#Interview
“Am Anfang habe ich den Workload der Mitarbeiter etwas unterschätzt”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antwortet Sanja Bonelli, Gründerin von Herbliz, einer Berliner Kosmetikmarke, die unter anderem Health- und Wellness-Produkte mit Hanföl anbietet.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Ohne irgendwelche besonderen Rituale, ganz klassisch. Ich arbeite sehr strukturiert und so vorausschauend wie möglich, nur so kann ich meine Prioritäten im Fokus behalten. Außerdem bin ich wahnsinnig viel unterwegs und pendle zwischen Berlin und Hamburg, da ist Zeitmanagement das A und O. Trotzdem kann natürlich immer etwas dazwischen kommen, denn seit der Gründung ist kein Tag wie der andere.
Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Im Moment gar nicht. Wir haben vor gut einem halben Jahr gegründet und ich habe mich von Anfang an darauf eingestellt, dass es in den ersten Monaten arbeitsintensiv wird. Das ist aber auch in Ordnung, denn ich brenne für unsere Idee und Marke und möchte sie zum Erfolg bringen. Außerdem habe ich Spaß dabei. Da bin ich gerne bereit, Zeit zu investieren. Perspektivisch werde ich natürlich auch anderen Dingen wie Sport wieder mehr Raum in meinem Leben einräumen, aber im Moment bin ich happy, so wie es ist. Wenn ich mir dann doch mal eine kleine Auszeit gönne, entspanne ich natürlich am liebsten mit den CBD-Badekugeln aus unserer Eigenproduktion.
Was über das Gründer-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Ehrlich gesagt gibt es nichts, was ich vorher gern gewusst hätte. Ungewissheit, Risiken und auch Fehler gehören zum Gründen dazu. Man sollte sich bewusst sein, dass man die eigene Comfort Zone auch mal verlassen muss, um den neuen Herausforderungen offen und mutig gegenüberzustehen.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Eine der größten Hürden war es anfangs alle Aufgaben mit noch sehr wenig Personal zu bewältigen. Da musste man flexibel agieren. Parallel dazu war der Aufbau des Teams anspruchsvoll.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Das ist natürlich positionsabhängig. Ich glaube insgesamt ist die richtige Kombination aus Cultural Fit und Erfahrung ausschlaggebend. Und dann ist es natürlich wahnsinnig wichtig, dass die Leute auch Lust haben und bereit sind, sich wirklich einzubringen, die Anfangsphase mitzutragen, flexibel reagieren können. Jede Idee steht und fällt mit den Leuten, die für sie arbeiten.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Am Anfang der Gründung habe ich den Workload der Mitarbeiter etwas unterschätzt, da unser Business so unerwartet schnell gewachsen sind. Daraus habe ich gelernt und schnell in mehr Personal investiert, wodurch die einzelnen Aufgaben besser verteilt werden konnten und der Teamzusammenhalt gestärkt wurde.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer?
Das Wichtigste für mich: im Voraus planen und ganz klare OKRs benennen. Es ist extrem entscheidend, dass alle Mitarbeiter*innen von Anfang an fokussiert und in die gleiche Richtung arbeiten. In den ersten Monaten war bei uns natürlich vieles noch nicht fix, aber wir hatten uns klare Ziele gesetzt und haben erste wichtige Erfolge eingefahren. Die bauen wir jetzt aus und sehen tolle Ergebnisse. Eine gute Struktur und die Mitarbeiter*innen sind entscheidend.
Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Ohne unsere ERP-Plattform, über die wir unser komplettes Business steuern. Mit unserer komplexen Struktur aus verschiedenen On- und Offline-Channels, Retail, White- und Private-Labellösungen müssen wir uns zu 100% auf unser System verlassen können. Nur durch stetige Prozessoptimierung gelingt es uns, das Wachstum unserer vielseitigen Firmenzweige voranzutreiben.
Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Trotz unseres busy Alltags feiern wir unsere Erfolge – auch die kleinen. Es trägt sehr zur Motivation des Teams bei, dass wir positive Erlebnisse teilen. Neben der ganzen Arbeit nehmen wir uns Zeit für gemeinsame Abendessen und Drinks.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Als wir frisch gestartet waren, haben wir einen riesigen Auftrag an Land gezogen, eigentlich viel zu groß für unsere damalige Kapazität. Wir sollten innerhalb von fünf Tagen 10.000 Artikel liefern. Ich habe dem Kunden mit Pokerface zugesagt und wir haben die nächsten fünf Tage und Nächte gearbeitet, um das hinzubekommen. Es war ein großes Risiko und eine große Chance, das haben alle gewusst. Die Mitarbeiter aus den Shops sind abends nach ihrer Arbeit in die Manufaktur gekommen und haben geholfen, nach fünf Tagen hatten wir es tatsächlich geschafft.
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.
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