#Interview
Ein Startup, das eine Alternative zu blauen Einwegmasken bietet
Das Kölner Startup AIO bietet “transparente, nachhaltige und dazu noch stylishe Masken” an. Über indiegogo wollte Gründerin Anna Müller zuletzt 30.000 Euro einsammeln. Am Ende sind es 330.000 Euro von über 6000 Leuten geworden. “Unser Produkt bietet eine umweltfreundliche Alternative zu den blauen Einwegmasken, die enorm viel Müll produzieren und in der Natur und den Ozeanen landen und zusätzlich das fragile Ökosystem angreifen”, sagt Gründerin Müller. Im Interview mit deutsche-startups.de stellt die Rheinländerin ihr Startup einmal ausführlich vor.
Wie würdest Du Deiner Großmutter AOI erklären?
Nicht erst seit Corona, sondern bereits seit vielen Jahren, ist die Luft durch Rauch, Ruß, Staub, Abgase, Aerosole, Dämpfe und Geruchsstoffe stark verunreinigt. Insbesondere in den Großstädten kann das ungefilterte Einatmen dieser Luft zu langfristigen und ernst zu nehmenden Krankheiten führen. Dank unserer transparenten Atemschutzmaske ist es aufgrund des eingebauten Filters wieder möglich, dass man frei atmen kann, aber das Gesicht nicht hinter Stoff versteckt werden muss. So siehst du das Lachen deiner Enkel*innen wieder und schützt dadurch, dass du die Maske immer wieder nutzen kannst, auch die Umwelt. Da wir ausschließlich in Deutschland produzieren, stellen wir sicher, dass alle Produktionsschritte richtig ausgeführt werden und verkürzen zugleich den Weg der Produktion.
Welches Problem genau wollt Ihr mit AOI lösen?
Wir, Anna und Teresa Müller, die Gründerinnen von AOI, kamen bereits 2018 auf die Idee der AIO Maske, da wir beide an Asthma leiden und schon jetzt, wie viele andere auch, von der unsauberen Luft direkt betroffen sind. Als wir dann noch eine Dokumentation gesehen haben, die von den Langzeitfolgen durch Feinstaub auf unsere Gesundheit handelt, war dies der Auslöser für uns, daran etwas zu verändern. Das allerdings zwei Jahre später das Thema “Alltag mit Maske”, ausgelöst durch die weltweite Pandemie, in den Fokus der Gesellschaft rückt, haben wir nicht kommen sehen. Unser Produkt bietet eine umweltfreundliche Alternative zu den blauen Einwegmasken, die enorm viel Müll produzieren und in der Natur und den Ozeanen landen und zusätzlich das fragile Ökosystem angreifen. Doch nicht nur gegen unsaubere Luft soll unsere Maske schützen, sondern zugleich einen positiven Mehrwert bieten: Mit jeder verkauften Maske werden gemeinsam mit der Chamäleon Reisen Foundation auf der ganzen Welt Projekte unterstützt. Kleine Organisationen wie die preisgekrönte Sanshil Foundation in Indien, erhalten für jede verkaufte Maske einen Auftrag zur Herstellung von fünf Baumwoll-Mundschutzen für hilfsbedürftige Organisationen und Institutionen in den jeweiligen Ländern. Außerdem werden jeweils 30 % der Spende in Nähmaschinen investiert.
Jede Woche entstehen dutzende neue Startups, warum wird ausgerechnet AOI ein Erfolg?
Zum einen haben wir bereits mehrere Startups als Mentorinnen begleiten dürfen und somit Erfahrungen in den Bereichen Markenaufbau und Marketing, sodass wir uns dies zu Nutze machen konnten und unsere Prozesse und Strategien dementsprechend für AIO optimieren konnten. Zum anderen haben wir seit zwei Jahren eine eigene Performance-Marketing-Agentur, aus der wir weiteres wertvolles Wissen für unser Startups anwenden konnten. All dies vereint sich in einem extrem kompetenten Team, wobei jede und jeder Einzelne das eigene Know-How gezielt einsetzten kann.
Wer sind eure Konkurrenten?
Während der Pandemie sind sehr viele Anbieter und neue Produktansätze rund um Mehrweg-Masken entstanden. Wir begrüßen alle Lösungsansätze, die in der jetzigen Pandemie die Menschen dazu animieren, Masken zu tragen, um sich und ihr Umfeld zu schützen. Falsche Versprechen und Billigware ohne Schutzwirkung geht natürlich gar nicht. Wir haben uns entschieden, statt auf die Konkurrenz zu schauen, all unsere Kraft und Energie auf unser Produkt zu lenken. Unser Anspruch ist es, die Erwartungshaltung unserer Kun- den zu übertreffen und durch die Qualität unserer Maske zu überzeugen.
