“Seit unserer Gründung ist vieles anders gelaufen, als wir gedacht hatten”
Das Wiener Startup Journi macht aus Fotos schicke Fotobücher. “Wir sind 2014 zunächst mit einem Reise-Blog gestartet. Die Nutzer*innen können mit ‘Journi Blog’ auf dem Handy direkt Foto-Tagebücher erstellen und es mit der Familie und Freund*innen teilen. Je länger wir das gemacht haben, desto mehr Anfragen haben wir bekommen, ob es nicht eine Möglichkeit gibt daraus Fotobücher zu erstellen. So kamen wir dann auf die Idee, eine Fotobuch-App zu entwickeln, die aus bis zu 1.200 Fotos binnen 30 Sekunden auf dem Smartphone ein komplett designtes Fotobuch erstellt”, blickt Mitgründer Andreas Röttl auf die Entwicklung des Startups zurück.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht er Journi-Macher außerdem über Familienmomente, die Corona-Krise und Recruiting.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Journierklären?
Glücklicherweise ist meine Großmutter trotz ihrer 89 Jahre digital unterwegs ist und macht mit ihrem Smartphone gerne und viele Fotos, sonst hätte ich wohl einige Probleme, ihr das Tolle an Journi begreiflich zu machen. So sage ich ihr nur: Und wenn du aus den vielen Handy-Fotos deiner Enkel ein schönes Fotoalbum erstellen willst, dann öffnest du ganz einfach die Journi-App und wählst deine Lieblingsfotos aus. Dann drückst du nur noch auf das ‘Bestellen’-Feld und wartest. In ein paar Tage liefert dir dann die Post das fertige Fotobuch bequem nach Hause.
Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Definitiv. Wir sind 2014 zunächst mit einem Reise-Blog gestartet. Die Nutzer*innen können mit ‘Journi Blog’ auf dem Handy direkt Foto-Tagebücher erstellen und es mit der Familie und Freund*innen teilen. Je länger wir das gemacht haben, desto mehr Anfragen haben wir bekommen, ob es nicht eine Möglichkeit gibt daraus Fotobücher zu erstellen. So kamen wir dann auf die Idee, eine Fotobuch-App zu entwickeln, die aus bis zu 1.200 Fotos binnen 30 Sekunden auf dem Smartphone ein komplett designtes Fotobuch erstellt.
Wie ist überhaupt die Idee zu Journi Startup entstanden?
Meine Co-Founder Bianca und Christian und auch ich sind begeisterte Fotografen und Traveler. Darum wollten wir von Anfang an etwas kreieren, dass die einzigartigen Momente, die man erlebt, auf besondere Weise festhält und teilen kann. Denn zu schnell holt einen nach einer Reise der Alltag wieder ein. Heute wird das Journi-Fotobuch nicht nur von Reisenden genutzt, sondern auch von vielen Müttern und Vätern um Familienmomente festzuhalten. Denn, wie sagte meine Mutter schon immer gerne: ‘Die Kinder werden so schnell groß’.
Wie genau funktioniert eigentlich euer Geschäftsmodell?
Der Kunde erstellt in wenigen Minuten ein Fotobuch über die Smartphone-App ‘Journi Print’ und klickt auf Bestellen. Dann produzieren wir das Fotobuch nachhaltig, klimaneutral und regional in Bayern. Nur wenige Tage später hält der Kunde das Fotobuch in der Hand.
Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Die Krise ist ja leider noch nicht vorbei. Während den Hochzeiten der Corona-Krise heißt es für uns, wie für viele andere auch: Ab ins Home Office! Das ist hart, denn wir lieben unser Büro. Wir haben es erst letztes Jahr bezogen und individuell gestaltet mit Rückzugsorten und einem einladenden Open Office-Space. Neben dem Austausch mit meinen Teamkollegen*innen habe ich es auch vermisst, Tischfussball zu spielen und auf unserem großen Hängenetz zu arbeiten, von wo aus man einen super Blick über das ganze Büro hat. Die Zeit zuhause haben zu unserer Überraschung viele genutzt, um Fotos von vergangenen Reisen endlich in einem Fotobuch festzuhalten. Die Bestellungen waren im Frühjahr untypisch höher als in den Vorjahren. Wir merken, im schnellen Alltag fehlt vielen Menschen dafür einfach die Zeit. Das hat uns umso mehr bestärkt, in unserer Mission, dass Fotobücher genauso schnell erstellt wie Fotos geschossen werden.
