernmarkt” sagt Thrasio-Gründer Carlos Cashman.
Laut Presseaussendung verfügt Thrasio bereits “über ein bedeutendes Geschäft in Deutschland (50 Millionen US-Dollar Umsatz) und plant sein Wachstum in Deutschland, mit einem Investitionsvolumen von 225 Million US-Dollar für den Erwerb deutscher Amazon-Händler, deutlich auszubauen”. Thrasio kauft seit 2018 Amazon-Shop-Betreiber auf. Über 100 Übernahmen stemmte das profitable Unicorn aus Boston nach eigenen Angaben bereits. Der Umsatz der Jungfirma (600 Mitarbeiter) lag zuletzt bei 400 Millionen Dollar.
Bei diesen Zahlen ist es kein Wunder, dass Thrasio derzeit in Deutschland und Europa massiv kopiert wird. Überall entstehen momentan Thrasio-Klone. Deutsche Startups wie Brands United, Orange Brands, Razor Group, SellerX und Zeelos – um nur einige der bekannte Startups zu nennen – wollen nun auch hierzulande kleinere Amazon-Händler (FBA – Fulfillment by Amazon) aufkaufen und weiterführen. Insbesondere SellerX (100 Millionen Investmentrunde) und die Razor Group (25 Millionen) konnten sich dabei bisher extrem lautstark positionieren.
Hinter SellerX stecken Malte Horeyseck (Dafiti-Gründer) und Philipp Triebel. Cherry Ventures investierte zunächst gemeinsam mit Felix Capital, Village Global und Business Angels wie David Schneider, Johannes Schaback, Philipp Kreibohm und Malte Huffmann 6 Millionen Euro in SellerX. Danach verkündete das Startup noch den Einstieg von TriplePoint Capital. Insgesamt ist von einer Investmentrunde in Höhe von 100 Millionen die Rede. Wobei es sich vor allem um Kredite handeln soll.
Die Berliner Razor Group wiederum wurde von Tushar Ahluwalia und Jonas Diezun gegründet. Redalpine investierte kürzlich gemeinsam mit einigen Altinvestoren 10 Millionen Euro in die Jungfirma. Zusätzlich sicherte sich Razor von Claret Capital eine Debt-Finanzierung in Höhe von 15 Millionen. Zuvor investierten Global Founders Capital (GFC), 468 Capital, Presight Capital und Angel-Investoren wie Mato Peric, bereits rund 5 Millionen in die Razor Group. Die Post-Money-Bewertung der aktuellen Investmentrunde soll bei rund 50 Millionen liegen.
Hinter Orange Brands steckt Glossybox-Gründer Charles von Abercron. Das junge Startup verspricht: “Wir haben eine Betriebsplattform aufgebaut, um sorgfältig ausgewählten Microbrands in Deutschland und Europa ein neues Zuhause zu bieten”. Brands United aus Berlin wurde vom Tradora-Gründer Dieter Pfeffer und Marc Nußbaumer, zuletzt mit Argentum 360 unterwegs, gegründet. Brands United kauft Unternehmen, die “in den letzten zwölf Monaten mindestens 50.000 Euro Gewinn (EBITDA) erzielt haben”.
In Großbritannien setzt unter anderem Heroes auf das Thrasio-Modell. Das Londoner Unternehmen, das von den gebürtigen Hamburgern Riccardo Bruni und Alessio Bruni gegründet wurde, konnte kürzlich 65 Millionen Euro einsammeln – unter anderem von 360 Capital, Fuel Ventures und Upper90. Zudem baut Target Global derzeit mit Branded einen weiteren deutschen bzw. europäischen Anbieter auf. Aber auch große E-Commerce-Unternehmen wie die millionenschwere Berlin Brands Group (ehemals Chal-Tec) planen einen Aufschlag im Thrasio-Segment. Hintergründe zur Thirstii-Übernahme durch Thrasio gibt es auch im aktuellen Insider-Podcast.
Insider #91 – Thirstii/Thrasio
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