Wo steht AOI in einem Jahr?
In einem Jahr sind hoffentlich sehr, sehr viele zufriedene und gesunde Menschen mit unseren Masken auf den Straßen. Zudem haben wir bereits weitere sehr interessante Ansätze entwickelt, um weiterhin gegen die Ausbreitung der Pandemie, verschmutzte Luft und die Ausbeutung unserer Natur anzukämpfen. Die Lancierung der ersten Ideen folgt bereits Anfang 2021.
Reden wir über den Standort Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Köln ist übersichtlicher als Berlin, sodass interessante und relevante Kontakte nicht verstreut liegen und man schneller an die wichtigen Kontakte und richtigen AnsprechpartnerInnen für das eigene Startups kommt. Auch das Kölner Netzwerk sollte man nicht unterschätzen! Dadurch, dass Köln zugleich auch Medienstadt ist, ist dies vor allem für den Faktor Außenkommunikation enorm wertvoll.
Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
Wie bereits erwähnt, ist das Kölner Netzwerk überschaubarer und somit gleichzeitig auch engmaschiger – hier kennt jede*r jede*n. Unterstützendes Miteinander statt raue Ellbogenmentalität lautet das Motto, sodass Startups hier von den unglaublichen Möglichkeiten des Netzwerkens profitieren. Darüber hinaus ist noch nicht jede Nische besetzt, sondern man hat mehr Möglichkeiten vor Ort der erste Anbieter seiner Art zu sein.
Was ist in Köln einfacher als im Rest der Republik?
Die Nähe zu den Niederlanden, Frankreich und Belgien ermöglicht schnelle Wege in Metropolen wie Amsterdam, Paris oder Brüssel, doch auch das Ruhrgebiet liegt direkt vor der Tür. An Inspiration und Austausch, sowohl national als auch international, mangelt es hier nicht und gibt es viele spannende Unternehmen, die einiges bewegen wollen.
Was fehlt in Köln noch?
Spannende neue Projekte, wie das X Deck im The Ship in Köln Ehrenfeld sind erst vor wenigen Jahren entstanden – ein Zuhause für GründerInnen und junge Startups, die von Networking, kostenfreien Office Space und Mentoring profitieren. Dies zeigt, dass die hiesige Startup-Szene erst im Aufbau ist. Denn auch die zahlreichen weiteren Co-Working Spaces, die in der Innenstadt zu finden sind, gibt es erst seit wenigen Jahren und ein heißbegehrter Platz ist wie ein Sechser im Lotto. Ich wünsche mir, dass hier noch mehr politische Initiative und auch Förderung in zukunftsträchtige Ideen, die Umwelt und Soziales betreffen, gezeigt wird.
Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Erstens wünschen wir uns eine großflächigere Vernetzung von Unternehmen, die die Startup-Phase erfolgreich verlassen haben, die ihr wertvolles Wissen an Neu-GründerInnen weitergeben können. Auch wenn es schon einige coole Formate gibt, wäre es schön, wenn sich die KölnerInnen noch stärker gegenseitig unterstützen würden. Zweitens wünschen wir uns weitere Förderprogramme für junge Menschen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, wie etwa das NRW Gründerstipendium, das uns dabei geholfen hat, unsere Idee in einen Prototyp umzusetzen. Zudem könnte bezahlbarer Wohn- und Arbeitsraum, sowie mehr grüne Mobilität dafür sorgen, dass die Standort-Attraktivität steigt. Drittens wäre es schön zu sehen, dass Kölner Unternehmen stärker in den Fokus der KölnerInnen rücken. Lokalität wird für die KonsumentInnen immer wichtiger, sodass es großartig wäre, wenn ansässige Unternehmen mit Hilfe der Stadt Köln sichtbarer werden.
Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness
In unserem Themenschwerpunkt Köln berichten wir gezielt über die Digitalaktivitäten in der Rheinmetropole. Mit circa 400 Startups, über 60 Coworking Spaces, Acceleratoren und Inkubatoren sowie attraktiven Investoren, zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerken bieten Köln und das Umland ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH. #Koelnbusiness auf LinkedIn, Facebook und Instagram.