Wie hat sich Journi seit der Gründung entwickelt?
Wir sind stetig gewachsen, wobei wir erst 2016 mit der Idee zu den Fotobüchern den Grundstein für das heutige Journi gelegt haben. Damals dachten wir noch, wir wollen nie größer als Instagram, bei der Übernahme von Facebook sein. Das Instagram-Team war zu jenem Zeitpunkt gerade mal ein Dutzend Personen groß und dennoch sehr erfolgreich. Das hat uns imponiert. Wir haben zu Beginn unsere Reise auch für drei Monate im Silicon Valley gearbeitet und die Arbeitsweise dort, effizient und mit einer klaren Vision, hat uns gefallen. Inzwischen sind wir größer als Instagram damals – und ich bin sehr froh darüber, denn jeder Mitarbeiter ist ein wichtiger Bestandteil unseres Teams und Erfolgs.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Journi inzwischen?
Wir haben 27 Mitarbeiter*innen aus 15 Nationen, 2 Millionen Nutzer*innen und einen Jahresumsatz von 5,5 Millionen Euro in 2019 verzeichnet. Aktuell suchen wir fünf weitere Team Mitglieder. Unser Fotobücher verkaufen wir inzwischen in Europa und Nordamerika.
Euer Firmensitz ist Wien. Was zeichnet die Startup-Szene in der Stadt aus?
Die Startup-Szene in Wien ist sehr persönlich. Als Gründer*in in Wien kennt man sich untereinander. Wir tauschen uns viel aus über private Initiativen. Zum Beispiel gehöre ich einem Stammtisch für mobile Apps zu. Dort sprechen wir offen über Herausforderungen, Entwicklungen und neue Inspiration. Was alle Gründer*innen in Wien und Österreich grundsätzlich vereint, ist die globale Denkweise, die auf die überschaubare Größe Österreichs zurückführt. Die Grenzen nach Deutschland und in die Schweiz verschwimmen und dann ist es in andere Länder auch nicht mehr weit.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Seit unserer Gründung vor sechs Jahren ist vieles anders gelaufen, als wir gedacht hatten. Das spiegelt sich auch in unserer Unternehmensgeschichte wider. Wir waren zu Beginn sehr naiv an das Thema Investoren herangetreten und dachten, dass das schnell erledigt ist. Am Ende hat es zwei Jahre und zwei neue Businessmodelle gedauert bis wir unser erstes Investment erhalten haben. In der Zeit war vor allem Durchhaltevermögen gefragt. Erst mit dem Fotobuch sind wir dann so richtig durchgestartet. Wichtig ist für mich aber am Ende nur, dass man keine Angst davor hat, etwas falsch zu machen.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Eindeutig bei unseren Mitarbeiter*innen. Sie sind unser wichtigstes Asset. Darum haben wir sehr viel Aufwand beim Recruiting betrieben. Wer bei uns arbeiten möchte, muss einen fünfstufigen Bewerbungsprozess durchlaufen, in dem Hard Skills und Soft Skills bewertet werden. Das klingt vielleicht erstmal hart, aber dafür haben wir einen hervorragenden Teamzusammenhalt und eine sehr geringe Fluktuation. Seit 2016 sind nur zwei Personen aus dem Unternehmen ausgeschieden. Das liegt sicher auch an weiteren Faktoren, wie zum Beispiel an unserer offene Feedbackkultur liegen, dem Empowerment der Mitarbeiter schnell selbst Verantwortung zu übernehmen oder an unseren Social Benefits vom gratis Öffi-Tickets über Obst und diverse Getränke sowie sonstige Angebote wie den Thirsty Thursday, der auch während der Corona-Krise, etwa in Form eines virtuellen Pubquiz stattfinden, oder das jährliche Team-Retreat.”
Wo steht Journi in einem Jahr?
Wir wollen unseren technischen Vorsprung im Personalized Print, den wir durch unsere Journi-KI haben, weiter ausbauen und weitere Länder in Osteuropa und Noramerika erschließen.
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