#Interview

Ein Startup, dass sich um die Anschaffung komplexer B2B-Produkte kümmert

Bei tradingtwins dreht sich alles um gewerbliche Anschaffungen. "tradingtwins ist in 12 Produktkategorien aktiv und unsere Anbieter haben über unsere Plattform Neukundengeschäft im Wert von über 50 Millionen Euro generiert", sagt Gründer Marc Wittkamp.
Ein Startup, dass sich um die Anschaffung komplexer B2B-Produkte kümmert
Dienstag, 1. Dezember 2020VonAlexander Hüsing

Das Kölner Startup tradingtwins möchte kleinen Unternehmen dabei helfen, “in nur wenigen Minuten und ohne Risiko optimale Investitionsentscheidungen zu treffen”. Die Jungfirma, die von Christian Schäfers, Marc Wittkamp und Gary Kunkel geführt wird, setzt dabei auf digitale Ausschreibungen”. “Wir haben eine große Lücke in der Digitalisierung des B2B-Einkaufs bzw. -Vertriebs entdeckt und bereits begonnen, diese zu schließen”, sagt Mitgründer Wittkamp.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der tradingtwins-Macher einmal ausführlich über sein Startup und den Standort Köln.

Wie würdest Du Deiner Großmutter tradingtwins erklären?
tradingtwins hilft kleinen Unternehmen dabei, schnell und ohne Risiko teure und wichtige Anschaffungen für ihren Betrieb zu tätigen.

Welches Problem genau wollt Ihr mit tradingtwins lösen?
Wir helfen KMUs, die eine komplexe Anschaffung für ihren Betrieb tätigen wollen, die passenden Anbieter zu finden und transparente Angebote zu erhalten. Wenn ich als Unternehmer bisher ein beratungsintensives Produkt wie z.B. eine Telefonanlage für mein Büro oder eine Industriespülmaschine für mein Restaurant anschaffen wollte, war das stets mit hohen Aufwänden für Produktrecherche, Anbieterauswahl und Verkaufsgespräche verbunden. Wir machen komplexe B2B-Anschaffungen effizient, in dem wir anhand eines dynamischen Interviews den Bedarf des Interessenten klassifizieren. Mit dieser digitalen Ausschreibung findet unser Algorithmus die Anbieter, die am besten passen und die KMUs erhalten innerhalb von 48 Stunden vergleichbare Angebote.

Jede Woche entstehen dutzende neue Startups, warum wird ausgerechnet tradingtwins ein Erfolg?
Wir haben eine große Lücke in der Digitalisierung des B2B-Einkaufs bzw. -Vertriebs entdeckt und bereits begonnen, diese zu schließen. tradingtwins ist in 12 Produktkategorien aktiv und unsere Anbieter haben über unsere Plattform Neukundengeschäft im Wert von über 50 Millionen Euro generiert. Wir wachsen seit zweieinhalb Jahren sehr kapital-effizient, sind trotz Corona wirtschaftlich stabil und haben ein heterogenes und eingespieltes Team. Das Problem der Beschaffung komplexer B2B-Produkte besteht in vielen großen Märkten und unsere Lösung ist die innovativste.

Wer sind eure Konkurrenten?
Wir konkurrieren zum einen mit dem klassischen B2B-E-Commerce, von dem wir uns jedoch klar durch den Fokus auf beratungsintensive Güter abgrenzen, welche eben nicht auf Amazon & Co. gehandelt werden. Zum anderen zählen wir digitale Branchenverzeichnisse wie z.B. Gelbe Seiten zu unseren Wettbewerbern. Im Gegensatz zu diesen bringen wir Nachfrage und Angebot jedoch aktiv zusammen und beschränken uns nicht auf das reine Zurverfügungstellen von Informationen. Unser direktester Konkurrent ist aktuell sicher Aroundhome, die sich in den letzten Jahren jedoch sehr stark auf das B2C-Segment konzentrieren. So sind wir in der DACH-Region die einzige reine B2B-Plattform, wenn es um die Beschaffung beratungsintensiver Produkte geht.

Wo steht tradingtwins in einem Jahr?
tradingtwins ist die führende Plattform für die Anschaffung komplexer B2B-Produkte in der DACH-Region und macht sich auf den Weg, weitere europäische Märkte zu erobern.

Reden wir über den Standort Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Köln steht Berlin als größter Einzelstandort der Metropolregion Rhein-Ruhr in nichts nach. Im Gegenteil: Das Startup-Ökosystem hier ist sehr “gesund”, aber noch lange nicht so “überhitzt” wie Berlin und das wirkt sich positiv auf vieles aus, was für ein Startup wichtig ist, wie z.B. Bürosuche, Recruiting und Fundraising.

Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
Die Startup-Szene in Köln ist räumlich konzentriert. Viele Startups tummeln sich in den Veedeln innerhalb bzw. um die Ringe. Dabei ist Köln aber keineswegs klein oder provinziell, ganz im Gegenteil: Die Hauptstadt des Rheinlands ist “very international” und sehr lebenswert. Darüber hinaus gibt es in und um Köln viel Industrie und Mittelstand – wichtig als potenzielle Kooperationspartner, Kunden oder Investoren.

Was ist in Köln einfacher als im Rest der Republik
Networking – op und mit Kölsch.

Was fehlt in Köln noch?
Auch wenn es abgedroschen klingt: Weder aus unternehmerischer noch aus privater Perspektive vermisse ich in Köln so richtig etwas. Jedoch muss man natürlich auch ganz klar sagen, dass das Startup-Ökosystem insgesamt noch nicht so stark entwickelt ist, wie z.B. in Berlin. Das merkt man u.a. beim Fundraising, wo die Nähe zu Investoren andernorts vielleicht nochmal ein Vorteil sein kann, oder auch bei der Bürosuche durch den Mangel an Co-Working-Spaces. Köln bzw. das ganze Rheinland holt aber in den letzten Jahren stark auf und ich bin sehr glücklich damit, unser Office in der Domstadt zu haben!

Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Dass möglichst viele – nicht nur Kölner – Startups unbeschadet durch die Corona-Krise kommen. Dass Köln bei den abgeschlossenen Finanzierungsrunden aufholt und die Startup-Szene insgesamt weiter wächst. Dass an den Hochschulen im Rheinland mehr innovative Studiengänge angeboten werden, die die Absolventen auf einen Karriereeinstieg in der Digital Economy vorbereiten. Hier hat sich zwar in den letzten Jahren schon einiges getan, insbesondere an privaten Hochschulen. Dennoch sind hochqualifizierte Fachkräfte, speziell Softwareentwickler, der größte Engpass für schnell wachsende Tech-Startups.

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln berichten wir gezielt über die Digitalaktivitäten in der Rheinmetropole. Mit circa 400 Startups, über 60 Coworking Spaces, Acceleratoren und Inkubatoren sowie attraktiven Investoren, zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerken bieten Köln und das Umland ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH#Koelnbusiness auf LinkedInFacebook und Instagram.

KoelnBusiness

Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.